Das größte Fußballfest Afrikas stand heuer unter keinem guten Stern. Der Kampf um die Krone Afrikas war weit entfernt von Weltklasseniveau auf dem Feld und rhythmischer Leichtigkeit auf den Tribünen. Corona ließ es nicht anders zu. Überschattet wurde das Turnier von einer Massenpanik beim Einzug des Gastgebers Kamerun ins Viertelfinale, die mehrere Todesopfer und dutzende Verletzte forderte. Tausende Menschen mehr als erlaubt drängten ins Stadion Paul Biya in der Hauptstadt Yaoundé. Die an sich unfreiwillig komische Episode, dass beim Gegner von den Komoren infektionsbedingt ein Feldspieler ins Tor musste, rückte in den Hintergrund.
Das Turnier wird durchgezogen, egal was herum passiert. Heute findet in der nach dem seit 40 Jahren amtierenden Staatspräsidenten benannten Arena das Finale statt. Ägypten gegen Senegal und Mohamed Salah gegen Sadio Mané lautet das Duell. Die Mannschaften der beiden Liverpool-Legionäre glänzten auf ihrem Weg ins Endspiel durch effizienten Minimalismus. Dem Senegal reichten ein Sieg und zwei Unentschieden für Platz eins in der Gruppenphase, Ägypten mühte sich mit drei Unentschieden erst nach Verlängerung bzw. Elfmeterschießen durch Achtel-, Viertel- und Halbfinale. „Wir haben es mit den Corona-Fällen und auch einigen Verletzungen so schwer gehabt. Wir hatten eine schwierige Zeit, aber mit unserer Erfahrung haben wir es geschafft, ruhig zu bleiben, bis wir wieder die ganze Gruppe beisammen hatten“, erklärte Mané. Unter anderem lieferten die Top-Stars Kalidou Koulibaly (Napoli) und Torhüter Edouard Mendy (Chelsea) im Turnierverlauf einen positiven Corona-Test ab.
Der von Salzburg über Southampton zum FC Liverpool gewechselte Mané kann sein Land heute zum ersten Titel überhaupt führen. Sein Marktwert hat sich seit seiner Zeit in der heimischen Bundesliga um das 160-fache gesteigert – von 500.000 auf 80 Millionen Euro. Der Senegal gilt als Favorit. Die Mannschaft von Freund und Gegner Salah könnte sich mit einem Sieg bereits zum achten Mal zu Afrikas Königen krönen.
Zweischneidig wird das Finale heute auch für Jürgen Klopp. Der Klubtrainer der beiden Weltstars steht vor einer schwierigen Situation. „Es wird nicht so einfach für mich. Einer von ihnen wird nach dem Spiel sehr glücklich sein, der andere sehr viel weniger“, sagt der Deutsche mit einem für ihn so typischen Lächeln. Selbst wenn der Verlierer schlecht drauf sein wird, dürfte er den Reds zumindest früher wieder zur Verfügung stehen. Die Siegermannschaft muss den Pokal erst für die große Siegesfeier in die Heimat bringen. „So ist das nun mal“, klang Klopp nicht ganz begeistert. Eine große Party in der Heimat ist wohl nicht das beste Umfeld, um einer Corona-Infektion aus dem Weg zu gehen.