Das Karussell hat sich in Österreich heuer bereits fünfmal gedreht. Ein Drittel der Bundesliga-Trainer sind nicht mit ihren aktuellen Vereinen in die Saison gegangen. Altach, LASK, Ried (zweimal) und Rapid haben ihre Trainer ersetzt. Gefühlt haben die Entlassungen mit der Ligareform vor vier Jahren zugenommen. Die Ziele geraten durch die Teilung nach 22 Runden in oben und unten früher in Gefahr, die Vereine sehen sich oft schon nach wenigen Wochen zum Handeln gezwungen.
Dass der Trainerstuhl ein ordentlicher Schleudersitz sein kann, weiß auch Peter Pacult nur zu gut. Der Austria-Klagenfurt-Chef geht zum Auftakt der Rückrunde am Wochenende in sein 200. Spiel (18 mit den Violetten, der Rest mit Rapid) als Trainer in der Bundesliga. Auch wenn es rückblickend gesehen einige mehr hätten sein können, ist der 62-Jährige damit in dieser Wertung klar die Nummer eins (siehe unten).
„Jemand hat einmal gesagt, in dem Moment, wo du einen Vertrag unterschreibst, unterschreibst du gleichzeitig auch deine Entlassung“, sagt Pacult.
Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga, international geht es nicht anders zu. Nach unruhigen Zeiten in den vergangenen Jahren mit teilweise nicht unerfolgreichen, aber kurzen Engagements am Balkan sitzt der Wiener in Klagenfurt nach Gegenwind bei der Bestellung wieder fest im Sattel. „Für mich ist es bis heute nicht nachvollziehbar, warum man mir abgesprochen hat, dass ich es kann“, sagt Pacult. Sogar die Politik habe sich damals eingemischt. Die jüngsten Lobeshymnen nach Aufstieg und starker Hinrunde haben gutgetan. Am Wochenende beginne aber wieder alles bei null.
Auch beim Liga-Rivalen in Wolfsberg spricht man über Robin Dutt als Glücksgriff auf der Trainerbank. Der 57-Jährige hat sich mit seiner sachlichen und unaufgeregten Art beim WAC wieder zurück ins Rampenlicht gearbeitet. Schon bei seiner Bestellung vor Saisonbeginn war die langjährige Erfahrung ein entscheidendes Kriterium. Jetzt soll es bereits erste Interessenten aus der Heimat geben, die den Deutschen unter Beobachtung haben. Laut Dutt wurde von ihm bisher alles abgeblockt. Die Trainer in Klagenfurt und Wolfsberg zeigen aber, was Erfahrung wert sein kann. „Alles wird schnelllebiger und die Meinung ist schon so, dass jeder über 50 sowieso keine Ahnung mehr von dem Geschäft hat. In anderen Berufen tun mir die Menschen leid, wenn sie 50 sind und plötzlich keinen Job mehr haben“, sagt Pacult, der gegenüber Verfolger Christian Ilzer (115 Spiele) etwas Entscheidendes voraus hat. „Er hat eine Schale und das zählt mehr als jedes Spiel“, sagt der Ex-WAC-Trainer in Diensten von Sturm Graz. „Da muss ich ihm leider beipflichten“, sagt Pacult mit einem Lachen. Ein Meistertitel gehe über alle Statistiken hinaus.