Dass Österreich nach einer verpatzten WM-Qualifikation überhaupt noch im Rennen um ein Ticket für Katar ist, verdankt das Team von Franco Foda dem Abschneiden in der Nations League. Die Mannschaft ist dadurch in ein Play-off gerutscht, das es in dieser Form zum ersten Mal gibt. Nominell wären die Chancen, sich in einer Gruppe mit Dänemark, Schottland, Israel, Moldau und den Färöer Inseln auf herkömmlichem Wege zu qualifizieren, wohl größer gewesen. Der (machbare) zweite Platz in dieser Gruppe hätte zumindest auch für das Play-off eine bessere Ausgangsposition geschaffen. Siehe die gesetzten Schotten. Mit den möglichen Gegnern Italien, Portugal, Schottland, Russland, Wales und Schweden geht Österreich in kein Duell als wirklicher Favorit.
Italien
Der Europameister wäre wohl das schwerste Los. Auch wenn es einen Grund dafür gibt, dass die Italiener ebenfalls über das Play-off nach Katar müssen, kann man sich auswärts in der aktuellen Verfassung nur theoretische Chancen ausrechnen. Die Mannschaft von Roberto Mancini hat die direkte Qualifikation erst am letzten Spieltag mit einem 0:0 in Nordirland aus der Hand gegeben. Mit nur zwei Gegentoren in acht Spielen hat Italien wieder gezeigt, gegen diese Abwehr und Gianluigi Donnarumma auf der Linie Tore erzielt.
Portugal
Ein kleines Entscheidungsspiel gegen Portugal musste Österreich nach der Auftaktniederlage gegen Ungarn schon bei der Euro 2016 bestreiten. Mit einem 0:0 blieb man zumindest im Rennen und schied erst am letzten Spieltag nach einer Niederlage gegen Island aus. Portugal wurde später Europameister. In einem Duell im Play-off sind die Rollen ähnlich klar wie gegen Italien verteilt. Österreich ist der klare Außenseiter. Ähnlich wie Italien hat auch Portugal eine solide Quali gespielt und erst am letzten Spieltag im direkten Duell gegen Serbien die direkte Teilnahme verspielt. Beim 1:2 daheim gab man eine Führung aus der Hand und kassierte in der 90. Minute den entscheidenden Treffer. Zwei Faktoren, die zumindest Hoffnung machen, wenn das Los heute auf Portugal fällt.
Schottland
Auf dem Papier kein schlechtes Los. Das war schon bei der WM-Qualifikation der Fall. Österreich hat sich klar über dem Team von der Insel gesehen. Doch die zwei jüngsten Spiele zeigten ein anderes Bild dieser beiden Teams. Auf ein 2:2 in Schottland war spätestens bei der 0:1-Heimniederlage am 6. Spieltag klar, dass sich Österreich im Play-off wiederfinden wird. Vor allem das Rückspiel war was Auftritt und Leistung betrifft ernüchternd. Die Foda-Elf fand kaum einen Weg, den Schotten gefährlich zu werden und lieferte eines ihrer schlechtesten Spiele in der Ära des Deutschen ab. Mit einem Blick auf den Kader aller Mannschaften und in Anbetracht der Alternativen kann man die Schotten dennoch als Wunschlos bezeichnen.
Russland
Dieses Team wäre die große Unbekannte. Was den Marktwert betrifft, befindet man sich auf Augenhöhe. Auch in der Weltrangliste sind Österreich (30) und Russland (34) nicht weit entfernt. Bis auf Ausnahmen sind die meisten Spieler in der russischen Liga aktiv. Die größten Stars sucht man vergeblich. Aleksandr Golovin vom AS Monaco sticht mit einem Wert von 28 Millionen derzeit heraus. Auch der Teamchef ist mit Valeriy Karpin kein großer Name. Die direkte Quali ist für die Sbornaja nur an einem Punkt (hinter Kroatien) gescheitert. Mit Russland als Gegner müsste man dennoch nicht unzufrieden sein. Wäre da nicht die Tatsache, dass Österreich als nicht gesetztes Team auswärts antreten muss. Zumindest sollten die Temperaturen zum Spieltermin Ende März schon etwas freundlicher sein.
Wales
Dass Wales in einer Gruppe mit Belgien an der Spitze ins Play-off muss, ist nicht weiter überraschend. Aus den beiden entscheidenden Spielen um Platz 2 gegen Tschechien holte man vier Punkte. Dass der ehemalige Weltklassespieler Gareth Bale für sein Land gerne zur Höchstform aufläuft, ist bekannt. Abgesehen davon ist Österreich, sofern man ebenfalls zu alter Stärke zurückfindet, gegen ein Team wie Wales durchaus als Favorit zu sehen. Auf der Insel könnte ein richtiges "Alles-oder-nichts-Spiel" warten. Wenn man gegen die physisch starken Waliser dagegen hält, dann kann auch ins Finale einziehen.
Schweden
Nicht nur bei der Euro, auch in der WM-Qualifikation konnte Schweden mit Spanien eine Großmacht ärgern. Sogar mehr als das. Nach dem 0:0 legte die Mannschaft von Janne Andersson sogar noch eines drauf und konnte gegen die Spanier beim 2:1-Heimsieg drei Punkte holen. Ein Ergebnis, das man Österreich aktuell nicht zutrauen würde. Sportlich wäre das Duell eine interessante Herausforderung. X-Faktor Zlatan Ibrahimovic dürfte mit seinen 40 Jahren weiter Teil des schwedischen Kaders sein. Wie Russland, Wales oder Schottland haben auch die Schweden die direkte Qualifikation im Gegensatz zu Österreich knapp und nicht dermaßen eindeutig verpasst.
Fazit
Die Chancen auf eine WM-Teilnahme Österreichs sind da, aber sie sind enorm klein. Und das aus zwei Gründen: Die Foda-Elf hat sich zwar gegen Island und Moldau etwas von den seit der Euro erlittenen Tiefschlägen erholt. Dennoch wird die Mannschaft weit von der Höchstform entfernt. Zudem muss auch bei einem Sieg in der ersten Play-off-Runde eine zweite überstanden werden. Wird ein "Todeslos" im ersten Spiel umschifft, droht es spätestens im zweiten. Mit etwas Losglück könnte man dieses zumindest Zuhause bestreiten. Neu gemischt werden die Karten auch wieder, was den Kader betrifft. Mit Marcel Sabitzer, Sasa Kalajdzic, Xaver Schlager oder Stefan Lainer kann der Teamchef mit einigen Verstärkungen rechnen.