Lange, bevor die Spieler der 99ers am Tag nach dem fulminanten 4:2 der Graz 99ers gegen Wien in der Halle eintrudelten, war Doug Mason schon in seinem Kammerl. Wie immer nach Spielabenden saß der Trainer vor seinem Computer und arbeitete. Gut zweieinhalb Stunden verbrachte Mason damit, das Videomaterial des Vortages zu sichten. Dabei schaut er sich nicht einfach nur die Bewegtbilder an, er seziert die Datei regelrecht. Teilt Sequenzen ein, kategorisiert Situationen und fertigt seine eigene Statistik an. „Die offiziellen Statistiken sind nicht immer richtig“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „ich berechne meine eigenen.“ So notiert er unter anderem, wie oft der Puck direkt geschossen oder wie häufig er abgefälscht wurde.

Mit einer speziellen Software „taggt“ er Szenen – er versieht sie quasi mit einem Etikett – und bearbeitet dann jene Ausschnitte, die er später seinem Team zeigt. „Allen Spielern kann ich die Szenen an einem Tag natürlich nicht zeigen, das geht sich nicht aus“, erklärt Mason, der am Tag nach der Wien-Partie sechs Spieler in seinen Raum gebeten hat. „Es geht nicht darum, Fehler aufzuzeigen. Es geht, darum noch besser zu werden“, erklärt er. Die Videoanalyse sei aber keine inhaltliche „Einbahnstraße“ vom Trainer zum Spieler: „Ich will wissen, warum sie manche Entscheidungen so getroffen haben. Und meist haben sie einen guten Grund – dann kann man auch nicht mehr von einem Fehler sprechen.“ Neben der Durchsicht der ausgewählten Szenen sucht Mason bei den Analysen auch das Gespräch, um den Spielern „ein gutes Gefühl zu vermitteln“.

Ein gutes Gefühl verbreitet vor dem heutigen Spiel freilich ein Blick auf die Tabelle. Die Grazer haben dem KAC die Führung wieder entrissen, doch für Mason bleibt das eine (erfreuliche) Momentaufnahme. „Wichtig ist, wo wir am Ende des Grunddurchgangs sind“, sagt er, „und bis dahin sind noch viele Spiele zu spielen.“ Aktuell liegen die 99ers bei 20 ausstehenden Partien 14 Punkte vor Innsbruck (7.) und dem imaginären Strich, der die Liga nach dem Grunddurchgang in Bonus- und Qualifikationsrunde teilt.

Znaim hat in den letzten Runden wieder Morgenluft gewittert und mit Graz eine Rechnung offen. Nach dem 0:4 gegen die Steirer am 30. Oktober haben die Tschechen sechs ihrer acht Partien gewonnen und damit in der Tabelle einiges an Boden gutgemacht. Weiterhin fehlen wird den Grazern Travis Oleksuk – der Ex-Bozener wird eventuell erst nach der Länderspielpause zurückkommen. Schon gegen Wien ersetzte ihn Daniel Natter, der prompt sein erstes Saisontor erzielte – ein besonders gutes Gefühl für den Eigenbauspieler.