Eine Blase ist meist ein fragiles Konstrukt. Die realen können den Einflüssen der Natur kaum trotzen, die künstlich erschaffenen sind schnell durchlässig. Nicht in China. In Corona-Zeiten hat das Land gezeigt, wie weit man gehen kann. Das Pandemie-Mode-Wort "Blase" wird hier so ernst genommen, dass sich die Schutzzonen über ganze Kontinente erstrecken können. Spätestens mit dem Einstieg in die Staatslinie Air China ist man drinnen. Das Bordpersonal trägt Ganzkörperanzüge, der persönliche Service wurde durch ein Sackerl mit Trockenfleisch, Milch, etwas Obst und Kekse ersetzt. Selbst das immer freundlichen Winken und das unter den Schutzanzügen zu erahnende Lächeln kann der Situation weder in der Luft noch an Land ihre  Dystopie nehmen. Dass Fluggäste regelmäßig mit der Fieberthermometerpistole beschossen werden, scheint da nur logisch.

Der Airbus von Team Österreich hatte rund 25 der verfügbaren 300 Sitzplätze besetzt. Es gibt Air-China-Maschinen, die nur mit einem Passagier aus Europa in Peking gelandet sind. Müsste man Umweltsünden plakativ darstellen, dann wohl so. Soviel zu den nachhaltigen Spielen.

Wüsste man es nicht besser, man könnte kaum glauben, tatsächlich auf einem Flughafen gelandet zu sein. Bewegung gibt es weder an Gates noch in Kaffees und Geschäften, sondern nur in den Teststraßen. Dort, wo einem die weiterhin freundlichen und in Weiß gehüllten Mitarbeiter das Teststäbchen so erbarmungslos tief in die Nase rammen, wie man es von Zuhause nicht kennt. "Erinnerungsfoto" inklusive. Der chinesische Sicherheitsapparat ist somit im Besitz unzähliger Bilder von Sportlerinnen und Sportlern mit unaufhörbar tränenden Augen.

Die Paraathleten machen das Beste daraus. Sie sind ohnehin nur für den Sport hier. Mehr ließe die Bubble auch nicht zu. Im Olympischen Dorf gibt einen Pizza Hut und eine Filiale von Kentucky Fried Chicken. Das war es mit dem "Sightseeing". Die Chinesische Mauer ist höchstens aus der Ferne bei einem der vielen Bustransfers zu erspähen.

Es ist keine Blase, wie man sie von Zuhause kennt. Eine, die nach den gängigen Naturgesetzen schon kurz nach ihre Formung zerplatzen müsste. Einen Chinesen ohne Maske zu sehen, scheint schwerer als Gold zu holen. Widerworte aus dem Volk sind nicht zu erwarten. Schleusen, Checks und eine Dauertemperaturmessung mit Wärmebildkameras sind Alltag. Die Mauer hält und sie hat die gefürchtete Omikron-Variante - zumindest laut Staatsmedien - bisher aus dem Land gehalten. Daran haben Olympische Spiele nichts geändert. Auch den Paralympics mit tausenden Gästen aus 50 Nationen wird die Blase standhalten.