Im Herbst wirken die Farben der Natur viel satter. Klares Licht schärft die Konturen und verändert damit nicht selten die Perspektiven. Wenn Sven Klimbacher nun mit seiner Familie durch Graz schlendert, nimmt er die Stadt seit seinem letzten Engagement vor vier Jahren anders wahr. Der Verteidiger und mittlerweile zweifache Familienvater ist dankbar, als Eishockey-Profi überhaupt noch Geld verdienen zu dürfen. Und der 35-Jährige genießt es sichtlich, für seinen stets intensiven körperlichen Einsatz wieder geschätzt zu werden.
Erst vor wenigen Wochen öffnete sich die Kabinentür zu seiner alten Wirkungsstätte. Aus dem Nichts, wie der bis dahin arbeitslose Profi schildert. „Dann ging alles ganz schnell. Ich war schließlich nicht in der Situation, zu pokern“, meint Klimbacher lachend. Große Erleichterung schwingt bei seinen Worten mit.
Denn die Karriere des Feldkircheners hing an einem seidenen Faden. Nach einem Mittelfußknochen-Bruch im Vorjahr stand der Defensiv-Akteur bei Wien plötzlich auf dem Abstellgleis. Obwohl Klimbacher als einer der zuverlässigsten Spieler der Liga gilt. Seit 2001 hielt er, bis auf eine Ausnahme (2009/10) pro Saison, stets in über 80 Prozent aller Spiele für sein jeweiliges Team die Knochen hin. Egal ob in Linz, Innsbruck, Graz oder eben bei den Vienna Capitals.
Es liegt jedoch nicht im Naturell des Kärntners, darüber zu lamentieren. Klimbacher verkörpert eher einen stillen Arbeiter. Nur selten schaltet er sich in die Offensive ein. Vielmehr verleiht er der Defensive Stabilität. Was als nicht minder wertvoll für eine Mannschaft gilt. „Er bewegt sich meist 60 Minuten unter dem Radar, erledigt aber einen sehr wichtigen Job vor dem Tor“, analysierte ihn ein ehemaliger EBEL-Trainer. Mit anderen Worten: Ein Schnitzer von ihm zieht umso gravierendere Folgen nach sich.
Graz bedeutet für Klimbacher nun nicht nur eine Rückkehr. Bei den 99ers sieht er auch einen Neustart. Zu groß wirken die Veränderungen beim Klub seit seinem letzten Aufenthalt. Klimbacher: „Eishockey erhält hier mit der umgebauten Halle noch mehr Aufmerksamkeit.“ Dazu trägt auch populäres Kabinen-Personal bei, das überall sonst in der Liga polarisiert: „Kyle Beach habe ich als Gegenspieler gehasst. Im eigenen Team ist er aber ein super Typ. Und von Oliver Setzinger kann ich nur gutes erzählen. Er tritt wie ein richtiger Kapitän auf“, schildert der Graz-Verteidiger, der heute mit den Steirern beim VSV gastiert. „Ich freue mich sehr. Es ist etwas Besonderes. Viele Freunde sind dabei.“
Vielleicht weil sich Klimbacher mehr denn je bewusst ist, dass er weitere Auftritte in der EBEL, nicht immer selbst in der Hand hat.