Gegen Ende der vergangenen Saison konnte Nicolas Wieser einem leidtun. Die da schon in Auflösung begriffenen Graz99ers „alt“ ließen ihren Schlussmann ein ums andere Mal im Stich. Dann kam der Schnitt mit viel Neuem, aber der Villacher Wieser blieb als Back-up für den Schweden Jonas Gunnarsson. Er schüttelte die harten Wochen ab und früh war klar, dass Trainer Harry Lange auch ihm Chancen geben wird und muss. Zweimal schickte er Wieser bisher aufs Eis, beide Male zeigte der 27-Jährige ansprechende Leistungen, spielte das erste Shut-Out der Saison nach Hause, wurde in diesen zwei Spielen erst zweimal bezwungen. Beeindruckende Fangquote: Nahezu 96 Prozent.

Gegen Asiago ist es am Freitag wieder so weit, da wird Wieser wieder das Tor der 99ers hüten. „Es wären auch noch mehr Spiele gewesen, aber da ist etwas dazwischen gekommen“, meint Sportdirektor Philipp Pinter schmunzelnd. Was da „dazwischen“ kam? Nicolas Wieser und seine Frau Elena freuten sich über die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes, Sohn Noah kam am 13. Oktober zu Welt. Da war natürlich Kreißsaal statt Eishalle angesagt.

Seit 13. Oktober sind Wieser und Gattin Elena Eltern eines Sohnes: Noah ist da
Seit 13. Oktober sind Wieser und Gattin Elena Eltern eines Sohnes: Noah ist da © GEPA pictures

Heute ist es wieder soweit, Wieser wird gegen Asiago im Bunker zwischen den Pfosten stehen. Was sich für ihn geändert hat? „Kurz gesagt: Alles. Im Verein ist alles neu, wir trainieren ganz anders, viel besser. Und ich kann von Jonas Gunnarsson viel lernen, wir kommen auch abseits des Eises gut aus.“ Und so sei auch er in der Lage, seine beste Leistung abzurufen: „Dabei hilft mir das ganze Team. Ich mag es nicht, meine Stärken zu benennen, aber das Mentale ist mit Sicherheit eine Stärke“, sagte er. Nicht unwesentlich: „Das Team ist einfach besser als vergangene Saison und lässt einfach nicht so viele große Chancen zu.“ Bleibt die Frage, die man Tormännern immer stellen muss: Ist auch er ein wenig „anders“? „Ich versuche zumindest, es nicht zu sein“, sagt Wieser da lachend, „aber ob es mir gelingt, das muss man meine Teamkollegen fragen.“

Der heutige Gegner aus Südtirol ist zwar in der Tabelle nur auf Rang elf zu finden, hat aber Tabellenführer Bozen, Salzburg und zuletzt auch Linz geschlagen. „Asiago ist ein schwieriger, gefährlicher Gegner“, weiß auch Sportdirektor Philipp Pinter. In der Pause arbeitete das Team von Trainer Harry Lange weiter an der Verbesserung des körperlichen Zustandes. „Ich glaube, wir werden ein sehr gutes Team sein, das sieht man schon. Wir sind eine Mannschaft mit viel Tiefe, wenn sich bei uns jemand auf die erste oder zweite Linie konzentriert, dann kann auch die dritte oder vierte treffen.“ Und doch gebe es noch genug Potenzial; auch und vor allem bei den Imports, wie Pinter weiß. „Momentan hat man das Gefühl, dass wir jedes Tor wunderschön erspielen müssen, die dreckigen Tore, wo man einen Rebound erwischt, die Scheibe ins Tor drückt, die fehlen. Und es fehlt noch an Kaltschnäuzigkeit, wir vergeben zu viele Chancen.“

Pinters Liste mit „Potenzial“, wie er es nennt, ist noch länger, das gilt für Defensive wie Offensive. Auch, wenn er Extra-Lob verteilt: „Die Entwicklung von Nico Wieser hat man sich so gewünscht und erhofft. Es ist toll, dass es so schnell ging, er strahlt Selbstvertrauen und Ruhe aus, das ist super.“ Mehr Potenzial gebe es da etwa bei Nick Albano (“Er hat offensiv mit der Scheibe Riesenpotenzial, macht mit der Scheibe viel Gutes, muss aber im Spiel ohne Scheibe besser werden“) oder auch Trevor Gooch, der noch zu viele Chancen auslässt. Doch Pinter unterstreicht: „Das gilt bei uns bei jedem Spieler. Wir wollen alle besser machen, daran arbeiten wir intensiv.“ Einen weiteren Schritt soll es heute schon gegen Asiago zu sehen geben. Oder, wie es Wieser ausdrückt: „Heute erwarten wir uns alle einen Sieg.“