Nicht lange hat es gedauert, bis Marcel Sabitzer nach seinem Wechsel von Leipzig nach München erstmals als Fehleinkauf tituliert wurde. Der 28-Jährige hat sich im Starensemble der Bayern nicht wirklich zurechtgefunden und kämpfte mit Eingewöhnungsschwierigkeiten. Lange wirkte er wie ein Fremdkörper. Zwischenzeitlich schien sogar offen, ob der Österreicher – der als erklärter Wunschspieler von Trainer Julian Nagelsmann kam – überhaupt eine Zukunft in München haben kann.
Nach dem ersten Tor im Bayern-Dress gegen Freiburg und einem starken Auftritt als Joker gegen Augsburg gab es statt Kritik erstmals Sonderlob. "Wir hatten in der ersten Hälfte viele Momente, die der Sabi in der zweiten Hälfte gelöst hat in unserem Sinne. Dass er da einfach auch mal durch einen Gegenspieler durchmarschiert ist", sagte Nagelsmann nach dem Spiel. Ganz besonders imponiert habe ihm die "Galligkeit" Sabitzers, der wieder jene Spielweise an den Tag legt, die ihn schon in den gemeinsamen Zeiten bei Leipzig ausgezeichnet hat.
Dass Nagelsmann das gerade vor dem Champions-League-Viertelfinale anspricht, ist kein Zufall. Gegen Villarreal muss daheim ein 0:1 aus dem schwachen Hinspiel gedreht werden. Jenen Einsatz, den Sabitzer in der Liga an den Tag legte, wird es dafür heute von allen brauchen. "Die Spanier zocken und da muss man spüren, dass der deutsche Gegner nicht nur zocken will", fordert Nagelsmann eine Sabitzer-Mentalität von allen seinen Spielern.
Das knappe Ergebnis war noch das Beste am Auftritt in Spanien. Das Team von Unai Emery hat viele Chancen liegen lassen und hätte auch höher gewinnen können. "Wir haben viele Fehler gemacht im Hinspiel. Sie haben einen gemacht, dass sie uns am Leben gelassen haben. Das sollten wir bestrafen", forderte Nagelsmann.
Ein Grund dafür, warum es nicht immer nach Wunsch läuft, ist, dass der Abgang von David Alaba weiterhin nicht wie gehofft kompensiert werden kann. In der Defensive ist man in dieser Saison deutlich anfälliger als gewohnt. Noch immer ärgern sich in München viele, den 29-Jährigen ablösefrei nach Madrid verloren zu haben. Dort nehmen die Königlichen nach einem 3:1-Sieg heute eine angenehme Ausgangsposition mit ins Rückspiel gegen Chelsea. Karim Benzema hat Real mit einem Hattrick fast im Alleingang so gut wie ins Halbfinale geschossen.
Chelseas Hoffnungen auf die erstmalige erfolgreiche Titelverteidigung seit Real 2018 sind schon zur Halbzeit des Duells mit den Spaniern erheblich gesunken. "Wir haben nicht gerade die besten Chancen, wenn man das Hinspiel-Ergebnis betrachtet, aber unser Einsatz richtet sich nicht danach, wie die Chancen auf ein Ergebnis sind", sagt Chelsea-Trainer Thomas Tuchel. Real könnte sich im 101. Spiel von Alaba in der "Königsklasse" auch für das Aus gegen Chelsea im CL-Semifinale des Vorjahres revanchieren. Sollte der Aufstieg gelingen, hätten die Spanier die Viertelfinal-Hürde zum zehnten Mal in Folge gemeistert.