General-Vollmachten zu erteilen ist in Österreich offenbar in Mode gekommen. Sie wurden als hauptberuflicher Teamchef bestätigt und zum Direktor für alle Eishockey-Nationalteams ernannt. Was bedeutet dieser Machtbereich?
ROGER BADER: Vor allem Verantwortung. Ich war bereits für alle Nationalteams ab U15 aufwärts verantwortlich. So viel ändert sich also gar nicht.
Sie lösen nun Alpo Suhonen ab, der Sie einst als Sportdirektor an Bord geholt hat. Mit welchem Gefühl?
Er hat in den ersten Jahren im ÖEHV an vielen Stellschrauben gedreht und das Nationalteam nach Wien zentralisiert. Suhonen hatte sehr wohl einige gute Dinge nach Österreich gebracht, die aber aufgrund der verpatzten Olympia-Qualifikation pauschal in ein schlechtes Licht gerückt worden sind. Ohne ihn wäre ich nicht hier. Seine Nicht-Verlängerung hat aber nichts mit mir zu tun.
Sie jedoch hatten seit Amtsantritt Erfolg und genießen ein Ansehen, wie schon lange kein ÖEHV-Funktionär. Warum?
Der Aufstieg in die A-Gruppe war ja nicht programmierbar. Erfolg ist generell nicht programmierbar. Ich bin kein Zauberer, sondern ein professioneller Trainer und Fachmann für Sport. Hier spielt Glück immer eine große Rolle. All das beeinflusst nicht unsere kurz-, mittel- oder langfristige Planung.
Was bedeutet das?
Unser Ziel ist, dass wir uns für die Olympischen Spiele 2022 qualifizieren. Auch die Schweiz war einmal eine B-Nation und jetzt sind sie in den Top 8. Ich habe diese Entwicklung selbst miterlebt. Erfolg ist also nicht kurzfristig zu sehen, dass er von einem Spiel abhängt.
Wenn man aber das falsche Spiel verliert, kann das langfristige Auswirkungen haben...
Es gibt immer Dinge, die ich als Trainer nicht beeinflussen kann. Aber eines muss schon klar sein: In den letzten zwei Jahren sind die Aufsteiger sofort wieder abgestiegen. 2019 in der B-Gruppe zu spielen wäre eigentlich normal.
Vergleiche mit der Schweiz sind daher gewagt. Schließlich verfügt Österreich weder über die Infrastruktur noch über die finanziellen Mittel...
Das höre ich ständig. Die Schweiz hat aber für ihre Entwicklung im Eishockey 20 Jahre gebraucht. Nicht immer sind die Finanzen der Schweiz für ihren Erfolg verantwortlich.
In der Schweiz können es sich die Klubs jedoch leisten, hochwertige Spieler aus Übersee zu verpflichten. Nur solche helfen heimischen Spielern in ihrer Entwicklung. Die Qualität vieler Imports in Österreich ist hingegen zu hinterfragen. Es braucht also doch Geld?
Das will ich gar nicht kommentieren. Für mich ist es wichtig, dass es zukünftig Programme gibt und den Spielern gegenüber eine gute Atmosphäre geschaffen wird.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass Österreich bei der A-WM 2018 in Dänemark doch den Klassenerhalt schafft?
Wir dürften in einer Gruppe mit der Slowakei landen. Sie haben eine klar negative Tendenz und sind längst keine Top-Nation mehr. Allerdings ist die Slowakei WM-Ausrichter 2019 und damit vor einem Abstieg geschützt. Es wird sechs Punkte benötigen, damit wir sicher „oben“ bleiben.
Aktuell verfolgen Sie die Eishockey-WM in Köln. Ihre Erkenntnisse?
Bei allen Teams sind physische und technische Fähigkeiten sehr ausgeprägt. Kanada oder Russland muss ich ja nicht extra erwähnen. Für uns wird es eine Umstellung sein, von der kurzen B-WM die Spannung über zehn Tage aufrechtzuerhalten.
Verhandeln Sie mit potenziellen Testspiel-Gegnern?
Wir strecken die Fühler aus. Aber Kanada war 2015 nicht wegen der guten Wiener Schnitzel bei uns. Da spielte auch die Nähe zu Prag eine Rolle.
Ihr Weltmeistertipp?
Ich riskiere und behaupte Schweden.