Es wäre wohl ein Wiedersehen mit Symbolkraft am Freitag in Klagenfurt. Auf der einen Seite der neue ÖFB-Präsident Gerhard Milletich, auf der anderen Seite der israelische Teamchef Willi Ruttensteiner. Als einer der berüchtigten ÖFB-Landesfürsten soll Milletich vor vier Jahren nicht ganz unbeteiligt an der Trennung vom damaligen Sportdirektor gewesen sein. Ruttensteiner nimmt die aktuelle Konstellation gelassen. "Ich weiß nicht, ob ich ihn treffen werde. Es wäre aber kein Problem. Es war damals sein gutes Recht, eine Stimme abzugeben, wenn er geglaubt hat, dass das die beste Lösung ist", sagt Ruttensteiner.
Das Wort Genugtuung kommt ihm nicht über die Lippen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Israel die Gruppe wohl vor Österreich abschließen wird und bei einer weiteren Niederlage die Tage von Marcel Kollers Nachfolger demnächst gezählt wären. "Ich schätze Franco Foda sehr und bin immer stolz, wenn Österreich wie zuletzt bei der Euro erfolgreich ist. Was gerade diskutiert wird, ist kein Thema für mich", sagt Ruttensteiner.
Sportlich gesehen sei es zwischen Österreich und Israel nach den zwei jüngsten Schützenfesten (17 Tore in drei Spielen) nicht unwahrscheinlich, dass ein Tor nicht für den Sieg reichen wird. Die Offensive ist mit Eran Zahavi, Munas Dabbur, Shon Weissman und dem 20 Millionen Euro schweren Manor Solomon das Filetstück des Kaders. Alle vier haben sich bei der schmerzhaften 2:5-Niederlage Österreichs Anfang September in Haifa in die Torschützenliste eingetragen. "Ich genieße es sehr, hier als Trainer arbeiten zu dürfen. Nach langer Zeit als Sportdirektor macht es mir großen Spaß. Ich habe vor, in dieser Position weiterzuarbeiten", sagt der ehemalige U21-Teamchef Österreichs. Ob es in Israel sein wird, ist noch offen. Der Vertrag läuft im Mai 2022 aus. Nach der Quali werde man sich mit dem Verband zusammensetzen. Eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen auch die Ehefrau und die zwei Töchter.
Die Pandemie hat der ab Freitag 59 Jahre alte Oberösterreicher in einem der Corona-Musterländer verbracht. Die Verläufe in den beiden Ländern seien durchaus ähnlich. Allerdings mit einem großen Unterschied: "Alles, was bei uns passiert, passiert in Österreich drei Monate später", sagt Ruttenteiner. Nach einem enormen Anstieg der Zahlen ist das Leben an der Ostküste des Mittelmeeres derzeit annähernd wieder so wie vor der Pandemie.