Wie geht es Ihnen nach dem ersten Training?
Michael Latta: Der erste Tag ist immer hart. Man lernt alle Leute kennen, macht viele Tests. Ich bin froh, dass ab sofort der ganze Fokus auf das Eishockey gerichtet ist.
Was sind Ihre Eindrücke von der Halle und den Kollegen?
Es ist eine schöne neue Halle mit einer großartigen Kabine und die Jungs sind alle sehr nett. Auch die Stadt sieht sehr schön aus und ich freue mich, hier Zeit zu verbringen. Ich hoffe, dass der Lockdown bald vorbei ist.
Was gibt es zu Trainer Jens Gustafsson zu sagen?
Er scheint ein guter Typ zu sein. Wir haben auch ein paar gemeinsame Bekannte, über die wir uns unterhalten haben. Aber natürlich auch darüber, was er von mir erwartet. Und das ist genau das, was ich tue.
Als Michael Boivin 2017 nach Graz kam, sagte er: „I’m a lover, not a fighter.“ Was für ein Spielertyp sind Sie?
Es kommt darauf an, ob du in meinem Team bist oder nicht (lacht). Früher habe ich schon gekämpft, aber das geht in Europa nicht. Es ist mein drittes Jahr hier, das habe ich geändert. Ich habe es gemocht, hart zu spielen, „Big Hits“ zu machen und etwas schmutzig zu spielen.
Von Ihren Kämpfen in der NHL gibt es starke Bilder.
Dafür wird man hier bestraft.
Was ist für Sie der große Unterschied zwischen Nordamerika und Europa?
Auf jeden Fall die Größe der Eisfläche. In Nordamerika wird viel mehr gecheckt. Da ist es ein viel härteres Spiel mit viel mehr Kämpfen und viel weniger Zeit am Puck. Hier hast du mehr Zeit und musst mehr laufen. Durch den Platz wird es auch schneller. Aber in Europa ist wirklich sehr viel Können auf dem Eis.
Sind Sie ein Torjäger?
Ich war immer ein Typ, der zuerst gepasst hat. Aber ich weiß noch nicht, wie in Österreich gespielt wird. Freunde haben mir schon etwas erzählt, aber ich werde es am Freitag hoffentlich sehen. Ich will einfach hart arbeiten, ein paar Tore schießen und hoffentlich mit dem Team viele Siege feiern.
Sie waren seit März 2020 vertragslos und das in einer Pandemie. Wie hat sich das angefühlt?
Es war wirklich ein sehr langes Jahr für die ganze Welt – nicht nur für Eishockeyspieler. Ich bin sehr glücklich, dass es mit Graz funktioniert hat. Aber ich bin frisch. Die meisten Jungs haben viel gespielt und sind vielleicht etwas müde. Ich kann ein bisschen Energie reinbringen.
Wie haben Sie sich in Form gehalten?
Auch in Kanada gibt es einen Lockdown und es haben nur die wichtigen Geschäfte offen. Aber als Profisportler habe ich ins Fitnessstudio dürfen. Da es in Kanada so kalt ist, habe ich mir in meinem Garten eine Eisfläche gemacht.
Ihr Garten muss groß sein, oder?
Ja, ziemlich. Aber die Eisfläche ist nicht so groß wie die hier. Ich wollte einfach an meiner Technik arbeiten und ein bisschen auf dem Eis mit dem Puck sein.
Sind Sie alleine nach Graz gekommen?
Ich habe eine Freundin in Kanada, aber sie ist zu Hause geblieben. Ob sie mich besuchen kommt, hängt natürlich von den Bestimmungen an der Grenze ab. Ich hoffe es, aber sie hat auch einen Job in Kanada.
Corona beherrscht Österreich aktuell. Wie sieht es in Kanada aus?
Es wird besser und wie ich erfahren habe, ist es ähnlich wie hier in Österreich. Ich komme aus Ontario und da haben wir rund 10 Millionen Einwohner, also auch ähnlich viele wie hier. Die Zahlen waren ebenfalls sehr hoch und durch den Lockdown sinken sie. Es geht in die richtige Richtung.
Haben Sie aufgrund der Pandemie überlegt, ob Sie nach Österreich gehen sollen?
Nein. Es ist schön, dem nachgehen zu können, was ich liebe. Ich habe die erste Möglichkeit genutzt, nach Graz zu kommen, und ich bin sehr dankbar und aufgeregt.
Sie haben auch in China gespielt. Wie war es dort?
Es war lustig, aber auch ein Kulturschock. Wir hatten zum Glück zehn Kanadier in der Mannschaft und somit immer jemanden, der einem helfen kann, denn es wurde nur schlecht Englisch gesprochen. Wir haben in Schanghai gelebt, einer großartigen Stadt, es war eine tolle Lebenserfahrung.
Hoffentlich wird Graz kein Kulturschock.
Ich liebe Europa – ich kann mir auch vorstellen, hier dauerhaft zu leben. Als mich die 99ers kontaktiert haben, habe ich mir als Erstes die Stadt im Internet angesehen und es war wunderschön. Ich freue mich wirklich, hier zu sein.