Herr Präsident, vor dem letzten und alles entscheidenden Spiel Österreichs: Wie beurteilen Sie das Auftreten der Nationalmannschaft bei der WM?

Klaus Hartmann: Für mich ist das absolut beeindruckend, wie die Mannschaft hier auftritt und ich denke, dass wir alle zurecht stolz auf das Nationalteam sein können. Speziell hervorzuheben ist, dass wir in keinem einzigen Spiel einen negativen Ausreißer hatten. Die Mannschaft war, wie schon bei den Testspielen gezeigt, in der Lage das Niveau über 60 Minuten oder länger zu halten. Einige waren sicher davon überrascht.

Für Sie auch?

Nicht nach den gezeigten Leistungen aus den Testspielen. Wir haben uns als Verband sehr bemüht. Roger Bader hat aufgrund seiner Kontakte dazu beigetragen, dass wir ein entsprechendes Programm absolvieren können. So hatten wir in der Vorbereitung bereits hochqualitative Gegner. Das war allerdings mit Mehrkosten von etwa 180.000 Euro verbunden, die nicht budgetiert gewesen sind.

Was kann man aus Ihrer Zufriedenheit zur Zukunft von Roger Bader ableiten?

Diese wird sicher nicht an das Spiel gegen Großbritannien geknüpft. Roger Bader spielt eine sehr wichtige Rolle. Es ist augenscheinlich, wie stark sich unter ihm das Nationalteam weiterentwickelt hat. Als wir die Chance zur A-WM-Teilnahme erhielten, haben wir im Vorfeld aber beschlossen, uns nun voll auf das Turnier zu konzentrieren. Wir werden uns danach in aller Ruhe zusammensetzen und über die Zukunft sprechen. Wir hatten ja gedacht, wir werden in der B-WM spielen. Die Ziele in der Zusammenarbeit mit ihm waren definiert: Olympia-Qualifikation, U20-Klassenerhalt und Aufstieg in die A-Gruppe. Durch den Ausschluss von Russland und Weißrussland hat sich Letzteres aufgehoben. Nur weil es jetzt anders gekommen ist, hätte wohl keiner verstanden, wenn wir vor der A-WM schon Baders Vertrag verlängert hätten.

Ganz konkret: Wollen Sie mit Roger Bader den Vertrag verlängern?

Wir haben dieses Interesse, haben uns nie auf ein Spiel beschränkt. Gegen Großbritannien kann alles passieren. Aber wir haben bei dieser WM bewiesen, dass wir zu den Top-16-Nationen gehören. Das war unser Ziel, zu beweisen, dass wir zurecht hochgezogen worden sind. Wir wissen, dass Bader ein akribischer Arbeiter ist, großen Anteil am Erfolg hat. Und dass Arno Del Curto bei uns an Bord ist, hat sich positiv ausgewirkt. Alle sind begeistert. Er hat einen zusätzlichen Motivationsfaktor hineingebracht. Das ist für einen Außenseiter wichtig.

Noch einmal: Bleibt Bader Teamchef?

Das werde ich jetzt nicht sagen. Wir planen jedenfalls mit ihm. Die internationalen Medien haben seine Arbeit sehr positiv gesehen. So wie sich Österreich präsentiert hat, wäre es nicht überraschend, wenn er noch andere Angebote hat. Die Entscheidung wird aber nicht von mir alleine getroffen. Wir werden uns mit dem Präsidium zusammensetzen. Was ich aktuell sagen kann: Die Zeichen stehen positiv.

Der Teamchef ist ja zugleich auch Sportdirektor. Wie sollen auf der Position die Verantwortungsbereiche künftig aussehen?

Roger Bader konzentriert sich natürlich hauptsächlich auf die A-Nationalmannschaft und die U20. Doch gerade in der U18, das hat die Analyse nach der letzten WM gezeigt, haben wir massiven Aufholbedarf. Aus meiner Sicht braucht es jemanden, der sich eigenverantwortlich um die Nachwuchs-Nationalmannschaften kümmert, um den Abstand zum Erwachsenen-Eishockey zu verkleinern. Im Bereich U18 und abwärts könnten wir einen zusätzlichen Verantwortungsbereich schaffen. Etwa im Torhüter-Sektor, um Goalies auszubilden. Dort haben wir Aufholbedarf.

Das bedeutet, die Arbeit des Sportdirektors wird auf mehrere Schultern verteilt?

Die primäre Aufgabe von Roger Bader liegt beim A-Team und in der U20. Ein Sportdirektor ist ja kein Hofratstitel. Da geht es um viel Verantwortung und Roger Bader kann nicht überall vor Ort sein. Außerdem holen wir uns U18- und U20-Liga zurück zum Verband. Und da benötigen wir einen Mitarbeiter, der permanent vor Ort ist, die Spiele sieht und mit den Vereinen in Verbindung steht. Da haben wir Handlungsbedarf.

Der neue Kooperationsvertrag mit der Liga muss unterzeichnet werden. Wann erfolgt das?

Wir sind sehr weit. Es gibt noch kleinere Punkte, die zu erledigen sind und dann wird er auch stehen. Wichtig ist, dass die neue Legionärsregelung in diesem ja drinnen steht, die uns so wichtig ist. Auch wenn es Klubs noch immer zehn Legionäre ermöglicht, glaube ich nicht, dass es überall so weitergeht. Man merkt, dass junge Einheimische schon jetzt mit längerfristigen Verträgen ausgestattet werden und ich glaube, das ist die richtige Richtung.

Dennoch werden viele Posten in den Klubs wohl mit Ausländern besetzt. Einheimische spielen oft im Nationalteam größere Rollen als im Klub. Das ist seit 15 Jahren der Fall. Warum?

Das stimmt nicht. Wir haben im ÖEHV bereits einiges umgesetzt. Wir haben die Punkteregel abgeschafft und das Bewusstsein verändert. Und man sieht ja hier, was Österreicher imstande sind zu leisten. Ich schließe aus, dass es so weiter geht, wie in der Vergangenheit üblich. Wenn wir mit der Nationalmannschaft gute Leistungen bringen, hat das Auswirkungen auf Zuschauer, Medien und Sponsoren. Deswegen hängt vom Spiel gegen Großbritannien so viel ab. Eine Sogwirkung, wenn man so viel.

Andere Länder lachen darüber, wenn man ihnen erzählt, dass die Imports auf Zehn pro Mannschaft reduziert werden. Wo will der Verband hin?

Ich bin einerseits über die bisher gesetzten Schritte froh. Danach werden wir im Zwei-Jahres-Rhythmus evaluieren. Wir haben die neue Regel gemeinsam erarbeitet. Mit dieser Lösung können Verband und Klubs leben. Im Nachhinein wurde eine Diskussion geführt, die ich nicht verstehe. Hinsichtlich Doppel-Staatsbürger und Eishockey-Österreicher. Natürlich ist unser Ziel einstellig zu werden, also acht Ausländer. Man kann aber nicht ausschließen, dass ein Gericht alles kippt.

Bei Finnland gegen Österreich schien es, als wäre eine Kamera nur auf Marco Kasper gerichtet gewesen. Er hat eine exzellente Ausbildung genossen. Auf private Initiative hin, nicht wegen des Systems. Wie kann dies verbessert werden?

Wir versuchen selbstverständlich die Ausbildung der Trainer zu verbessern und finanziell zu unterstützen. Daher wurde auch die ÖEHV-Stiftung aufgelöst. 1,5 Millionen Euro an Festverzinslichen Wertpapieren wurden neu und besser veranlagt. Die restlichen 1,2 bis 1,5 Millonen Euro sind unsere Immobilien wert. Projekte wie Sommercamps können jetzt einfacher unterstützt werden. Fakt ist: Wir müssen unser Budget von etwa vier Millionen Euro erhöhen, einen eigenen Bereich schaffen für PR, Lobbying und Sponsoring.

Apropos Geld: Haben sich die Spieler beim Präsidenten auch eine Prämie für den Klassenerhalt herausgeschlagen?

(lacht) Es gibt natürlich Klassenerhaltsprämien. Früher lag die bei rund 1500 Euro brutto (Anmerkung: Die Spieler erhalten ein Taggeld von 100 Euro brutto sowie 170 Euro brutto an WM-Spieltagen). Hier ist es schon mein Ziel, diese im Rahmen der budgetären Möglichkeiten des ÖEHV etwas anzuheben, wenn wir die Klasse halten.