Spiel drei im Viertelfinale und der Grazer Bunker kochte schon vor dem ersten Bully. Die Fantribüne der Linzer war rappel voll und auf der anderen Seite drängten sich die Fans in Orange-Schwarz. Es war angerichtet für einen Play-off-Kracher und von Beginn an wurde mit hohem Tempo um jeden Millimeter gekämpft. Immerhin ging es nach dem 4:3 nach Verlängerung in und für Linz um die Führung in der „Best of Seven“-Serie.
1. Drittel
Beide Mannschaften attackierten früh, gingen auf die Scheibe los und so ergaben sich auch immer wieder Lücken und Möglichkeiten. Feurig mit Chancen auf beiden Seiten. Eine Tendenz war in den ersten Minuten wahrlich nicht auszumachen, Graz kam immer wieder gut in das Stellungsspiel, Linz konzentrierte sich auf den Bereich vor Graz-Keeper Robin Rahm. Wie schon im zweiten Spiel in Linz übernahm Brian Lebler bei den Linzern eine spielführende Rolle. In der siebenten Minute ging es dann erstmals auch mit den Fäusten zur Sache. Ex-Linzer Kevin Moderer nahm es gleich mit der halben Belegschaft auf und ging mit Lebler für zwei Minuten in die Kühlbox. Es war Platz auf dem Eis und das spielte Graz in die Hände. Doch Linz-Keeper Michael Ouzas war mehrfach zur Stelle. Er entschärfte in der neunten Minute auch einen Schuss von Ty Loney. Es wurde hektisch und plötzlich marschierte Dragan Umicevic alleine auf Rahm zu. Der parierte.
Die Halle kochte und dann war es wieder an der Zeit für einen zünftige Raufhandel. Da durfte einer nicht fehlen: Moderer. Er wurde wieder (erfolgreich) provoziert. Stefan Gafal musst mit ihm „nachdenken“ und parallel ging Andreas Kristler begleitete ihn wegen Behinderung. Das erste Powerplay für Graz in der elften Minute. Matt Caito hatte die dickeste Chance – Ouzas war mit dem Schoner dran. Der Torhüter hielt Linz im Spiel, denn Graz übernahm das Zepter. Dan DaSilva prüfte in einem Gegenstoß nochmals Rahm (16.) Auffällig war, dass sich beide Teams - mit Ausnahme der Rauferein - meist an den Plan hielten, Strafen tunlichst zu vermeiden. Doch dann hatte das beste Powerplay der Liga wieder seinen Auftritt: Rick Schofield wurde das gefährliche Spiel mit dem hohen Stock zum Verhängnis. Linz zeigte sich in Unterzahl aber sehr variantenreich, was die Verteidigung anbelangt. Ein Mal sehr nah am Mann, dann wieder geschlossen vor Ouszas. Eine Chance von Moderer war die Ausbeute der nummerischen Überlegenheit. Danach wurde es bei einem Gestocher noch einmal richtig heiß, doch Linz hatte Glück.
2. Drittel
Durchgang Nummer zwei begann alles anders als optimal. Daniel Oberkofler musste nach einem Scharmützel an der Bande vom Eis. Haken sagten die Schiedsrichter und das sollte Folgen haben. Nur sieben Sekunden liefen von der Uhr und dann krachte es: Aaron Brocklehurst (22.) bekam nach dem Bully die Scheibe, schaute auf und zog von der blauen Linie ab. Ein super Schuss in die Kreuzecke, bei dem Rahm die Sicht verstellt war. Graz verlor ein bisschen den Faden und die klare Linie. Zu allem Überdruss kam dann die nächste Unterzahl: Caito ging wegen Stockschlags. Eine unnötige Strafe hinter dem eigenen Tor. Er zertrümmerte dabei sogar den Schläger von Umicevic. Dieses Mal stimmte das Penaltykilling aber.
Linz witterte Morgenluft und drückte weiterhin auf den zweiten Treffer. Entlastung brachte da eine Strafe für Mathieu Carle (Beinstellen) und nicht nur das. Kapitän Oliver Setzinger schoss von der blauen Linie, Ouzas ließ abprallen und Travis Oleksuk staubte ab. Die 31. Minute brachte die Halle zum Beben. Ein Weckruf für Linz und dann zeigte Schofield, wie einfach es geht. Er brachte die Scheibe in die Angriffszone, fuhr über die linke Seite in Richtung Bande und legte nach hinten vor das Tor ab und mit dem neuen Schläger knallte Umicvic den Puck ins Tor. So einfach geht es und das dachte sich dann wohl auch Ken Ograjensek (34.). Er fuhr auf das gegnerische Tor zu, wackelte mit dem Schläger und dem Körper, wartete ab und dann verlud er Ouzas und hob die Scheibe ins Tor. Bravo – eine grandiose Einzelleistung!
Aber dann kam es wieder knüppeldick. Graz brachte die Scheibe nicht weg und irgendwie landete sie vor Schofield – 2:3. Linz beherrschte in dieser Phase die neutrale Zone, überbrückte sie selbst schnell und störte Graz gut. Eine Großchance von Oberkofler egalisiert Ouzas. An Chance mangelte es den Grazer in Summe aber ohnehin nicht. Mit Vier-gegen-Vier ging es in die zweite Pause. Ograjensek (Schwalbe) und Schofield (Beinstellen).
3. Drittel
Das Spiel hatte noch gar nicht richtig begonnen und schon jubelte die Halle: Oberkofler bekam hinter dem gegnerischen Tor die Scheibe, hatte Zeit und sah Oleksuk vor Ouzas. Der Pass stimmte haargenau und der Kanadier traf 36 Sekunden nach dem Bully zum zweiten Mal. Graz konnte die spielerischen Qualitäten im Vier-gegen-Vier auch weiterhin ausspielen, denn gleich darauf gingen Matt Garbowsky und Carle vom Eis. Die Ansprache von Trainer Doug Mason in der Drittelpause schien gefruchtet zu haben. Graz war wieder besser in der Spur, spielte wieder als Mannschaft und der Funken sprang auch auf das Publikum über. Die Grazer überstanden eine Unterzahl (Setzinger) unbeschadet. Das Spiel war nun ein offener Schlagabtausch und vor allem die O-Linie der Grazer wusste zu überzeugen: Oleksuk, Ograjensek, Oberkofler.
Die entscheidende Aktion wollte aber auf beiden Seiten nicht gelingen. Vor allem Ouzas hatte enormen Anteil daran, dass Linz in die Verlängerung gekommen ist. Denn im letzten Abschnitt lagen die Vorteile klar bei den Grazern. 28,7 Sekunden vor der Sirene musste dann noch Kevin Kapstad auf die Strafbank. Die Graz 99ers starten die Overtime also mit einem Powerplay.
Verlängerung
Nach einer 17-minütige Pause ging es in Überzahl für die Grazer weiter, doch Linz verteidigte geschickt. Just als Kapstad wieder auf das Eis ging, fiel das Tor: Matt Garbowsky schoss die Grazer zum 4:3-Sieg und der Führung im Viertelfinale.