Seit Jahrhunderten glauben Menschen an die Symbolik von Fahnen. Eine enorme und wichtige Aussagekraft etwa besitzen auf Stoff gedruckte Regenbogenfarben. Sie sollen Grenzen bzw. Ausgrenzungen unterbinden. Üblicherweise wehen bei sportlichen Großveranstaltungen, wie aktuell bei der Eishockey-WM im lettischen Riga, auf mehreren Plätzen der Stadt die Flaggen der teilnehmenden Nationen.
Mit Stolz, schließlich will sich jeder Gastgeber als weltoffen, liberal und tolerant präsentieren. Und all das steht im drastischen Widerspruch zu den Vorgängen, die sich zuletzt in Weißrussland abgespielt hatten. Als ein Linienflugzeug (dem Weg von Athen nach Vilnius) mit dem oppositionellen Journalisten Roman Protassewitsch in Minsk zur Landung gezwungen wurde. Der Blogger sowie ein weiterer Passagier wurden von weißrussischen Polizisten festgenommen.
Für Rigas Bürgermeister Martins Stakis gaben diese Handlungen Anlass, die weißrussischen Flaggen in seiner Stadt zu entfernen. "Eine Flagge, die ein Regime symbolisiert, das staatlichen Terrorismus ausführt, hat in Riga nichts verloren. Also haben wir sie abmontiert."
Stattdessen hisste er, ebenfalls als Signal an den ursprünglichen WM-Partner Lettlands, die weiß-rot-weiße Fahne der weißrussischen Opposition. Umgehend wandte sich der Eishockey-Weltverband (IIHF) in Form eines Briefes von Präsident Rene Fasel. Die Protestaktion der Stadtverwaltung Riga sei nicht akzeptabel, sagte der IIHF-Präsident. Der Weltverband sei eine "apolitische Organisation".
Der Schweizer drohte und forderte, entweder die Flaggen umgehend wieder zu tauschen oder auch jene der IIHF zu entfernen. Riga kam zweiterem nach und hisste stattdessen Flaggen der Stadt. Bürgermeister Stakis lehnte es derweil ab, den Austausch rückgängig zu machen. "Wir müssen uns für eine Seite entscheiden - ein Volk, das nach Freiheit strebt, oder einen Diktator", twitterte er.
Rückendeckung erhält Stakis vom lettischen Staatspräsidenten Egils Levits. Er bezeichnete die Protestaktion im lettischen Fernsehen als "angemessene politische Reaktion". Sie sei ein Zeichen für die Nichtanerkennung des herrschenden Regimes in Weißrussland, das gegen das Völkerrecht verstoßen und den internationalen Flugverkehr gefährdet habe, sagte er.
Die noch bis zum 6. Juni laufende Eishockey-WM sollte ursprünglich auch von Weißrussland als Co-Veranstalter ausgerichtet werden. Nach massiven internationalen Protesten sowie Rückzugs-Drohungen von IIHF-Sponsoren angesichts der Machenschaften von Machthaber Alexander Lukaschenko wurde dem Land das Turnier entzogen. Riga ist deshalb alleiniger Austragungsort der WM.
IIHF-Präsident Fasel hatte im Jänner Lukaschenko in Minsk getroffen, was international ein verheerendes Echo ausgelöst hatte. Fasel wollte dabei mehr Menschenrechte in Weißrussland und härtere Maßnahmen im Land gegen die Coronavirus-Pandemie anmahnen. Tatsächlich gingen aber innige Bilder mit Umarmungen um die Welt. Diese beinhalteten ebenfalls viel Symbolik.