Das zweite Duell im Play-off-Viertelfinale zwischen dem KAC und VSV wurde als Hochrisiko-Spiel anberaumt. Die VSV-Fans, die mit dem Zug angereist kamen, wurden schon am Bahnhof in Empfang genommen und von zwei Polizeieskorten zur Heidi Horten-Arena begleitet. Was an der guten Stimmung unter den blau-weißen Fans keinen Abbruch tat. Mit Schlachtgesängen und lauten Trommelschlägen marschierten sie optimistisch ihren Weg. Nach der harten Kritik an VSV-Trainer Rob Daum, dass er in Spiel eins acht Verteidiger in die Aufstellung nahm und Blaz Tomacevic auf die Tribüne verbannte, reagierte der erfahrene Coach erwartungsgemäß. Er ließ Jamie Fraser, der über die gesamte Saison nur in einer Hobbyliga tätig war, zuhause.
Eine Entscheidung, die der gesamten Mannschaft einen Push gab. Der VSV agierte wie angekündigt viel konzentrierter als in Spiel eins, setzte auf die Komponente Kampfgeist gepaart mit gesunder Härte. Ein einfaches Konzept, aber äußerst wirkungsvoll. Die Adler schlugen damit den KAC mit jener Taktik, die die Klagenfurter zum Play-off-Auftakt angewendet hatten.
Der Optimismus der Fans war nicht unbegründet, denn ihr Team durfte in der ausverkauften Arena erstmals jubeln. Aus spitzem Winkel überraschte Derek Joslin Sebastian Dahm. Der VSV versuchte nachzusetzen, hatte auch in zwei Powerplays gute Möglichkeiten. Die Rotjacken kamen aber auch besser in die Partie, fanden zu ihrem Rhythmus. Auffällig agierte die Reihe mit Rock Ticar, Nick Petersen und Lukas Haudum, die der Defensive der Adler mehrmals die Schweißperlen auf die Stirne trieb. Aber VSV-Goalie J. P. Lamoureux entschärfte mehrere gute Chancen der Klagenfurter. Kurz vor Drittelende hatte der VSV nach einem überstandenen Unterzahlspiel Pech, ein schneller Gegenstoß von Chris Collins endete mit einem Schuss auf das Gestänge.
Geradliniges Hockey
Die Gäste aus Villach hatten auch in Drittel zwei den besseren Start. Mit geradlinigem Hockey und mit viel Körpereinsatz setzten die Adler den Klagenfurtern immer wieder zu. Die Rotjacken versuchten es mit der spielerischen Art, sah optisch gut aus, brachte aber nichts Zählbares auf die Anzeigentafel. Mitte des zweiten Abschnitts flachte das Match ab, waren beide Teams darauf bedacht, die Fehlerquelle in Grenzen zu halten, was aber nicht immer aufging. Plötzlich kam Luca Gomboc vor Lamoureux zur Scheibe, scheiterte aber am starken US-Goalie. In einem Überzahlspiel der Adler musste Dahm mehrmals seine Klasse zeigen, um das 2:0 der Gäste zu verhindern. Was kurz vor Drittelende aber der Fall war. Nach einem Schuss von der blauen Linie stocherte Andrew Desjardins den Puck in das Tor.
Die Athletiker versuchten es mit mehr Energie in den letzten 20 Minuten, scheiterten entweder am extrem starken Lamoureux oder am eigenen Unvermögen. So wurden mehrere Hochkaräter vergeben, traf Haudum aus einem Meter nicht das leere Tor, sondern die Stange. Als im Powerplay nach einem schweren Fehler von Dahm John Hughes das 3:0 erzielte, war es die Entscheidung. Da nützte auch nichts, dass Dahm sein Gehäuse schon sechs Minuten vor dem Ende verließ. Maxi Rebernig stellte mit einem Empty-Net-Treffer den 4:0-Endstand her. Nun steht es in der Serie eins zu eins, Spiel drei steigt schon am Sonntag in Villach.
Unterschied Lamoureux
"Es war eine enge Partie, beide Mannschaften hatten viele Chancen, am Ende hat J.P. Lamoureux für uns die Partie gerissen", sagt VSV-Stürmer Alexander Rauchenwald, der die letzten drei Tage aufgrund seiner Erkrankung kein Essen zu sich nehmen konnte. VSV-Trainer Rob Daum war von der Reaktion seiner Mannschaft begeistert, nannte auch Goalie Lamoureux als einen der Matchwinner. "Der Unterschied war auch, dass wir Tore geschossen haben, unsere Taktik auch besser auf das Eis gebracht haben", meinte ein zufriedener Coach.
Beim KAC war man trotz der 0:4-Pleite nicht ganz unzufrieden. "Wir haben besser gespielt als in Villach, aber der VSV war stärker als am Dienstag", meinte Lukas Haudum. Kritischer zeigte sich Verteidiger Clemens Unterweger. "Wir waren zu unkonzentriert und zu undiszipliniert, sind zu wenig eisgelaufen und haben zu wenig Energie auf das Eis gebracht", sagte der Verteidiger, der schon nach Spiel eins anmerkte, dass weiter der VSV die Favoritenrolle innehabe.