Die Winterpause der österreichischen Fußball-Bundesliga hat mit Alexander Wrabetz (Rapid) einen neuen Klub-Präsidenten und mit Michael Wimmer (Austria Wien) und Markus Schopp (Hartberg) zwei neue Cheftrainer gebracht. Auf dem Transfermarkt herrschte wenig Aktivität. Die zwölf Klubs haben bis dato nur 20 neue Spieler geholt, rund die Hälfte kam auf Leihbasis. Gefragt war vor allem Jugend: 75 Prozent der Zugänge sind zwischen 19 und 22 Jahre alt.
Die Bundesliga ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr zur Ausbildungsliga geworden, deutlich schlägt sich diese Entwicklung in der aktuellen Wechselperiode nieder. Mit Jerome Onguene (25/Salzburg), Mike-Steven Bähre (27/Altach), Donis Avdijaj (26/Hartberg) und Torhüter Fabian Ehmann (24/Hartberg) sind bisher nur vier Zugänge älter als 23 Jahre.
In dieses Bild passt, dass für die größte Transfer-Schlagzeile ein lukrativer Verkauf sorgte. Tabellenführer Red Bull Salzburg ließ Maximilian Wöber in die englische Premier League zu Leeds United ziehen und kassierte für den 24-jährigen ÖFB-Teamverteidiger inklusive Bonuszahlungen kolportierte rund 20 Millionen Euro. Die Transferzeit läuft zwar noch bis 6. Februar (17.00 Uhr), Wöber wird aber wohl der Königstransfer bleiben.
Die Bullen gaben zudem sechs Spieler ins Ausland ab, fünf per Leihe und allesamt nur Ergänzungsspieler. Von ihren Leihen vorzeitig zurückgeholt wurden Amankwah Forson (Altach) und Daouda Guindo (St. Gallen). Der im vergangenen Sommer nach fünf Jahren in Salzburg zu Eintracht Frankfurt ablösefrei abgewanderte Innenverteidiger Onguene kehrte leihweise für ein halbes Jahr zurück.
Großes Salzburger Interesse an israelischem Toptalent
Der Meisterklub könnte noch einmal aktiv werden, die Salzburger haben Interesse am 18-jährigen Oscar Gloukh, der im November im israelischen Nationalteam debütiert hat. Der Mittelfeldspieler hat es in 16 Ligaspielen für Maccabi Tel Aviv auf vier Tore und sieben Vorlagen gebracht.
Während bei Rapid nur in der Vereinsführung mit dem neuen Präsidenten Alexander Wrabetz und den Geschäftsführern Steffen Hofmann und Markus Katzer umgebaut wurde, musste beim Stadtrivalen der Trainer gehen. Die Austria vollzog die nicht unumstrittene Trennung von Manfred Schmid und ersetzte ihn durch den Deutschen Michael Wimmer, der im Herbst interimistischer Cheftrainer beim VfB Stuttgart war. Beim TSV Hartberg musste Klaus Schmidt gehen, der TSV holte als dessen Nachfolger Markus Schopp zurück. Der langjährige Sturm- und Nationalteamspieler hatte die Steirer schon von 2018 bis 2021 erfolgreich betreut und soll das Schlusslicht vor dem Abstieg bewahren.
In der Steiermark drehte sich das Torhüter-Karussell
In der Steiermark drehte sich auch das Torhüter-Karussell. Sowohl Sturm Graz als auch Hartberg gehen mit einer neuen Nummer eins ins Frühjahr. Sturm gab bereits Anfang Dezember bekannt, dass der im Sommer auslaufende Vertrag des langjährigen Stammtorhüters Jörg Siebenhandl nicht verlängert wird und holte den 21-jährigen Engländer Arthur Okonkwo. Der 1,99 Meter große Schlussmann wurde bis Sommer vom Londoner Premier-League-Tabellenführer Arsenal ausgeliehen, soll aber noch ein weiteres Jahr in Graz bleiben. Der Vizemeister verstärkte sich zudem im Angriff mitBryan Teixeira, dem besten Torschützen von Austria Lustenau.
Rene Swete überraschte Mitte Jänner den TSV Hartberg, als er seine Karriere beendete. Der 32-Jährige war nicht nur Einser-Torhüter, sondern seit Sommer 2019 auch Kapitän der Steirer, die schon eine Woche später mit Ehmann einen engeren Landsmann engagierten. Der 24-Jährige wurde von Zweitligist SV Horn bis Saisonende verpflichtet.
Im Kampf um einen Platz in den Top 6, die nach den ersten sechs Runden des neuen Jahres die Meistergruppe bilden, wurden die Kader bisher nur sehr zurückhaltend adaptiert. Der Tabellendritte LASK, der in das neue Stadion in Linz einzieht, verstärkte sich lediglich mit dem jungen nigerianischen Flügelspieler Moses Usor.
Rapid (4.) hat vorerst noch keinen Neuen geholt, ist aber laut Medien am 20-jährigen Niederländer Denso Kasius von Bologna dran. Die WSG Tirol (5.) verzichtet komplett auf Transfers. "Wir sind mit der Mannschaft sehr zufrieden, haben eine homogene Truppe und nirgends Bedarf", erklärte Sportdirektor Stefan Köck.
Von den nachfolgenden Vereinen scheint die Austria mit dem 20-jährigen israelischen Teamspieler und Linksverteidiger Doron Leidner den namhaftesten Spieler geholt zu haben. Hartberg fixierte die leihweise Rückkehr von Donis Avdijaj, der im Sommer zum FC Zürich gegangen war.