Herr Hinteregger, sind Sie mit dem Fan- oder dem Mannschaftsflieger nach Sevilla gereist?
MARTIN HINTEREGGER: Schon mit der Mannschaft. Ich habe ja auch noch einige Verpflichtungen zu erledigen.
Bei Ihnen hätte man sich vorstellen können, dass Sie das Spiel gerne auch von der Kurve aus verfolgen.
Beim Finale sitze ich schon noch auf der Bank. Von da aus kann ich auch Einfluss nehmen.
Sie haben sich im Halbfinalrückspiel gegen West Ham früh an den Oberschenkel gegriffen und mussten ausgewechselt werden. War schon in dem Moment klar, dass Ihr Finaltraum geplatzt ist?
Es gab noch eine kleine Hoffnung, dass es nur eine Zerrung ist. Bei dem Stich habe ich aber eigentlich gleich gewusst, dass es etwas Gröberes sein muss. Das (ein Muskelfasserriss, Anm.) ist natürlich heftig, weil ich in diesem Bereich sehr selten verletzt bin - und dann passiert das genau zum Finale. Das tut weh. Es ist das größte Spiel, das ich in meiner Karriere je gespielt hätte. Es gilt weiter zu arbeiten, damit sich diese Chance vielleicht noch einmal ergibt. Ich hoffe, noch weitere große Spiele vor mir zu haben. Aber natürlich kann die Möglichkeit, in einem Finale zu spielen, auch einmalig bleiben.
In der Liga ist es mit Rang elf nicht optimal für Frankfurt gelaufen. In der Europa League steht ihr im Finale. Was macht dieser Bewerb mit den Spielern, dem Klub und der Stadt?
Fakt ist, dass ganz Frankfurt den Europapokal liebt. Das ist etwas Einzigartiges. Auch in Sevilla werden uns wieder Zehntausende unterstützen. In der Liga haben wir einfach die Qualität nicht gehabt, um gegen Gegner zu punkten, die eine eher defensive Ausrichtung haben. In der Europa League ist es uns entgegengekommen, dass wir gut verteidigen und schnell umschalten konnten.
In den vergangenen Wochen gab es immer Gerüchte um einen Verkauf von Ihnen. Ist das Thema vom Tisch?
Es wurden Gespräche geführt, die für mich nicht optimal gelaufen sind. Ich könnte natürlich etwas erzählen, aber das wäre jetzt zu früh und würde vor dem Finale nur Unruhe hineinbringen. Das hat also keinen Sinn.
Bei einem Final-Sieg spielt man im Herbst fix in der Champions League. Man könnte meinen, dass sich die Geldprobleme der Eintracht damit erledigen würden, oder?
Natürlich wäre das auch ein guter Punkt für mich, dass ich dann doch bleiben könnte.
Bei den Spielen haben Sie immer Ihre eigene Armee hinter sich. Wie ist es, wenn Sie in Frankfurt durch die Stadt gehen oder unterwegs sind?
Man hat nach Barcelona schon gemerkt, dass der Hype noch einmal größer geworden ist. Gefühlt erkennen sie dich jetzt dreimal so oft wie davor. Ruhe hast du fast keine mehr, da bleibt auch viel Privatsphäre liegen. Es ist aber dann doch auch schön, weil es so ein positiver Hype ist.
Sie haben einst für Aufregung gesorgt, als Sie über ihren damaligen Trainer Manuel Baum sagten, dass man über ihn nichts Positives sagen könne. Wie sieht es bei Oliver Glasner aus?
Oliver ist ein Perfektionist, der aus jeder einzelnen Situation das Beste herausholen will. Da gibt es keine halben Sachen. Das ist auch der Grund, warum er Mannschaften besser machen kann. Er holt aus der Qualität, die wir im Kader haben, alles heraus. Das kann man ihm schon hoch anrechnen.
In der Europa League gab es für Frankfurt viel zu feiern. Von Ihnen weiß man: eine Kiste Bier in der Kabine, dafür ohne Handys wären am besten. Wie sehr haben Sie ihre Mitspieler dahingehend erziehen können?
Die Zeiten sind vorbei, das funktioniert nicht mehr. Das geht vielleicht dann wieder, wenn ich irgendwann einmal zurück nach Kärnten komme.
Kommen wir zum Nationalteam. Mit Ralf Rangnick ist ein Trainer gekommen, den Sie in der Vergangenheit kritisiert haben. Was haben Sie sich gedacht, als sein Name verkündet wurde?
Ich habe damals nicht die Person Ralf Rangnick kritisiert, sondern das Modell Leipzig/Salzburg. Er ist schon einer, der viel Qualität mitbringt als Trainer. Ich bin gespannt, so wie wir alle, wie er das machen wird und wie er seinen Stil mit einem Nationalteam hinkriegt. Natürlich hoffen wir, dass er das, was er in der Vergangenheit bei seinen Vereinen gezeigt hat, auch bei uns schafft.
Heute können Sie definitiv nicht spielen. Müssen Sie auch um den "Hinti-Cup" in einem Monat in Ihrer Heimat Sirnitz bangen?
Ich werde alles tun, damit ich da mit meiner Mannschaft doch mitspielen kann. Aktuell sieht es leider so aus, dass ich nur als Trainer fungieren kann. Dabei bin ich aber auf alle Fälle. Es wäre die Chance gewesen, mit meinen alten Freunden gemeinsam zu kicken. Das wäre ein Traum gewesen. Einfach wieder einmal aus Spaß zu kicken.
Die Eintracht-Fans sind auch für ihre Platzstürme bekannt. Wird im Juni ganz Sirnitz gestürmt?
Davon gehe ich aus. Das wird ein riesiger Auflauf werden. Wenn ich in Frankfurt durch die Stadt gehe, dann kommen immer wieder Leute auf mich zu, die sagen, dass sie dabei sein werden. Das Problem ist einfach, dass es zu wenig Zimmer gibt. Das ist schade. Die Frankfurter sind in dieser Hinsicht aber kreativ und werden für den Hinti-Cup und das Festival danach sicher etwas finden.
Sie sind vermutlich der erste Profi weltweit, der in seiner aktiven Zeit ein Hobbyturnier organisiert. Was erwarten Sie sich davon?
Nach der Zeit, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, gibt es nichts Schöneres, als Fußball zu spielen, ein paar Bier zu trinken und am Abend noch richtig coolen Bands zuzuhören, dazu zu tanzen und zu feiern. Nach so einer Saison ist das für mich persönlich noch einmal ein Höhepunkt.
Ihr Karriereende ist zwar noch in weiter Ferne, aber: Ab wann sollte sich die Austria Klagenfurt vielleicht bei Ihnen melden?
In zwei Jahren können sie einmal anrufen. Der Gedanke ist da, dass ich meine Karriere in Österreich ausklingen lasse, da noch kicken und Spaß haben kann.