Seit rund 30 Jahren ist die "tägliche Turnstunde" Dauergast in der heimischen Politik – seit zehn Jahren wird intensiv diskutiert. Nicht nur eine Petition sämtlicher österreichischer Nationalräte vor zehn Jahren, sondern auch ein einstimmiger Nationalratsbeschluss begleiteten dieses Vorhaben bereits – passiert ist wenig. "Es ist ein guter Tag – für den Sport und für ein bewegtes und gesundes Österreich. Nun geht endlich einmal was weiter", sagt Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler stolz. Gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl präsentierte der Grünen-Chef ein Drei-Säulen-Modell, mit dem ab September zusätzliche Bewegung an Österreichs Schulen kommt.
An alle Schulen? Freilich nicht. Zunächst konnte man sich auf jeweils eine Modellregion pro Bundesland einigen. Rund 160 Klassen bzw. Kindergartengruppen umfasst jede Region. In der Steiermark wird der Bezirk Leibnitz zur Modellregion, in Kärnten die Carnica-Region im Rosental. "Und wenn man in diesen Regionen, die einmal bis 2023/24 gesichert sind, sieht, dass man kosteneffizient und auch nützlich arbeiten kann, dann soll einmal einer gegen diese Initiative reden", meint Kogler, der parallel zum Pilot schon mit allen Beteiligten über eine Ausweitung verhandeln wird.
Um diesem Projekt einen Schub zu geben, wie Kogler sagt, stellt sein Ministerium drei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Insgesamt kostet die Einführung jedoch sechs Millionen Euro jährlich. Offen ist, wie sich dieser Finanzierungsbedarf auf Bildungsministerium oder Länder aufteilen wird. Ebenfalls ist noch nicht klar, welche Schulen in den einzelnen Bundesländern tatsächlich teilnehmen, hier läuft gerade die Rekrutierungsphase.
Drei Säulen zur Bewegungsförderung
Es gehe der Initiative um "ganzheitliche Bewegung" und der Vermittlung von "Spaß am Sport" und nicht einfach klassisches Turnen. "Die erste Säule ist, dass man generelles Verständnis für Bewegung schafft und Bewegung auch in die Pausen und Unterrichtsstunden einbaut. Kurze Einheiten können auch in anderen Fächern für mehr Produktivität der Kinder sorgen", erläutert Bildungsminister Polaschek und führt weiter aus: "Säule Nummer zwei beinhaltet, dass wir externe Trainer von Vereinen in die Schulen holen – so sind nicht nur die Pädagogen an den Schulen verantwortlich für Bewegung, die Kinder bekommen zusätzliche Einheiten. Und drittens kommt dazu, dass man Kinder, bei denen gesundheitlich mehr Bewegung gefordert ist, weil es beispielsweise motorische Schwierigkeiten gibt, für weitere Einheiten wird anmelden können." Insgesamt handle es sich damit um 90.000 zusätzliche Einheiten in zwei Jahren – oder anders: um vier zusätzliche Wochenstunden Sport und Bewegung für die betroffenen Kinder.
- 1. Säule: Einbau von Bewegungselementen in allen Schulbereichen, auch in kognitiven Fächern; Bewegungsprogramm zur Steigerung der Merk- und Konzentrationsfähigkeit, Förderung der „aktiven Mobilität“.
- 2. Säule: Steigerung der Sporteinheiten auf bis zu vier Stunden pro Woche durch Bewegungseinheiten externer Bewegungscoaches umliegender Sportvereine nach dem Vorbild von „Kinder gesund bewegen“.
- 3. Säule: Zusatzangebote Bewegung & Sport bei erkanntem motorischem Bedarf; klassenübergreifende Freigegenstände zur Haltungsprävention durch Lehrkräfte.
Die Ressourcen von außen kann Sport Austria, die Bundessportorganisation, liefern. "Über unsere drei Dachverbände (ASKÖ, ASVÖ, Union) und die Fachverbände haben wir Zugang zu den Vereinen, die gut ausgebildete Trainer haben und zur Verfügung stellen werden", erklärt Präsident Niessl, der hervorhebt: "Wir wollen das alle gemeinsam."