In Spanien erreichten Sie beim Catalunya Championship Rang acht, eine Woche davor war es Rang 38 in Tarragona. Wie waren Sie mit Ihrer Leistung zufrieden?
Bernd Wiesberger: Es war zweigeteilt, wie schon in den letzten Monaten davor. Das lange Spiel war gut, rund und auf dem Grün in der ersten Woche relativ schwach, in der Woche danach war das Scrambling besser. Auf den Grüns fühle ich mich zurzeit ziemlich unwohl und schaffe es nicht annähernd, eine ähnliche Performance zu bringen wie beim langen Spiel, das gut genug wäre, um Turniere zu gewinnen. Beim kurzen Spiel werden wir mit meinen Trainern den Ansatzpunkt setzen, damit es künftig wieder bergauf geht.
Worauf führen Sie ihre Schwäche im kurzen Spiel zurück? Mangelt es am Selbstvertrauen?
Es ist jetzt schon ein längerer Prozess, woran wir im Team arbeiten. Oft sind solche Prozesse einfacher, manchmal eben schwieriger. Dieser Prozess fällt unter die Kategorie schwieriger.
Wie haben Sie sich die Saison hinsichtlich Turniere eingeteilt?
Kurzfristig steht das Turnier kommende Woche in Belgien an, danach die PGA Championship in den USA und dann werde ich in Holland spielen. Im Zuge dessen, werde ich entscheiden, ob ich das Memorial, wofür ich eine Einladung hätte, spielen werde oder nicht. Aufgrund der Reisestrapazen ist es eher unwahrscheinlich. Ich habe um eine Einladung in Amerika zwischen der PGA Championship und dem Memorial angesucht, aber nicht bekommen. Daher musste ich umdisponieren, da hat es sich mit Holland ergeben. Obwohl das Memorial ein super Turnier ist, werde ich kurzfristig entscheiden, ob ich spiele oder nicht.
Sie sind als Ryder Cup-Spieler eine seltene Spezies, die äußerst gefragt sein müsste. Ist es so, oder hat sich für Sie nichts verändert?
Überrascht war ich, wie wenig es Einfluss hatte bei Turnieren auf der PGA Tour. Im März, wo es kaum Turniere in Europa gab, da habe ich nicht wirklich Einladungen bekommen. In Europa bin ich ja sowieso für alle Turniere qualifiziert. Bei diesen Events merkt man schon, dass man als Ryder Cup-Spieler gefragt ist und Interesse besteht, dass man mitspielt. Bei den Sponsoren bin ich in der glücklichen Lage, viele Partner zu haben, daher war ich auch nicht auf der Suche nach neuen Sponsoren.
Die European Tour heißt jetzt DP World Tour, wie sehen Sie die Entwicklung der Tour?
Der neue Partner der Tour hat den Preisgelddurchschnitt speziell bei den kleineren Turnieren deutlich nach oben gebracht, dieser Schritt war mehr als überfällig. Wenn wir uns mit der PGA Tour vergleichen wollen, war es einfach nicht mehr zeitgemäß. Es ist jetzt für alle Spieler in jenen Kategorien, die nicht bei allen Events einen Startplatz erhalten, jetzt ein Vorteil, da sie nun auch um attraktivere Preisgelder spielen können. Was den Standard der Tour natürlich verbessert und der neue Name der Tour spiegelt es besser, dass wir auf mehreren Kontinenten unterwegs sind.
Der Preisgeldunterschied zur PGA Tour ist weiterhin enorm, wäre es da nicht sinnvoller für Sie, den Weg Richtung PGA Tourkarte anzustreben?
Der finanzielle Anreiz ist für mich nicht mehr das Hauptkriterium, natürlich bin ich mit 36 Jahren auch nicht unbedingt gewillt, dass ich jetzt einen großen Umzug nach Amerika plane. Es wird dabei bleiben, dass ich jene Turniere bestreiten werde, für die ich mich aufgrund der Weltrangliste, heißt die Majors, qualifiziert bin. Aktiv einer PGA Tourkarte nachzulaufen, werde ich nicht tun. Außer es ergibt sich aufgrund herausragender Ergebnisse bei einzelnen Turnieren über eine Saison. Ansonsten bleibt mein Lebensmittelpunkt Europa.
Greg Norman ist der Motor für die Saudi Golf League, die mit vielen Millionen Spieler locken will, wäre es für Sie ein Thema, dort mitzuspielen. Viele Stars wie Tiger Woods, Rory McIlroy oder Justin Thomas haben es abgelehnt, bleiben der PGA Tour treu.
Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen.
Ist noch niemand an Sie herangetreten, ob sie spielen wollen?
Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen.
Sie setzen sich immer wieder für karitative Zwecke ein, wie wichtig ist Ihnen dieses Thema?
Für den Sterntalerhof, der ein Kinderhospiz ist, setze ich mich schon einige Zeit mit unterschiedlichen Projekten ein und versuche Spenden zu lukrieren. Ich bin gerade in Arbeit an einer neuen Aktion, die hoffentlich bald starten wird. Es wäre schön, wenn da wieder viel Geld zusammenkommen würde. Auf der PGA Tour werden Woche für Woche Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt, da hängen wir auf der DP World Tour noch weit hinterher.
Dürften Sie nur mehr eine Farbe tragen, welche wäre es?
Wahrscheinlich dunkelblau, da passt eine dunkelblaue Jean mit einem dunkelblauen T-Shirt zusammen. Weiß wird schnell schmutzig, Schwarz ist ein bisschen traurig, daher ist man mit Dunkelblau am sichersten.
Mario Kleinberger