Hans-Joachim Watzke gilt nicht als großer Fan von Oliver Bierhoff. Als Vizepräsident des DFB wird der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in einer für kommende Woche anberaumten Vier-Mann-Krisensitzung mit DFB-Boss Bernd Neuendorf und Trainer Hansi Flick teilnehmen. Es dürfte kein angenehmer Termin werden. Nach außen hin will man das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft in Katar detailliert analysieren, wie vor der Heimreise aus Katar betont wurde. Mittlerweile mehren sich aber die Anzeichen dafür, dass es auch personelle Konsequenzen geben kann bzw. auf Druck der Öffentlichkeit sogar geben muss. Flick, der die Mannschaft erst im August des Vorjahres übernommen hat, gilt als gesetzt. Zum einen besitzt der 57-Jährige noch einen Vertrag für die Heim-Euro in zwei Jahren, zum anderen stünde auch kein namhafter Ersatz parat. Jürgen Klopp, als Wunschkandidat vieler Fans, wird man aus Liverpool nur schwer bekommen.
So gerät der Manager bzw. Geschäftsführer der Nationalmannschaft – der wie Flick nach dem WM-Aus betont hat, in seiner Funktion weitermachen zu wollen – in den Fokus. Und dabei könnte Bierhoff unter anderem die Debatte um die „One-Love“-Schleife zum Verhängnis werden. Der Golden-Goal-Torschütze im EM-Finale von 1996 und der DFB haben es während der gesamten Vorrunde nicht geschafft, die Causa von der Tagesordnung zu bekommen. In Deutschland war man enttäuscht, dass der Verband dem Druck der FIFA nachgab. Dass sich die Spieler stattdessen vor dem Eröffnungsspiel den Mund zugehalten haben, sorgte im Nachhinein für Häme und Spott vor allem in der arabischen Welt. Hinter ebenfalls vorgehaltener Hand wird bereits davon gesprochen, dass nicht alle Spieler hinter der gewählten Vorgehensweise für die Mannschaft bei dem Turnier gestanden sind. Und Bierhoff war während der Zeit in Katar in alle Entscheidungsfindungen eingebunden. Dass die Debatte um die Binde und das ausgedachte Ersatzzeichen einen sportlichen Einfluss genommen habe, stellte der 54-Jährige wiederholt darauf angesprochen immer wieder in Abrede.
Seit 18 Jahren ist Bierhoff – dessen Vertrag ebenfalls noch bis 2024 läuft – mittlerweile operativer Chef beim DFB. In seine Zeit fallen neben dem WM-Titel 2014 in der jüngeren Vergangenheit auch das zweifache Ausscheiden nach der WM-Vorrunde sowie eine durchwachsene Euro 2020. Man solle ihn an seiner Gesamtbilanz messen, bat Bierhoff noch nach dem 4:2-Sieg gegen Costa Rica. Ein Wunsch, der auch direkt an Watze gerichtet werden könnte.