Eishockey schreibt viele Geschichten. Manche Spieler bleiben lange in Erinnerung. Andere geraten in Vergessenheit, bevor ihre Karriere überhaupt so richtig gestartet ist. Ein Beispiel dafür liefert Stephan Fellinger. Selbst frühere Team-Kollegen erinnern sich nur vage an ihn und seine Zeit in Salzburg. Schon jetzt gilt aber sein neues Abenteuer als die Eishockey-Geschichte des heurigen Sommers.
Schließlich erhielt der junge Tullner vor zwei Jahren keinen Vertrag mehr bei einem der renommierten EBEL-Klubs. Fellinger schloss insgeheim das Kapitel zu, Eishockey-Profi zu werden. Und legte seinen Fokus auf sein Berufsleben (Firma "Saubermacher"). Völlig kehrte er dem Eishockey aber nicht den Rücken. "Ich spielte beim niederösterreichischen Eliteligisten EHC Tulln", erzählt Fellinger, wo er mit seinem Stammklub Hummels den Meistertitel geholt hatte.
Die Blicke der NHL
Mit ein paar Kumpels nahm der Stürmer bei einem Hobbyturnier in Finnland. Sofort wurden mitspielende Agenten und Trainer auf den jungen Niederösterreicher aufmerksam. Sie alle staunten nicht schlecht, als er ihnen erzählte, dass er seine Karriere eigentlich beendet habe. "Sie meinten nur, dass ich ohne weiteres in der zweithöchsten Spielklasse in Finnland spielen könne", so Fellinger. Bei einem weiteren Turnier zog er sogar die Blicke von NHL-Größen wie Mikael Granlund (Minnesota Wild), Leo Komarov (Toronto Maple Leafs), Jesse Puljujärvi (Edmonton Oilers), Julius Honka (Dallas Stars) und Teuvo Teräväinen (Carolina Hurricanes) auf sich. Sie ermutigten Fellinger, dass er sein Karriereende auf Eis legen solle.
Danach stellten sich drei Teams bei seinem Agenten Bernd Brückler vor. "Eigentlich bemerkenswert für einen Spieler, der im Grunde schon abgemeldet war. Aber die Finnen sehen in ihm ein großes Talent und wollten ihn unbedingt", erzählt der Ex-Goalie. Anfang Juli war der Deal mit Mestis-Klub Peliitat, der seine Heimspiele in Heinola (etwa 30 Autominuten nördlich von Lahti) schließlich perfekt.
Kulanter Arbeitgeber
Äußerst dankbar zeigt sich Fellinger über das Entgegenkommen von Arbeitgeber "Saubermacher". "Als ich meiner Chefin von dieser Chance erzählt habe, legte sie mir keine Steine in den Weg. Im Gegenteil: Sie meinte, falls es nicht klappen sollte, wäre ich bei meiner alten Firma wieder jederzeit Willkommen."
Denn in Finnland wurde vorerst nur ein Try-out-Vertrag abgeschlossen. Fellinger: "Das ist hier so üblich. Es gibt zwar keine Legionärsregelung, aber die Verträge für Ausländer können innerhalb von sechs Wochen Probezeit gekündigt werden", sagt der 23-Jährige und ergänzt: "Und ich habe ja nicht viel zu verlieren. Ich bin guter Dinge, dass es klappt, hier zukünftig spielen zu dürfen." Das Pensum für Fellinger & Co. ist derzeit aber enorm. "Wir trainieren bis zu acht Stunden pro Tag", so der Niederösterreicher.
Vielversprechende Rückmeldungen
In den ersten Trainings kristallisierte sich bereits das starke Interesse seitens Peliitat, dessen Durchschnittsalter 22,04 Jahre beträgt und das als Farmteam für Erstligisten Pelicans Lahti fungiert, heraus. Brückler glaubt an eine vielversprechende Zukunft: "Sie sehen ihn in den ersten beiden Linien."
Vielleicht klappt es in Finnland ja tatsächlich mit der unverhofften Fortsetzung der Eishockey-Karriere. In jedem Fall wird sich aber der junge Niederösterreicher ein ganzes Leben an sein persönliches Sommermärchen erinnern.