Die Staffel war für das österreichische Herren-Biathlon bei Großereignissen immer so etwas wie ein Notnagel, wenn die Ergebnisse in den Einzelbewerben nicht gestimmt haben. Heuer ist das anders. Ein Platz unter den ersten zehn erscheint nach den bisherigen Ergebnissen (17, 16, 12 und 9) schon als Erfolg. Doch selbst die einzige einstellige Platzierung zuletzt in Antholz täuscht. Mit David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner und Harald Lemmerer trat Österreich in der aktuellen Bestbesetzung an. Bis auf Norwegen und Russland hat das sonst keine Top-Nation getan. 

„Eine Medaille ist unrealistisch bis unmöglich. Wir waren heuer nie in der Verlegenheit, auch nur annähernd an der Spitze dran zu sein“, sagt Christoph Sumann, der neben Silber in der Verfolgung auch mit der Staffel je einmal Silber und einmal Bronze bei Olympia geholt hat. Er könne sich nicht erinnern, dass es je eine ähnlich erfolglose Saison gegeben habe. 

Doch was ist in den vergangenen Jahren schief gelaufen? „Ich will niemandem den schwarzen Peter zuschieben, aber da ist eine ganze Generation ausgefallen“, sagt Sumann. Der Rücktritt von Dominik Landertinger vor zwei Jahren konnte nicht kompensiert werden, heuer schmerzt der Ausfall von Julian Eberhard. Rot-weiß-rote Nummer eins im Gesamtweltcup ist Simon Eder auf Rang 17. Niemand scheint in der Lage, den bald 39-Jährigen abzulösen. „Der läuft hoffentlich noch bis zu den nächsten Spielen. Dann könnte etwas nachkommen“, wünscht sich Sumann.

Eines hat sich das heimische Quartett vorgenommen. Trotz schwerer Ausgangsposition werde man „sicher nicht am Start schon aufgeben“, wie Eder erklärt. Einen Top-sechs-Platz habe man als Ziel formuliert, viel hänge von den Bedingungen ab. Wenn zu Kälte und Höhe in Peking noch Wind hinzukommt, könnte etwas möglich sein. „Wir müssen sicher ein paar Lücken schließen. Die Bedingungen könnten uns aber entgegenkommen“, sagt Eder. 

Größer als auf dem Schießstand ist der Abstand Österreichs zu den Top-Nationen auf der Runde. Im Kader kommt niemand an die Leistungen heran, die ein Landertinger auf der Strecke zeigen konnte. Solche Lücken tun sich schon in der Jugend auf. „Wir sind halt nicht Norwegen. Dort gibt es eine natürliche Selektion. Die Besten bleiben über und werden Stars. Wenn es bei uns einen 13-Jährigen gibt, der gut läuft, dann musst du ihn schon behutsam behandeln und aufbauen, damit er dir ja erhalten bleibt“, sagt Sumann.

Am ehesten dürfte es in der Mixed-Staffel Chancen auf eine gute Platzierung geben. Das liegt allerdings am weiblichen Part des Vierergespanns. Genauer gesagt an Lisa Hauser. „Ohne Lisa ist sowieso der Ofen aus“, sagt Sumann. Bei der WM in der Vorsaison auf der Pokljuka gab es in diesem Bewerb etwas überraschend eine Silbermedaille.

Und Eder bei Olympia 2026 in Italien? Ganz ausschließen will das der Anführer des österreichischen Teams tatsächlich nicht. „Cortina ist schon total verlockend“, sagt der Routinier über den Austragungsort in vier Jahren. Allerdings gebe es auch andere Gründe – Stichwort Familie – als den Körper, um eine Karriere zu beenden: „Deshalb wird sich das eher nicht mehr ausgehen.“