Zwei „Blasen“ hat die NHL in Edmonton und Toronto eingerichtet, um noch einen Stanley-Cup-Sieger küren zu können. Dafür wurden extrem strenge Hygienevorschriften eingeführt, die für die Spieler zum Teil äußerst mühsam zu bewerkstelligen sind. „Wir werden jeden Tag getestet, wir müssen immer eine App ausfüllen, dürfen uns nur zwischen Hotel und Halle bewegen. Müssen im Freien einen Mund-Nasen-Schutz tragen, obwohl wir Spieler laufend zusammen sind. Es kommt mir ein bisschen wie Gefängnis vor“, erzählt Michael Grabner, der gewisse Sicherheitsmaßnahmen für übertrieben einstuft.
Seine Coyotes treffen ab heute in einer Qualifikation im Modus Best-of-Five auf Nashville. Der Kärntner ist vorerst nicht in der Aufstellung, darüber ist er verständlicherweise nicht glücklich. „Es ist ziemlich langweilig für mich, aber ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht viel spielen werde, da es schon die gesamte Saison so war. Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste“, sagt der erst 32-Jährige. Mit Trainer Rick Tocchet hat er aber ein gutes Auskommen, akzeptiert seine Situation. „Ich bin da, damit ich mit meinen Mitspielern Spaß habe, sie positiv halte, auch wenn ich nicht spiele. Es ist eine andere Welt hier, da muss man das Beste daraus machen.“
Chancen sind da
Gegen Nashville sieht er für sein Team auf alle Fälle Chancen, das Play-off der besten 16 Teams zu erreichen. Viel wird laut Grabner darauf ankommen, wie schnell man sich auf den Gegner und die ungewohnten Umstände einstellen kann. „Es gibt keine Fans in der Halle und keinen Heimvorteil. Es sind zum Teil ungewöhnliche Beginnzeiten. Alle sitzen im gleichen Boot und für alle ist es Neuland.“
Hinsichtlich der Play-off-Erfahrung sieht er einen Vorteil bei Nashville, die in den letzten Jahren gut performt haben.
Der Stanley-Cup-Sieger steht spätestens am 4. Oktober fest, was für die zwei Finalteams eine Kasernierung von über zwei Monaten bedeuten wird. Daher hat sich Grabner auch kurz überlegt, gar nicht mit Arizona die Reise nach Edmonton mitzumachen. „Von mir aus hätte man nicht spielen müssen. Diese extremen Auflagen und ohne Fans stellen alles etwas infrage. Natürlich geht es wegen des Geldes, ich verstehe schon den Hintergrund. Aber am Ende des Tages ist es auch nur Geld. Es gibt andere Sachen, die mir im Moment wichtiger sind. Vielleicht sitz ich die nächsten zwei Monate noch da, ohne Familie. Ergibt alles nicht viel Sinn bei mir“, meint der Stürmer, der noch ein Jahr Vertrag hat.
Von Generalmanager John Chayka hat sich der Verein kürzlich getrennt. Daher ist Grabner gespannt, was sich bis zum Beginn der nächsten Saison beim Klub alles tun wird.
Mario Kleinberger