Eine interessante Saison steht in der EBEL bevor. Gespannt sein darf man auf die neue Eiszeit-Statistik („TOI – Time on Ice“). Es ist geplant, dass es für die Klubs einen finanziellen Bonus gibt, wenn österreichische Spieler eingesetzt werden. Die Details wurden noch nicht veröffentlicht. Eine löbliche, zugleich aber bizarre Situation: Im eigenen Land muss ein System installiert werden, das Klubs finanziell begünstigt, wenn eigene Spieler auf das Eis geschickt werden. Warum gibt es keinen Bonus, wenn weniger Ausländer spielen oder sie weniger Eiszeit erhalten? Hinsichtlich der Legionäre fehlen einfach Ambitionen zur stufenweiser Reduktion. Nicht falsch verstehen, die Liga hat sich gut entwickelt und steht wirtschaftlich betrachtet auf gesunden Beinen. Allerdings fehlt ein Lippenbekenntnis, wohin der Weg eigentlich führen soll. Ob das Nationalteam wirklich das Premiumprodukt der Liga ist, wie immer gesagt wird, muss bezweifelt werden.

Kleine Zeitung-Experte beleuchtet die EBEL mit KAC, VSV sowie Graz 99ers
Kleine Zeitung-Experte beleuchtet die EBEL mit KAC, VSV sowie Graz 99ers © KLZ

Es braucht eine Entscheidung: Entweder wird der Fokus auf österreichisches Eishockey gelegt oder es bleibt die EBEL oberste Prämisse. Auf die Gefahr hin, dass bald keine heimischen Spieler dort mehr spielen. In Österreich gibt es leider kein Gemeinschaftsdenken, wie in anderen Ländern, wo Klubs, Liga und Verband zu einem Konsens finden. Was das Nationalteam betrifft, wird es in den nächsten Jahren zur Mammutaufgabe, sich überhaupt in der B-Gruppe zu halten. Der Zug zur A-Gruppe ist, wie man zuletzt gegen Norwegen, Lettland oder Deutschland gesehen hat, längst abgefahren.

Der KAC

Ein positives Signal lieferte der KAC mit der Ernennung Manuel Geiers zum Kapitän. Es war auch ein guter Schritt sich von Spielern wie Thomas Pöck und Oliver Setzinger zu trennen. Damit dürfte sich das Klima beim Klub merklich verbessert haben. Es bleibt aber ein Rätsel, warum auf der Goalie-Position mit Tomas Duba ein Unsicherheitsfaktor geholt wurde, der vergangene Saison lange verletzt gewesen ist. Entweder gibt es keine besseren oder dem KAC fehlt der richtige Zugang zum Torhüter-Markt.

Doch in Klagenfurt ist nicht alles so wie es scheint. Im Grunde gibt sich der KAC ungewohnt kleinlaut. Dem Kader ist mehr zuzutrauen, als es vom Klub transportiert wird. Ein Top-6-Platz ist eigentlich Pflicht. Früchte trägt bei den Rotjacken die Umstrukturierung unter Sportdirektor Dieter Kalt. Ein AHL-Team ist eine gute Überlegung und sollten eigentlich alle EBEL-Teams installieren. Das eröffnet auch dem KAC mit Trainer Mike Pellegrims mehr zusätzliche Optionen. Stichwort: Kadertiefe.

Der VSV

In Villach steht Jahr Eins nach Goalie JP Lamoureux und Gerhard Unterluggauer an. Bisher musste der VSV nie besonders auf die Defensive achten. Nun versuchen die Blau-Weißen mit Mikko Jokela die Lücke zu schließen. Allerdings hat der Finne auch 36 Lenze am Buckel. Samuel Labrecque entstammt der kanadischen Universitäts-Liga CIS. Es haben zwar schon einige dieser Cracks hierzulande Fuß gefasst, aber mit ihnen bleibt es ein Glücksspiel. Vorteilhaft ist, das CIS-Spieler relativ reif sind. Aus Villacher Sicht bleibt jedoch die Frage, ob sich dadurch das schwache Powerplay, das dem VSV gegen Salzburg letzte Saison das Genick gebrochen hatte, verbessert hat.

Mit Locke und McGrath wurde ein Torjäger-Duo verpflichtet. Welche Aufgabe der Slowene und eigentlich Power-Forward Jan Urbas erhalten soll, erschließt sich mir nicht ganz. Nicht ganz uninteressant ist der Umstand, dass Villach heuer elf Import-Spieler im Kader vorweist, obwohl ständig davon gesprochen wird, auf österreichische Spieler zu setzen. Allein im Sturm sind sechs Legionäre engagiert. Ob da ein Spieler wie Christof Kromp im Powerplay viel Eiszeit erhalten wird, wäre ihm zu wünschen, darf jedoch eher bezweifelt werden.

Die Graz 99ers

Bei den Graz 99ers wird sich die Frage stellen: Was bringt Oliver Setzinger? Seine Negativität und schlechte Körpersprache braucht dieser Klub am wenigsten. Vielleicht ändert sich das mit seiner Rolle als Kapitän und Führungsspieler. Spannend wird es diesbezüglich vor allem wenn es nicht planmäßig läuft. Zumindest hat Graz mit Sebastian Dahm einen soliden Rückhalt. Darauf lässt sich aufbauen. Kurios ist, dass neuerlich vor Saisonstart mit Atte Pentikäinen ein Spieler den Klub verlassen hat. Eine Ausstiegsklausel nach Saisonende ist ja usus, aber davor? Wie kann überhaupt so ein Vertrag abgeschlossen werden?

Für mich ist es immer wieder ein Phänomen, was bei den 99ers passiert: Auf dem Papier ein guter Kader, ein starker Start – aber nach zwei Monaten beginnt der Komplettabsturz. Ich würde gerne wissen, was dahinter steckt. Vielleicht auch die Verantwortlichen im Klub. Denn gelöst hat dieses Problem bisher niemand.

Titelkandidat Salzburg

Aus sportlicher Sicht wird an Salzburg kein Weg vorbeiführen. Sie sind Titelfavorit und haben kadertechnisch noch einmal nachgelegt. Allerdings dürfen die Vienna Capitals nicht unterschätzt werden. Erstmals verfügen sie mit Lamoureux wieder über einen starken Torhüter. Und ohne solchen gewinnt man eben nichts.