In Katar ist die Stimmung teilweise ausbaufähig, in Europas Großstädten sollten manche Fans besser einen Gang zurückschalten. In Brüssel und Paris ist es zu teilweise massiven Ausschreitungen gekommen, in Mailand ist ein unbeteiligter Passant nach einem Messerangriff in kritischem Zustand. Vorangegangen ist den Szenen eine sportliche Sensation. Als erstes afrikanisches Team überhaupt ist Marokko am Samstag nach einem Sieg gegen Portugal ins Halbfinale der Weltmeisterschaft aufgestiegen.
Kaum unter Kontrolle zu bringen war die Situation in Paris. Befeuert durch den Aufstieg Frankreichs vier Stunden später und einem bevorstehenden Duell beider Länder am kommenden Mittwoch hat sich die Freude im Fortlauf der Nacht in Gewalt entladen. 108 Menschen wurden in Gewahrsam genommen, 19 Sicherheitskräfte wurden bei den Auseinandersetzungen zumindest leicht verletzt. Laut Angaben der örtlichen Polizei haben sich an der Champs-Élysées 20.000 Fans Marokkos erst friedlich versammelt. In Brüssel mussten rund 60 Personen in Gewahrsam. Bengalische Feuer prägten das Stadtbild, die Polizei setzte teilweise Tränengas ein.
Auch aus Amsterdam und Rotterdam wurden Krawalle gemeldet. Wie in Paris seien die Fangesänge auch dort ab 23 Uhr in Gewalt übergegangen. Marokkanische Exklaven verwandelten sogar den Times Square in New York - vorwiegende friedlich - in ein rot-grünes Freudenmeer. Besonders schwer erwischt hat es einen an den Feiern unbeteiligten Passanten in Mailand. Der Mann wollte nach Angaben der Sicherheitskräfte einen Streit schlichten und wurde dabei mit einem Messer schwer verletzt. Der Täter ist flüchtig, das Opfer musste notoperiert werden.
Vieles von dem, was sich in der Nacht auf Sonntag zugetragen hat, könnte nur ein erster Vorgeschmack darauf sein, was am Mittwoch bevorsteht. Mit 1,2 Millionen Menschen lebt die größte europäische Gruppe von Marokkanern in Frankreich. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur rund 100.000. Egal wie das Spiel ausgeht, weitere Ausschreitungen dürften vorprogrammiert sein.