Frau Hamilton, können Sie sich ein wenig beschreiben?
BETHANY HAMILTON: Zuerst einmal bin ich Ehefrau und Mutter, dann eine Surferin und eine Überwinderin. Mit 13 Jahren habe ich beim Surfen vor der Küste Hawaiis, wo ich geboren wurde, aufgewachsen bin und heute noch lebe, bei einem Haiangriff meinen linken Arm verloren. Ich bin sehr gläubig, leidenschaftlich, entschlossen, belastbar und beinahe „unaufhaltsam“. Vier Wochen nach dem Verlust meines Arms bin ich an den Ozean zurückgekehrt. Heute bin ich eine der besten Surferinnen der Welt, und ich messe mich mit den Besten meiner Zunft. Mein Leben wurde bereits zweimal in Filmen dokumentiert.
Wer oder was ist Gott für Sie?
Ich möchte festhalten, dass es nur einen wahren Gott gibt. Die Wahrheiten über Jesus und seine Liebe zu uns können in der Bibel gefunden werden. Das nizänische Glaubensbekenntnis legt meine Überzeugungen dar, die auf dem beruhen, was uns das Wort Gottes lehrt. Ein Leben im Glauben zu führen, war in meinen schweren Zeiten ein Geschenk. Ich danke Gott für alles.
Ist der Glaube eine Herausforderung, der Sie sich immer stellen?
Da ich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bin, war das für mich ein großer Segen. Schon in jungen Jahren wurde ich mit dem, was Jesus für die Menschheit getan hat, vertraut gemacht. Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung sorgt er für die Vergebung unserer Sünden und das ewige Leben. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Wenn harte Zeiten – wie damals durch den Haiangriff – auf mich zukommen oder auf mich warten, beziehe ich mich auf Gottes Verheißungen, die in der Bibel zu finden sind. Ich beende jeden Tag, indem ich meine Hoffnungen auf ihn und seine vergebende Gnade richte, anstatt auf meine Siege oder Niederlagen. Es macht mir Lust, ihn zu kennen und das beste Leben zu leben, so wie ich es kann.
Durch welche Türen traten Sie ein, wenn Schicksalsschläge Türen öffnen?
Ich bin dankbar, überlebt zu haben. Im Krankenhaus überlegte ich kurz, andere Dinge anstelle des Surfens zu tun. Dabei kam mir das Fotografieren oder das Snowboarden in den Sinn. Ein befreundeter Surfer besuchte mich, unser Gespräch gab mir die Hoffnung, dass ich den Versuch starten könnte, einarmig zu surfen. Er verlor einige Jahre zuvor sein Bein an einen Hai und lernte nach dem Angriff, einbeinig zu surfen. Er verstand meine Liebe zum Ozean und erzählte mir, dass er an diesem Morgen versucht hatte, mit nur einem Arm zu surfen und aufzutauchen und dass das „durchaus möglich“ sei.
Dieser Hoffnungsfunke...
… war alles, was ich brauchte, um mich auf den Weg zu machen, dem ich schließlich folgte. Es war ein Weg, auf dem ich nicht mit „Ich kann nicht“ auf eine neue Herausforderung reagierte, sondern ich war bereit, es zu versuchen. Es war ein Weg, jene Dinge zu verfolgen, die ich liebe, und zu lernen, das Gute in den Dingen zu sehen, welche schwer handzuhaben waren.
Kann man ein zufriedenes und erfülltes Leben führen? Und wie schafft man dies?
Ich glaube, als Christ erkennt man, dass es Herausforderungen und Schmerzen geben kann. Also geht man nicht mit dem Gedanken „Oh, ich will nichts davon haben!“ an das Leben heran. Mehr noch: Christen wissen, dass die Welt nicht perfekt ist und dass es harte Zeiten gibt. Daher ist es bedeutsam, mit dem zufrieden zu sein, wie es ist und darauf zu vertrauen, dass Gott uns letztlich in seiner Hand hat. Ich konzentriere mich auf die positiven Dinge des Lebens, anstatt mich von meinen Gefühlen oder dem Leid, das ich erfahren habe, beeinflussen zu lassen.
Weshalb sollte jeder von uns in der Lage sein, sich auf seine persönlichen Talente zu konzentrieren und sie zu verfolgen?
Ich glaube, jeder von uns hat einzigartige Leidenschaften und Talente, die Gott uns geschenkt hat, damit wir sie realisieren können. Wenn wir bewusst auf diese Dinge hinleben, ist unser Leben mit Freude und Sinn erfüllt. Das kann einen positiven Einfluss auf die Menschen um uns herum ausüben.
Sie sind im Umgang mit Ihrem Schicksal für viele Menschen ein Vorbild geworden …
Wir alle brauchen Hoffnung, um die herausfordernden Situationen, mit denen wir konfrontiert werden, zu überwinden. Mein Leben ist – Gott sei Dank – zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung für so viele Menschen auf der ganzen Welt geworden.
Was ist Ihr Beitrag zu einer solidarischeren und friedlicheren Welt?
Mein erster und gleichzeitig wichtigster Beitrag ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen. So freue ich mich darauf, jeden Tag mit dem Privileg aufzuwachen, andere Menschen zu coachen, um ihre Herausforderungen zu überwinden. Durch meinen Online-Kurs und meinen Blog „The Unstoppable Year“ helfe ich ihnen, ihre von Gott gegebenen Qualitäten zu entdecken und ihre „Unstoppable“-Version zu leben.
Sie sagten einmal, dass die Stärke die neue Schönheit ist. Wie meinen Sie das?
Ganz einfach: Stärke bedeutet für mich, nach dem Guten zu suchen und durch harte und schwierige Zeiten hindurch zu wachsen. Letztlich verblasst die Schönheit, sodass man die wichtigeren Eigenschaften, in die man investieren sollte, die inneren sind, welche der Welt um uns Schönheit verleihen.
Andreas Raffeiner