Ein Hausbau sollte mit einem soliden Fundament beginnen. Damit die Grundbedürfnisse an das neue Eigenheim gestillt werden können. Eine zuvor aufgestellte Saunahütte oder ein beheizbarer Pool im Garten würde nur die schweren Gerätschaften behindern. Vor ähnlichen koordinativen Aufgaben stehen die Klubbosse nach jeder Saison. Mittlerweile wird der Stamm für das darauffolgende Spieljahr bereits im Dezember/Jänner vertraglich fixiert. Und unter Verschluss gehalten. Erst danach beginnt das Feilschen um die vakanten Kräfte für den Feinschliff.
Dieser dürfte von der Papierform her den Kärntner Klubs gut gelungen sein. Wenn auch die Ziele unterschiedlich ausfallen dürften. Der KAC dürfte eine direkte Play-off-Qualifikation anstreben. Für den VSV wäre es ein Erfolg, überhaupt ein Ticket zu ergattern.
Transfer-Coups
Wie dem auch sei: Als wahre Transfer-Coups sind KAC-Verteidiger Richie Regehr (kam als DEL-Meister aus München) und VSV-Torhüter David Kickert (schloss sich als Vienna Capitals-MeisterGoalie den Blau-weißen an) einzustufen. Der 23-jährige Diplomaten-Sohn entschied sich trotz mehrerer Angebote aus der Erste Bank Eishockey Liga für die Villacher. Vom Gehalt abgesehen soll als überzeugendstes VSV-Argument die Goalie-Schmiede von Trainer Markus Kerschbaumer gezählt haben. Neben Kickert scharen sich mit Heimkehrer Niki Petrik, Torjäger Kyle Beach und Verteidiger-Veteran Ryan Glenn solide Verpflichtungen.
Bei den Rotjacken gilt Regehr als schillernde Persönlichkeit. Der 34-jährige Kanadier war einer von drei neuen Imports in Klagenfurt (neben Julian Talbot und Jon Rheault). Neben Stützen wie Jamie Lundmark, Thomas Koch oder den Geier-Zwillingen Manuel und Stefan, sollten sie sich in Ruhe entfalten können. Maßgeblich dienen sollte hierfür auch der von Neo-Trainer Steve Walker eingeimpfte Spirit.
Transfer-Anomalien
Abgesehen von ihrem stabilen rot-weiß-roten Fundament, wirkt es, als haben sich die Salzburger Bullen ein fragiles Kartenhaus gebaut. Die Transferpolitik ist von der tiefgründigen Recherche und dem Qualitätsanspruch aus erfolgreicheren Epochen weit entfernt. So wie in der ECHL (dritthöchste Spielklasse in Nordamerika) gewildert wurde, scheint Salzburg das bewährte Trennungsprinzip von Trainer und Transfers über den Haufen geworfen zu haben. Greg Poss dürfte hier nun das (vorübergehende) Sagen haben. Das einzig Positive: Die EBEL-Konkurrenten sind die großen Nutznießer.
Auch wenn die Begründung seines Villacher Abganges etwas fadenscheinig geklungen hatte ("kein englischsprachiger Kindergarten vorhanden"), sollte es die Linz-Verpflichtung von Ex-VSV-Strippenzieher Corey Locke nicht trüben. Mit Andreas Kristler unterschrieb zudem ein verlässlicher Nationalteam-Akteur schon lange vor der Bekanntgabe bei den Oberösterreichern.
Eine unscheinbare Variante für die Bauweise ihres Kaders wählten hingegen die Graz 99ers. Klingende Namen fehlen zwar bei den Neuverpflichtungen, dafür könnte Effizienz (wie in den bisherigen Testspielen) ganz oben stehen. Aleksi Laakso, Justin Buzzeo, Brock Higgs oder Brock Nixon könnten sich wie Goalie Hannu Toivonen als Transfer-Kracher entpuppen. Die langersehnte Heimkehr von Verteidiger Florian Iberer rundet die Transfers auf die sentimentale Art ab.
Völlig unorthodox wirkt die Herangehensweise von Liga-Rückkehrer Medvescak Zagreb. Sportdirektor Aaron Fox stellte quasi auf Null und baute wohl etwas überschwänglich eine komplette Mannschaft. Mit absehbaren Änderungen. Stellt der Kader der Kroaten derzeit 67,5 Punkte anstelle der maximal zugelassenen 60 dar.
Ein völlig konträres Bild zu den Vienna Capitals also. Das Gebäude des Titelverteidigers blieb fast unverändert. Fraglich ist, wie schnell der "Meister-Kater" verdaut ist und ob die Wiener erneut Feuer fangen.
Fazit: Die Prioritäten in der Bauweise variieren bekanntlich nach Region. Erst im EBEL-Echtbetrieb kann getestet werden, wie stabil die Konstruktion hält. Egal, ob bei Donnerwetter oder ständigem Sonnenschein.