Wie die meisten mag auch Greg Holst sein Bier am liebsten gut gekühlt. Dennoch hebt sich seine Art des Genusses von anderen ab. Um den Gerstensaft zum Schäumen zu bringen, „würzt“ er diesen seit Jahrzehnten mit etwas Salz, das auch nach Spielende in den Klub-Räumlichkeiten parat liegen muss.

Aber nicht nur dieses Kuriosum unterscheidet den 62-Jährigen von anderen Menschen. Für ihn ist Eishockey die Würze des Lebens. Das spüren die Spieler, das spüren die Fans, das spürt das Umfeld. In Holsts Adern fließt blaues Blut. Der VSV wurde für ihn zur Herzenssache.

Eine Herzenssache, die den Austrokanadier im November trudelnde Adler übernehmen ließ. Der folgende Erfolgslauf konnte erst im Halbfinale von Salzburg gestoppt werden. Danach fragte sich Eishockey-Villach: Macht er als Cheftrainer weiter oder nicht? Er macht.

Er spüre das Feuer weiter in sich lodern. Der Erfolg, die Arbeit mit den blau-weißen Talenten und der lautstarke Zuspruch der Fans geben ihm die notwendige Energie, erstmals in seiner Trainerkarriere einen Zwei-Jahres-Kontrakt zu unterzeichnen. Aber wie tickt dieser blau-weiße „Wunderwuzzi“ eigentlich?

Schon als Spieler war Holst gefürchtet. Vom großen NHL-Klub New York Rangers verschlug es ihn vor 38 Jahren nach Innsbruck, wo er in 533 Spielen mit unglaublichen 979 Scorerpunkten zur Legende wurde. Seine Rückennummer 14 wird am Inn seither nicht mehr vergeben. „Als ich ihn zum ersten Mal sah, stand er vor mir mit einem Rock-T-Shirt, einer bunten Hose und aus Aberglaube kam er immer mit denselben Cowboystiefeln zum Spiel“, sagt Günther Hanschitz, heute Obmann der Innsbrucker Haie, schmunzelnd.

Greg Holst lebt Eishockey mit jeder Faser seines Körpers
Greg Holst lebt Eishockey mit jeder Faser seines Körpers © Kuess

Auch VSV-Obmann Giuseppe Mion erinnert sich amüsiert: „Ich habe damals mit Bart Crashley ein Verteidigerpaar gebildet. Ich spielte das erste Mal gegen Greg, habe von seiner Gefährlichkeit gehört. Crashley sagte zu mir, dass Holst zwar technisch stark, aber nicht besonders schnell sei. Dann hat Greg im ersten Drittel vier Mal gegen uns getroffen. Der Typ konnte nämlich auch schnell laufen.“

Auch in Villach riss Holst die Fans 1988/89 zu Jubelstürmen hin. Der Titel mit dem VSV blieb ihm als Spieler allerdings verwehrt. Im alles entscheidenden Spiel unterlagen Holst & Co. ausgerechnet den Innsbruckern.

Meistertrainer

Ein „Makel“, den Holst 2006, bei seinem zweiten Engagement als VSV-Trainer, beseitigen konnte. Gegen favorisierte Salzburger coachte er die Blau-Weißen (u.a. mit Dany Bousquet, Mike Stewart, Herbert Hohenberger) zum sechsten und bislang letzten Titel der Vereinsgeschichte. Ähnliche Erfolge sind mit anderen Vereinen (Innsbruck, Ritten) ausgeblieben.

Greg Holst mit dem Meisterpokal 2006
Greg Holst mit dem Meisterpokal 2006 © GEPA pictures

Kultstatus hat ein Fernseh-Interview, in dem Holst nach einem Penalty-Skandal in Wien neun Mal und lautstark das Wort „Fucking“ verwendete und wutentbrannt gegen eine Kabinentür trat.

Das F-Wort gehört noch immer zum Wortschatz und Emotionen sind noch immer da, nur sind sie heute in etwas ruhigere Bahnen gelenkt. Auch der Gesundheit zuliebe. Dieser Gedanke war auch der einzige, der die Vertragsverlängerung als Cheftrainer verhindern hätte können. Der Play-off-Stress war dem 62-Jährigen am Ende anzusehen. Der Schlaf wurde auf drei, vier Stunden pro Nacht reduziert. Trotzdem war es keine Option, sich zurückzulehnen und die nächsten für die Pension notwendigen Jahre „nur“ mit dem VSV-Nachwuchs zu arbeiten.

Auf den Nachwuchs, für den er vor einem Jahr eigentlich geholt wurde, hat Holst nie vergessen. Nicht nur weil er Talente wie Leiler, Kromp und Jennes in die Erste einbaute. Holst stapft auch als Chef mit den VSV-Talenten auf das Eis, impft ihnen seine Philosophie ein. Und das wird er auch in den nächsten Jahren tun. Mit aller Energie, mit allem Enthusiasmus. „Die Eishalle ist ein wunderbarer Ort, an dem ich die meiste Zeit meines Lebens verbringen durfte.“

Der leider viel zu früh verstorbene Ron Kennedy, Günther Lanzinger, Greg Holst und Oliver Setinger (von links) freuen sich 2001 über einen WM-Sieg gegen die USA
Der leider viel zu früh verstorbene Ron Kennedy, Günther Lanzinger, Greg Holst und Oliver Setinger (von links) freuen sich 2001 über einen WM-Sieg gegen die USA © AP

Ach ja: Denkt Holst einmal nicht an Eishockey, dann verbringt er die Zeit am liebsten mit Freundin Cindy, mit den in Österreich lebenden Söhnen Taylor und Michael, am Golfplatz oder im Fitness-Studio. Auch das gehört zur Würze seines Lebens.

ANDREAS JANDL