Im Eishockey ernten meist jene Spieler die Lorbeeren, die Zählbares vorweisen können. Statistische Werte untermauern ihr Ansehen bei Klub und Fans. Sie liefern nicht zuletzt die Grundlage bei Vertragsverhandlungen. In vielen Teams jedoch leisten jene einen wertvollen Beitrag, die nachweislich unter dem Radar fliegen. Die NHL hat dafür eine Bezeichnung parat: „Most underrated Player“. Sie tituliert Cracks, die von Klubs oder Fans nicht immer gefeiert werden, ihre zugewiesene Rolle aber fehlerfrei erfüllen. In Philadelphia wird keine Gelegenheit verpasst, den Villacher Michael Raffl auf diese Weise hervorzuheben. Solche wertvollen Akteure gibt es allerdings auch in der heimischen Eishockey-Liga, was diese Aufstellung beweist:
Manuel Latusa - Der Routinier
Auf dem Konto des torgefährlichen Salzburg-Stürmers stehen fünf EBEL-Meistertitel, genießt jedoch keinen „Promi-Status“. Um sich zu entfalten, braucht Latusa viel Eiszeit. Diese wurde bei den Bullen zuletzt jedoch immer geringer. Manchmal bleibt er 55 Minuten lang unauffällig, schießt dann aber das entscheidende Tor. „Er ist anpassungsfähig und erfüllt jede Rolle, die der Trainer fordert. Latusa ist ein sehr vollständiger Spieler“, schätzt Biedermann ein. Überdies verfügt er über einen guten Schuss, ist eisläuferisch top, gewinnt Bullys und kann harte Checks austeilen. Seine Erfahrung ist im Play-off Gold wert.
Patrick Harand - Der Giftige
Der Wiener Patrick Harand hatte oft mit Verletzungspech zu kämpfen. Auf dem Eis schont er aber weder sich noch den Gegner. Auch wenn die aktuelle Saisonbilanz nur vier Tore aufweist, zählen seine meist doppelt.“ Er trifft nicht nur in Momenten, die dem Gegner besonders wehtun. Er setzt immer wieder Nadelstiche zur richtigen Zeit“, bestätigt Armin Biedermann, österreichischer Mitarbeiter der schwedischen Statistikplattform „Eliteprospects“.
Clemens Unterweger - Der Aufstrebende
Eine starke Saison des 24-jährigen Verteidigers fand Anfang Dezember ein jähes Ende. Seit der schweren Hüftverletzung arbeitet der Osttiroler, der bei den Graz 99ers werkt, an seinem Comeback. Aufgezeigt hat Unterweger heuer vor allem mit seiner spielerischen und eisläuferischen Klasse. „In ihm birgt sich viel Potenzial. Auch für eine internationale Karriere“, beurteilt Teamchef Roger Bader und fügt hinzu: „Er muss jedoch athletisch und physisch stärker werden. Vielleicht sollte er sich getrauen, frecher zu spielen. Bei ihm würde das Paket jedenfalls stimmen.“
Niki Petrik - Der Kapitän
Schmerzen scheinen für den 32-jährigen Villacher ein Fremdwort zu sein. Wie eh und je wirft er sich in die hammerharten Schüsse der Gegner. Ob bei Dornbirn oder für das österreichische Nationalteam. Exakt denselben Finger hatte er dabei im Vorjahr beispielsweise zwei Mal gebrochen. In der Kabine gilt er als Stimmungskanone, nennt jedoch, wenn es sein muss, die Dinge unverblümt beim Namen. Seine Spezialität sind Unterzahl-Situationen, zuletzt stellte er auch wieder seinen Torriecher zur Schau. Dank seiner Puckkontrolle kann er immer wieder gefährliche Konter einleiten. „Er ist ein impulsiver Spieler und teilt harte Checks aus“, beurteilt Biedermann. Apropos Härte: Petrik geht keinem Faustkampf aus dem Weg.
Andreas Kristler - Der Edelreservist
Der 26-jährige Irschener hatte in der EBEL unter Ex-Salzburg-Trainer Don Jackson seine bisher beste Saison (2013/14). Was verwundert: Im Nationalteam beweist er immer wieder sein großes Talent. „Er kann im Powerplay Druck erzeugen, er hat gute Hände und einen guten Schuss und ist ein sehr guter Eisläufer, der viel Geschwindigkeit ins Spiel bringt“, lobt ihn Bader, für den Andreas Kristler eine fixe Komponente darstellt. Der Kärntner verfügt auch über eine robuste Statur und kann in körperbetonten Partien entscheidende Akzente setzen.
Stefan Bacher - Der Vielseitige
Der Villacher konnte nie auf eine Lobby zurückgreifen, sondern musste sich seinen VSV-Kabinenplatz hart erarbeiten. Mittlerweile sollte klar sein, dass es in Österreich kaum zuverlässigere Defensiv-Kräfte gibt, als Stefan Bacher. In der eigenen Zone werkt er kompromiss- und schnörkellos. Seine Pässe kommen punktgenau an. Heuer bringt Bacher zudem öfters Mut auf, tief in der gegnerischen Zone Akzente zu setzen. Zwölf Scorerpunkte bisher sowie eine respektable Acht in der +/-Statistik unterstreichen seine beste Saison.