Österreichs Nationalteam hat vergangenes Jahr in nominell stärkerer Besetzung bei der B-WM nicht den Aufstieg geschafft. Heuer hingegen schon. Welchen Anteil haben Sie dabei?

Ich bin weder ein Wunderwuzzi noch ein Zauberer. Vielleicht bin ich einfach ein guter Trainer. Ich lege extrem viel wert auf eine professionelle Vorbereitung. Mein Coaching ist strukturiert und beinhaltet viel Akribie. Ich will nichts dem Zufall überlassen.

In Kattowitz sind sie manchmal auf der Pressetribüne gesessen und haben Spielzüge analysiert. Die Situation erweckte den Eindruck, als wäre ihre Expertise nicht gefragt gewesen...

Andererseits kritisiert es sich von der Tribüne immer leicht. Wobei ich nicht kritisiert habe. Damals habe ich einfach versucht gewisse Momente oder taktische Ausrichtungen des Gegners einzuschätzen. Ich muss aber zugeben: Was in Kattowitz hinsichtlich Nicht-Aufstieg alles passiert ist, hat mir persönlich weh getan.

Ein turbulentes Jahr liegt seit dieser B-WM in Polen hinter ihnen. Vom Berater, zum Co-Trainer und jetzt zu einem erfolgreichen Teamchef: Ihre Bilanz?

Ich möchte eigentlich nur die Phase ab November beurteilen. Meinen Führungsstil sind die Spieler nicht gewohnt gewesen. Ich verfolge immer eine Linie mit modernen Ansichten was das Eishockey, das Training und das Umfeld betrifft. Es wurden bei mir Spieler aus der Komfortzone geholt.

Sie sind dafür bekannt, wie auch schon bei der Heim-U20-WM 2015, für Kabinen-Unterhaltung und besondere Motivation zu sorgen. Welche Idee hatten sie heuer?

Wir hatten eine Rennstrecke gezeichnet. Für jeden Sieg dürfte der wichtigste Spieler eine Runde mit einem Matchbox-Auto drehen. Dieses Szenerie hatte Symbol-Charakter. Denn im Ziel angekommen, stand wieder eine neue Runde und somit eine neue Aufgabe bevor.

In der Kabine des Nationalteams wird vom Teamchef seit vielen Jahren wieder Deutsch gesprochen. Ist das wichtig?

Im Sinne der guten Kommunikation auf jeden Fall. Und dazwischen eingeschobener Sarkasmus lockert einfach die Stimmung auf. Mir war aber wichtiger, offen, direkt und ehrlich mit den Spielern zu sprechen - wie es meine Art ist. Es werden von mir alle gleich behandelt. Vielen hat das gut getan.

In den letzten Monaten ist der Eindruck entstanden, dass verschiedene Spieler bei Nationalteam besser agieren, als bei ihren Klubs. Kann ein Teamchef ein Bauherr für Karrieren sein?

Das ist nicht meine Aufgabe, sondern eine erfolgreiche Nationalmannschaft zu coachen. Es freut mich aber natürlich, wenn Sie bei mir ihre Form wiederfinden.

Allerdings soll von EBEL-Klubs bereits Unmut über die IIHF-Pausen geäußert worden sein. Es soll von ihnen auch eine finanzielle Vergütung vom ÖEHV gefordert werden. Ihre Meinung?

Fast alle europäischen Nationen, die bei der A-WM dabei sind, nützen die Pause im Februar. Es wäre mir völlig neu, dass sie kein Play-off spielen. Alle wollen den Aufstieg in die A-Gruppe, aber den Preis dafür wollen die Klubs offenbar nicht zahlen. Entschädigungszahlungen fallen nicht in meinen Aufgabenbereich, damit will ich nichts zu tun haben. Ich habe aber bereits gesagt, dass vor Beginn der neuen Nationalteam-Saison diese Angelegenheit erledigt sein muss.

Ihre Auswahlverfahren für den endgültigen WM-Kader zog sich über Monate. Sie haben sogar mit Spielern über eine Teilnahme gesprochen, die längst ihre Team-Karriere beendet hatten wie etwa Thomas Koch. Warum?

Wer mich kennt, weiß: Ich trete nie mit den besten Spielern an - ich trete mit dem besten Team an. Viele mussten aufgrund von Verletzungen oder privater Gründe absagen. Nächstes Jahr werde ich aber wieder mit ihnen über das Nationalteam sprechen.

Ihr Vertrag als Teamchef ist de facto ausgelaufen. Bleiben Sie im Amt?

Es gab vor der WM bereits Gespräche und wir sind uns grundsätzlich einig, was die weitere Zusammenarbeit betrifft. Ich habe aber gebeten, die Verhandlungen über Details nach der WM fortzusetzen, weil ich den Fokus auf meiner Arbeit haben wollte.

Die letzten Leistungen mit der Nationalmannschaft lesen sich gut im Lebenslauf. Könnten Sie sich vorstellen als Headcoach bei einem Profi-Klub zu arbeiten?

So etwas kann man nie ausschließen. Derzeit stellt sich diese Frage für mich nicht. Bewerbe würde ich mich aber nicht.