Wir haben österreichs Eishockey-Experten aus den verschiedensten Medien befragt, wie sie die EBEL-Saison 2019/20 einschätzen. Der Grundtenor: Es wird ein Zweikampf an der Spitze erwartet, einige Truppen hätten das Potenzial, zu Überraschungsteams zu werden. Aber lesen Sie selbst...

Tono Hönigmann, ORF Kärnten Sport

Wenn man vor einer neuen Saison die meisten Mannschaften noch kaum kennt, sind Prognosen extrem schwer. Zumal es auch viele Umbrüche gab. Redet man aber mit den Vereinen und anderen Experten, so ist wohl ein Zweikampf zwischen dem KAC und Salzburg um die Meisterschaft zu erwarten. Ich muss mir aber erst einmal auch Graz, Linz, Wien und Bozen anschauen, um die „Jäger“ der zwei Titelfavoriten beurteilen zu können. Der VSV wird sicher stärker sein als in den vergangenen Jahren, die sind viel besser aufgestellt. Ich glaube, dass die Adler mindestens im Viertelfinale landen werden.

Kurt Plattner, Dolomiten (Südtirol)

Es ist schade, dass nur elf Mannschaften in die kommende Saison starten. So muss an jedem Spieltag ein Team zuschauen. Die Spannung wird darunter nicht leiden. Schließlich qualifizieren sich nur mehr fünf statt bisher sechs Klubs direkt für das Play-off. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, dann werden Titelverteidiger KAC, Salzburg und die Vienna Capitals den Meistertitel unter sich ausmachen. Am ehesten könnten die Graz 99ers oder der HCB Südtirol Alperia in den Dreikampf eingreifen. Fehervar könnte überraschen.

Andrea Schlager, ServusTV

Die neue Saison wird definitiv eine der spannendsten bisher. Am Anfang bekommen wir hoffentlich einige Fragen beantwortet. Wird der neue Goalie des Vorjahres-Halbfinalisten Graz seine Mannschaft tragen können? Werden die Abgänge bei Salzburg und den Vienna Capitals alles verändern? Wie stark sind auch in diesem Jahr die Imports bei Bozen? Wien hat eine gute Vorbereitung gespielt, Neo-Coach Matt McIlvane scheint Red Bull Salzburg sinnvoll verstärkt zu haben und mit dem KAC ist wieder voll zu rechnen.

Peter Karlik, Kurier

Für gewöhnlich ist Salzburg aufgrund finanzieller Macht und der Infrastruktur der Titelfavorit Nummer eins. 2020 wird der Weg zur Meisterschaft aber wieder über den KAC führen. Der Titelverteidiger hat sich mit Haudum und Ganahl gut verstärkt. Die ersten Spiele in der CHL zeigten, dass der Siegeshunger nach dem Titel nicht gesättigt ist. In den Nebenrollen werden Wien, Graz, Linz und Bozen ums Halbfinale kämpfen. Leider wird die Kluft zu den kleineren Vereinen größer, weil diese auf die Reduktion der Legionäre nicht adäquat reagierten.

Stefan Grüneis, Austria Presse Agentur (APA)

Vier verschiedene EBEL-Sieger in den vergangenen vier Jahren zeugen von einer ausgeglichenen Liga. Heuer kann ich mir gut vorstellen, dass sich Kontinuität durchsetzt und dem KAC mit nur zwei Änderungen der Meistermannschaft die Titelverteidigung gelingt. Salzburg und Wien haben größere Veränderungen hinter sich und sind daher schwerer einzuschätzen. Die Graz 99ers werden mit ihrer schwedischen Welle auch ganz vorne mitspielen. Die Limitierung der Legionäre auf elf pro Club ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Guido Friedrich, Sky Sport Austria

Der KAC hat kaum Kaderveränderungen vorgenommen und sich gut verstärkt. Sie sind Titelfavorit. Vieles davon trifft auch auf die 99ers zu, die sicherlich wieder ein Wort um den Titel mitreden könnten. Die Capitals hingegen müssen die beiden Topscorer DeSousa und Schneider ersetzen bzw. die Österreicher-Lücken von Nödl, Nissner und Romig füllen. In Salzburg wiederum beginnt eine neue Ära – nach Matthias Trattnig –, und das mit neuem Coach & Einsergoalie. Dahinter wird ein erbitterter Kampf ums Play-off toben.

Bernd Freimüller, Scout

Die Schere zwischen großen und kleinen Teams wird weiter auseinandergehen – Dornbirn und Innsbruck stehen etwa mit sehr wenig brauchbaren Österreichern neben ihren Legionären da. Graz wird sich unter den Spitzenteams etablieren, so nicht zu viele Verletzungen auftreten. Der KAC hat den Vorteil, eingespielt zu sein, und einen noch tieferen Kader. Der VSV sollte im Aufwärtstrend sein und hat realistische Play-off-Chancen. Salzburg hat bei Legionären abgespeckt und ist nicht mehr so tief besetzt wie in den letzten Jahren. Meistertipp: KAC.

Martin Pfanner, ServusTV

Salzburg, Wien, Bozen, Klagenfurt. Die letzten vier, unterschiedlichen Meister zeigen, dass es ganz oben eng zugeht. Dennoch könnte der KAC wieder siegen. Warum? Herausragende Frühform, sportliche und organisatorische Kontinuität und ein Team, das am tiefsten besetzt ist. Darüber hinaus würde ich mir einen wiedererstarkten VSV wünschen, was nicht nur Kärntner Derbys, sondern auch die Liga aufwertet. Linz als Faktor und ein Play-off-Team aus dem Ligawesten (Dornbirn oder Innsbruck) würden die Wunschliste komplettieren.

Alexander Zambarloukos, ÖO Nachrichten

Ganz vorne sehe ich heuer den KAC, der nicht viel am Meisterkader ändern musste, und Salzburg, die sich toll verstärkt haben. Ein JP Lamoureux kann starken Teams als Keeper noch das i-Tüpfelchen aufsetzen. Dahinter rangiert für mich Wien, die erst zeigen müssen, ob sie die Abgänge von Lamoureux und Kapitän Nödl verkraften können. Linz hat auch einen großen Umbruch hinter sich, nominell sind die Blackwings gut aufgestellt, dennoch sehe ich sie als große Unbekannte. Der VSV könnte mit neuer Mannschaft überraschen.

Albert Brandstätter, Vorarlberger Nachrichten

Bevor die Saison losgeht, steht ein Sieger fest: das Nationalteam. Die Eiszeit aller heimischen Spieler wird sprunghaft ansteigen. Die längst fällige Reduktion der Importspieler ermöglicht es. Die Schattenseite ist aber das weitere Auseinanderdriften zwischen den Topklubs aus Klagenfurt, Wien, Salzburg und Linz zum Rest aus Österreich. Für KAC oder die Bullen ist die Mischung aus guten heimischen Kräften und Toplegionären Normalität. Aber Dornbirn, Innsbruck, aber auch Graz tun sich damit schon schwerer. Daher sind die Rotjacken und Salzburg die Favoriten. Wien, Linz und Graz werden es wohl direkt ins Play-off schaffen.

Constanze Weiss, Sky Sport Austria

Gespannt bin ich, ob Graz nach erfolgreichster EBEL-Saison und tollem CHL-Start einen drauf setzen kann. In Wien ging viel Qualität (Schneider, DeSousa, Lamoureux, Nödl) verloren. Heißer Titelkandidat ist erneut der fast unveränderte KAC. Dem VSV wünsche ich nach Komplettumbruch wieder einmal eine gute Saison. Spannend wird, wie Salzburg das Fehlen von Leitbulle Matthias Trattnig verkraftet. Neo-Trainer- McIlvane hat sicher das Potenzial, sein Team zum Titel zu führen. In Linz wird man sehen, ob Coach Tom Rowe seinen Kader auf Trapp bringt. Mit Bozen ist immer zu rechnen!

Michael Smejkal, Salzburger Nachrichten

Jahrelang blickte Salzburg hämisch auf die vielen Trainerrochaden beim KAC, nun ist dieser mit seiner Personalpolitik fast so etwas wie ein kleines Vorbild. Das heißt: Weniger Legionäre und Entwicklung heimischer Akademie-Spieler. Neo-Coach McIlvane bekam dafür zwar sieben Toplegionäre zugestanden, die Frage ist aber, wie schnell sich die Österreicher entwickeln können. Klappt das Experiment, kann es etwas mit dem Traumfinale KAC – Salzburg werden, ansonsten werden sich die Rotjacken mit den Caps duellieren. Außer die Bozener Glücksritter haben wieder Transfer-Volltreffer gelandet.