"Katastrophe", "dramatisch", "Schock" – das sind nur drei der mehr als deutlichen Signalwörter, die die heimische Sportlandschaft nach der angekündigten Stilllegung des Spartensenders ORF Sport+ aussendet. Sie empfindet die angekündigten Sparmaßnahmen des ORF, so wirkt es, als fatale Grätsche. Der Sport fürchtet um eine seiner größten Bühnen und kritisiert, dass der ORF konzeptlos vorgehe.
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Während der Spartensender laut ORF nur "nach Maßgabe der wirtschaftlichen Tragbarkeit" zu betreiben sei, sieht Hans Niessl, Präsident der Bundes-Sportorganisation Sport Austria, mit der Einstellung einen Verstoß gegen § 4 des ORF-Gesetzes. "Er ist verpflichtet, eine umfassende Sportberichterstattung zu gewährleisten und das Interesse der Bevölkerung an sportlicher Betätigung zu fördern. Die Vorgehensweise entspricht nicht dem Gesetz", sagt Niessl. Was ihn nicht zufriedenstellt, ist der Plan des ORF, das Programm von ORF Sport+ auf ORF 1 sowie auf digitale Flächen zu transferieren: "Das ist alles gar nicht in ORF 1 hineinzupacken und ein riesengroßer Rückschritt für den heimischen Sport."
Die Sportverbände bekritteln das fehlende Konzept. "Zuerst eine Kürzung zu beschließen und dann erst versuchen, ein Konzept zu machen, ist sehr gefährlich", sagt Philipp Seel, der Generalsekretär des Volleyball-Verbandes. Er beziffert den Werbewert, den allein die Volleyball-Bundesligen in einem Jahr auf dem Spartenkanal generierten, auf zwei bis drei Millionen Euro. Ähnlich lautet der Befund aus dem Basketball: 2,8 Millionen Euro Werbewert lukrierte der Spartenkanal 2020/21 etwa, eine Einstellung komme einer "Katastrophe" gleich.
Mehrere Verbände befürchten, bei der angekündigten Transferierung der Inhalte von ORF Sport+ auf ORF 1 von der Bildfläche zu verschwinden. Zudem, so Hans Niessl, könne Inklusion ohne den Spartenkanal "medial nicht transportiert werden". Des Weiteren bräuchte es mehr Berichte und Schwerpunkte aus dem Frauen-Sport, die ohne ORF Sport+, so seine Befürchtung, nicht realisiert werden könnten.
Am Donnerstag hat Niessl eine außerordentliche Präsidiumssitzung einberufen. "Es wird einen Schulterschluss aller Dach- und Fachverbände gegen dieses konzeptlose Vorgehen geben", sagt Hans Niessl, "wir werden eine Resolution verfassen, diese dem ORF und dem Sportminister zusenden." ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat gibt sich abwartend und sieht in der Umstrukturierung auch eine Chance. "Paralympische Spiele sollten in ORF 1 zu sehen sein, das hätten sich die Athletinnen und Athleten verdient. Allerdings muss bedacht werden, wie es mit den Ebenen darunter weitergeht."