Die Augen von Manuel Feller glänzten schon nach dem ersten Lauf. Und davor ebenso. Man sah es dem Tiroler an, dass der Virus seinen Körper nach über einer Woche zwar verlassen hatte, aber von topfit war der 30-Jährige trotzdem ein Stück entfernt. „Ein bisserl überfordert“, schnaufte er nach seiner ersten Fahrt. Die reichte gerade noch für den zweiten Lauf, zu Platz 28. „Ich kann die Spannung nicht halten, mir geht die Kraft aus. Ich wollte gar nicht mehr zum zweiten Lauf, ich wusste nicht, wie ich passabel runterfahren soll“, sagte er.
Doch wo ein Feller, da ein Weg. Oder anders: „Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ob ich zwei oder drei Punkte mache oder gar ausfalle, das war schon wurscht. Also hieß es: alles auf Angriff!“ Es war ein Angriff – und was für einer. Der von der Krankheit geschwächte, der „fetzenblau“ ging, den der Rücken schmerzte, weil er nach dem Rennen in Wengen schon mit Symptomen („Zwei Tage hat es mich richtig gehabt, so Schädelweh hatte ich noch nie“) direkt auf die Couch wechselte, ohne den Rücken entspannen zu können, gaste an. So richtig.
Läufer um Läufer fiel hinter den Fieberbrunner, der nicht mehr fiebert, zurück. Das vermeintlich schlechteste Abschneiden für Österreich in der Geschichte der Nachtslaloms – vor zwei Jahren war Michael Matt als bester ÖSV-Läufer 15. geworden – wurde so abgewandt, aber nicht nur das: Letztlich verbesserte er sich mit fulminanter Bestzeit in Lauf zwei um unglaubliche 25 Plätze und schaffte sogar noch den Sprung aufs Podest. Die Slalomwelt bleibt verrückt, nachdem in Wengen Lucas Braathen von Platz 29 zum Sieg gefahren war. Und Feller? „Am meisten hat mir bei zehn Tagen in der Waagrechten die Therapie für meinen Rücken gefehlt. Nach vier Bandscheibenvorfällen ist das ein Horror. Und deshalb war das für mich eine der größten Leistungen, die mir je gelungen sind.“ Damit hatte er zweifellos recht.
Fraglich nur, ob sein Sohn auch beim zweiten Lauf noch vor dem Fernseher ausgeharrt hatte, an sich wäre das ja schon Schlafenszeit. Wenn nicht, dann wird ihm der Papa den wohl vorspielen. „Im ersten Lauf hat er das erste Mal zuschauen dürfen“, hatte Feller nach Lauf eins noch erzählt.
Der Rest der Österreicher an diesem Abend war aber nicht das, was man sich bei perfekten Bedingungen erhofft hatte. Marco Schwarz sucht nach wie vor die Leichtigkeit des Seins: „Es geht derzeit nicht leicht von der Hand. Heute hab ich es lockerer probiert, das ist auch nicht gegangen“, meinte der Kärntner, der sich in Lauf zwei aber ebenso verbesserte, wenn auch „nur“ von Platz 24 auf 17.
Besonders bitter: Johannes Strolz bewies einmal mehr, dass er den nötigen Speed gefunden hat, war im ersten Lauf auf Kurs Topzeit, ehe er nach Rücklage ausfiel. „Ich bin heute All-in gegangen. Es war wichtig für mich zu sehen, wo die Grenze ist. Und mir ist lieber, schnell gewesen und ausgefallen zu sein, als langsam und im Ziel.“ Sagte er und genoss die Anfeuerungen des Publikums. „Aber ich denke nicht, dass ich die kenne – umso schöner ist es“, meinte der Vorarlberger, für den es nun nach China geht: „Dass ich die Kombi fahren und die Pisten vorher testen kann, ist sicher gut.“