Es sind Nachrichten wie diese, welche die Sportwelt aus den Fugen heben, die Siege und Niederlagen vergessen lassen und die Öffentlichkeit in kollektiver Schockstarre zurücklässt: Erst im Oktober kam das norwegische Eishockeytalent Mats Hildisch bei einem Ligaspiel in seiner Heimat so unglücklich zu Sturz, dass der 18-Jährige gelähmt bleiben wird. Die Rückenmarksverletzungen seien laut behandelnden Ärzten zu schwer.

Sascha Benes weiß genau, welch schwierigen Monate Hildisch nun bevorstehen. 1997 erlitt der damalige Kapfenberg-Stürmer in einem Spiel gegen den KAC bei einem Check eine Querschnittslähmung. Seither ist der ehemalige Profi vom Hals abwärts gelähmt und an den Rollstuhl gebunden. "Mats steht jetzt vor seinem schwersten Training", erzählt Benes rückblickend auf seine eigene Reha-Zeit. Damals hätte er sich das "an morgen denken" abgewöhnt und begonnen im Moment zu leben. Und zu kämpfen. Täglich setzte er sich Minimalziele, etwa wieder selbstständig atmen zu können.

Jahre voller Höhen und Tiefen

Die Rehabilitation zermürbte ihn zusehends. "Es waren unendliche Qualen", erinnert sich der heute 46-Jährige. Nachsatz: "Aber hätte ich aufgegeben, ich weiß nicht, ob ich heute hier wäre. Im Endeffekt kann man nur alles geben und schauen, was rauskommt." Viele Ziele hat er erreicht, andere nicht. Selbstständig essen und trinken zu können blieb ihm bis heute verwehrt.

Trotzdem: Sein wacher Geist, seine kämpferische Art und sein Optimismus brachten das Licht zurück in Benes Leben. Im Sommer 1998 heiratete er seine Freundin Esther. Fünf Jahre später krönte die Geburt von Sohn Chenoa das Glück.

Kurz darauf übersiedelte die junge Familie ins spanische Alicante. "Durch mein extremes Kälteempfinden war ich in Österreich quasi acht Monate im Jahr zuhause eingesperrt. Ich hatte Angst, deswegen zu viel von der Entwicklung meines Sohnes zu versäumen." Den Umzug hat der ehemalige Profi nie bereut. "Das Aufwachsen meines Sohnes hier miterleben zu dürfen, war bestimmt die schönste Zeit in meinem Leben."

Sascha Benes mit Frau und Sohn kurz nach ihrem Umzug nach Spanien 2005
Sascha Benes mit Frau und Sohn kurz nach ihrem Umzug nach Spanien 2005 © Privat/KK

Tiefe Verbundenheit zum heimischen Eishockey

Auch mit der Vergangenheit hat er Frieden geschlossen. "Ich mache dem Christian Sintschnig, mit dem ich damals in Spiel zusammengestoßen bin, keine Vorwürfe. Der war ein junger Bursche und das ganze eine unglückliche Situation." Generell sei sein Kontrahent eher einer der "freundlichen" Spieler gewesen, während er, Benes, mit Beinamen wie "der Irre" ausgezeichnet wurde.

Dem heimischen Eishockey ist der Wahl-Spanier nach wie vor verbunden. "In den letzten Jahren habe ich die Spiele im Fernsehen verfolgt, wann immer es sich zeitlich ausgegangen ist." Einem speziellen Team drücke er nicht die Daumen. Aber: "Gute Erinnerungen aus meiner aktiven Zeit habe ich an den VSV. Zwar habe ich selbst nie dort gespielt, aber das Publikum war nirgends so toll wie in Villach."

An den Draustädtern schätzt er auch, dass sie viele Österreicher und Eigenbauspieler im Aufgebot haben. "Es bekommen nämlich zu wenig Österreicher die Chance groß bei den Clubs rauszukommen. In der Kampfmannschaft ist für viele Talente Endstation." Dabei würden gerade die NHL-Drafts von Marco Rossi oder Thimo Nickl die Qualität im österreichischen Nachwuchs zeigen. "Wenn das Niveau, sagen wir um 10 Prozent sinkt, weil mehr junge Österreicher anstatt ausgemusterter NHLer zum Zug kommen, wäre es trotzdem tolles Eishockey", findet der ehemalige Stürmer. "Vor allem würde es die Menschen wieder mehr für den Sport begeistern. Weil sie sehen, dass ihre Landsleute großartiges leisten."

Sascha Benes beim Training mit seinem Sohn auf der Terasse seines Hauses in Alicante
Sascha Benes beim Training mit seinem Sohn auf der Terasse seines Hauses in Alicante © Privat/KK

Sohn Chenoa ist ebenfalls Leistungssportler

Seine Leidenschaft hat Benes an seinen Sohn weitergegeben. Dieser ist ebenfalls Leistungssportler. Nur das Sportgerät ist ein anderes: Statt für den väterlichen Hockeyschläger hat sich der Junior für das BMX-Rad entschieden. Mit Erfolg: 2019 wurde er zum dritten Mal österreichischer Meister. Für ihn hat der Eishockey-Narr Sascha begonnen sich mit Sportwissenschaften zu beschäftigen. "Chenoa ist mein Proband. Alles was ich lerne versuche ich an ihm umzusetzen", lacht der stolze Vater. In diesem Jahr wartet neben sportlichen Herausforderungen die Matura auf das junge Talent. "Danach wird entschieden, ob wir in Spanien bleiben oder nach Österreich zurückkehren." Eines ist schon jetzt klar: Das heimische Eishockey wird Benes immer verfolgen – egal ob vor dem Fernseher oder in Zukunft vielleicht wieder live in der Halle.