Die Besten sind die Gefragtesten. Das gilt im Wirtschaftsleben schon immer. Doch dass dazu auch Ski-Serviceleute gehören, ist ziemlich neu. Da jene vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) zu den bestausgebildetsten der Welt gehören, ist bekannt. Daher holt sich Marcel Hirscher für seinen "Van Deer"-Rennstall auch nur diese. Nach Toni Giger und dem Chef des Bereiches alpines Service, Edi Unterberger, wechselten noch zwei bekannte Serviceleute zur Hirscher-Crew. Bernhard Arnitz präparierte die Ski für Super-G-Weltmeisterin Nici Schmidhofer, Raphael Hudler jene für Olympia-Siegerin und Weltmeisterin Katharina Liensberger.
Beim ÖSV ist man über das Abwerben der erfolgreichen Leute nicht gerade erbaut. "Einerseits ist dieses Vorgehen natürlich legitim, andererseits ist es aber definitiv nicht die feine Art", sagt Alpinchef Herbert Mandl. Der Wahl-Tiroler meint aber auch: "Wenn sie nicht wirklich gut wären, würde Hirscher sie nicht holen. Am freien Markt ist das eben so. Dazu ist das Angebot sehr guter Leute sehr rar." Auch ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer sieht das so: "Wir sind einerseits stolz, dass es nur ÖSV-Leute sich, die geholt werden. Das heißt, wir haben sie sehr gut ausgebildet."
Der Osttiroler bleibt pragmatisch: "Der Fachkräftemangel ist überall spürbar, sehr gute Leute sind sehr schwer zu finden. Das trifft uns jetzt bei der Nachbesetzung auch. Aber es ist nicht so schlimm. So gibt es zum Beispiel für Liensberger schon einen neuen Servicemann, der – derzeit gemeinsam mit Hudler – bei den Scheetrainings dabei ist." Scherer verspricht: "Es wird definitiv keinen ÖSV-Spitzenathleten geben, der im Winter ohne sehr guten Servicemann dasteht."
Neuer Zuständiger für den Bereich alpines Service ist Christian Greber. "Er hat bereits vier Abgänge ersetzt, wird es auch mit den beiden noch fehlenden schaffen", ist Scherer überzeugt. Mandl kennt den zukünftigen Weg: "Wir haben 40 Serviceleute für die Alpinen und im Skicross. Daher müssen wir ein bisschen umschichten. Die Erfahrenen kommen zu den Weltcup-Athleten, für den Nachwuchs werden wir eben junge, engagierte Leute ausbilden. Handwerkliches Geschick ist dabei Voraussetzung. "Über die Gründe, warum die ÖSV-Serviceleute zu Hirscher wechseln, kann Mandl "nur spekulieren. Entweder ist es der Name Hirscher oder das Geld."
Joschi Kopp