Es ist eine steile Karriere, die Daniel Ratushny bisher als Trainer zurückgelegt. Nach einem Kurzauftritt als Co-Trainer heuerte er nach seinem Jus-Studium sofort als Headcoach bei Olten an. Von dort ging es über Straubing (DEL-Coach des Jahres 2012) über Salzburg (zwei Meistertitel in zwei Jahren) nun wieder zurück in die Schweiz. Dieses Mal jedoch zum traditionsreichen Erstligisten Lausanne.

Die Schweizer verpassten dieses Jahr knapp das Play-off. Die punktegleichen und späteren Meister aus Bern schnappte Lausanne aufgrund des Vorteils in den direkten Duellen das Ticket weg. Trainer Heinz Ehlers musste daraufhin seinen Sessel trotz bestehendem Vertrag räumen. Zuletzt schafften es Lausanne und Genf in die Schlagzeilen, weil sich herausgestellt hatte, das sich die beiden NLA-Klubs die Besitzer teilen.

Folgen für Österreich?

Aus rot-weiß-roter Sicht könnte der Trainerwechsel ebenfalls Auswirkungen haben. Denn Ratushny wurde kurz nach Amtsantritt in Salzburg auch als österreichischer Teamchef installiert (Vertrag bis 2017). Der 45-jährige Kanadier verpasste im Vorjahr bei der A-WM in Prag mit Team Austria nur hauchdünn den ersten Klassenerhalt seit 2004. Aktuell kämpft Ratushny mit den Österreichern bei der WM-Division 1A in Kattowitz (Polen) um den Wiederaufstieg in die Eishockey-Elite.

Zwar sickerte bereits vor einigen Tagen durch, dass Ratushny dem EBEL-Champion den Rücken kehren könnte, doch eine Veröffentlichung der beiden Klubs vor dem bis dato wichtigsten Spiel der österreichischen Mannschaft (heute, 16.30 Uhr gegen Italien) gilt nicht unbedingt als der glücklichste Zeitpunkt.

Ratushny selbst will sich während der Weltmeisterschaft dazu nicht äußern und erst danach ein Statement abgeben.

Keine Überraschung

In einer ersten Reaktion des ÖEHV (Österreichischer Eishockey Verband) zeigt sich Generalsekretär Christian Hartl nicht überrascht. Er betont jedoch dass der Verband weiterhin mit Ratushny plane, sofern der Kanadier das wünscht: "Er hat Vertrag bis 2017. Wir planen schon für die Olympia-Qualifikation im September und gehen davon aus, dass Ratushny diesen Weg mit uns beschreitet." Ob es eine gute Idee wäre, einen hauptamtlichen NLA-Trainer als Teamchef zu haben? "Es macht für uns keinen Unterschied", meint Hartl. Denn genau dieser Aspekt wurde kurioserweise dem ÖEHV angelastet, dass der Teamchef einem EBEL-Klub angehört.

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass ein österreichischer Teamchef nicht in der höchsten Spielklasse des Landes engagiert ist. In der Saison 1997/98 war Trainer-Legende Ron Kennedy bei den Eisbären Berlin engagiert. Nach der Saison schaffte er mit Österreich den Aufstieg zur A-WM.

MARTIN QUENDLER, KATTOWITZ