"In der Vorrunde muss es noch nicht sein", sagte Robert Lewandowski der Bild auf ein mögliches Duell mit seinem Ex-Klub in der Champions League angesprochen. Gekommen ist es bekanntlich anders. Zum einen war es ein Ausdruck des Respekts, zum anderen hätte der hochdekorierte Bundesliga-Saison-Rekordtorschütze (41 Treffer) ein allzu frühes Wiedersehen mit den Fans auch ganz gerne vermieden. Ganz friktionsfrei ist der Wechsel von Deutschland nach Spanien nicht gelaufen, lustlose Trainingsauftritte und mediale Schlagabtausche inklusive. Als Verlierer müssen sich die Bayern nicht wähnen. 45 Millionen Euro für einen seit August 34 Jahre alten Stürmer sind weit entfernt von Misswirtschaft.
Wie der Empfang des Polen in seiner alten Heimat sein wird, ist offen. Trotz Unstimmigkeiten beim Abgang geben die Leistungen nicht einen einzigen Pfiff gegen Lewandowski her. Mehr als "344 Tore in 375 Spielen" muss man dazu nicht sagen. In München baut man aber schon vor und machte auch den Fans klar, dass man von den Rängen nicht viel in diese Richtung hören will. "Als ehemaliger Mitspieler wünscht man sich, dass der Empfang ein herzlicher sein wird", sagt Thomas Müller. "Ich freue mich auf Robert – nicht als Gegner, weil er sehr gut ist, aber als Mensch", blieb auch Trainer Julian Nagelsmann respektvoll.
Sportlich befindet sich der FC Barcelona – auch dank Lewandowski – wieder auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Mit sechs Toren und zwei Assists in fünf Liga-Spielen hat der Top-Stürmer die Ausgaben der finanziell noch immer auf wackeligen Beinen stehenden Katalanen zumindest auf dem Platz gerechtfertigt. Hinzu kommen drei Treffer beim Auftakt in die Champions League gegen Pilsen. Am Wochenende in der Liga hat Trainer Xavi Hernández seinen wichtigsten Mann für die Bayern geschont. "Mir fällt bald kein Lob mehr für ihn ein. Ich bin begeistert. Er ist ein Anführer, ein Gewinner, einfach ein unglaublich fantastischer Neuzugang", schwärmt der Weltmeister über seinen Wunschspieler.
Und in München? Dort würde man auch nach drei Unentschieden in Folge (Gladbach, Union Berlin, Stuttgart) nicht aussprechen, dass ein Lewandowski im Sturmzentrum vielleicht ganz guttun könnte. Zu hoch hängen will man das Fehlen der personifizierten Chancenauswertung nicht. Drei Punkte aus drei Spielen gehen beim Rekordmeister aber schon als Anflug einer Krise durch. Lewandowski könnte diese tatsächlich herbeiführen.