Der WAC bekommt es heute mit einem Gegner zu tun, der seit Wochen um Wiedergutmachung bemüht ist. Nach dem schlechtesten Ligastart seit 25 Jahren arbeitete Rapid sich immerhin in der heuer besonders engen Tabellenkonstellation wieder auf Rang fünf vor, verlor zuletzt Ende September ein Bundesligaspiel. Beim amtierenden Vizemeister geht es langsam voran, aber es geht voran. „Zufrieden sein können wir aber überhaupt noch nicht. Klar, wir hatten in diesem Herbst richtig viele Spiele und auch immer wieder neue Verletzte, aber das kann nicht die Ausrede dafür sein, dass wir da stehen, wo wir stehen. Wir haben es einfach zu selten geschafft, unsere Stärken auf den Platz zu bringen“, ist Offensiv-Turbo Marco Grüll selbstkritisch.
Beim Salzburger, der im Sommer aus Ried gekommen war, geht der persönliche Trend schon seit Monaten steil bergauf. In allen bisherigen 26 Saisonspielen stand Grüll am Platz, scorte wettbewerbsübergreifend schon elf Tore und sechs Assists. Er hat damit schon fast so viele Spiele absolviert, wie in der ganzen Vorsaison (33) und bereits einen Scorerpunkt mehr am Konto als in der Spielzeit 2020/21. „Ich habe mich in Wien von Beginn an total wohlgefühlt. In so einer Stadt hast du als junger Mensch alles, was du brauchst. Zudem hat es mit der Mannschaft sofort gut gepasst. Der Trainer hat mir immer das Vertrauen geschenkt und das zahle ich bisher glaube ich nicht so schlecht zurück“, sagt der 23-Jährige, der in der Liga mit fünf Toren und vier Assists auch viertbester Offensivakteur ist.
Apropos Trainer: Didi Kühbauer musste speziell zu Saisonbeginn viel Kritik einstecken, doch sowohl die Mannschaft als auch Sportchef Zoran Barisic stehen bis jetzt geschlossen hinter ihm. „Er hat doch auch im Vorjahr gezeigt, dass er ein guter Trainer ist. Und oft liegt es einfach an uns Spielern. Wenn du in der 97. Minute in Hartberg dir noch den Ausgleich fängst, oder unnötige Aktionen am Platz passieren, kann ja der Trainer nichts dafür“, stellt Grüll klar.
Kühbauers Job scheint momentan nicht gefährdet. Dennoch hat sich der Burgenländer selbst eine Art Redeverbot auferlegt, war im Vorfeld des Spiels nicht erreichbar. Er ließ lediglich über die Pressestelle ausrichten, dass man um die Stärken des WAC Bescheid wisse. Heute vor exakt fünf Jahren beendeten die Lavanttaler übrigens eine Rapid-Trainerkarriere. Nach dem 1:0 der Wölfe in Hütteldorf musste Mike Büskens den Hut nehmen.
Gewarnt ist jedenfalls auch Nationalspieler Grüll, der nach dem 1:3 am Donnerstag in der Europa League in Zagreb mit dem Team per Bus direkt nach Wolfsberg reiste: „Die haben einen tollen Lauf und Selbstvertrauen. Wir müssen aggressiv sein und sie nicht zur Entfaltung kommen lassen.“ Bis zu elf Spieler könnten den Grün-Weißen heute fehlen.
Baribo fehlt den Wölfen weiterhin
Einen Ausfall hat der WAC heute immer noch zu beklagen, und der schmerzt. Torjäger Tai Baribo wird mit Adduktorenproblemen auch heute noch zuschauen müssen. Eine weitere Chance für Dario Vizinger und Cheikhou Dieng an der Seite von Thorsten Röcher. Heute will das Team von Trainer Robin Dutt das halbe Dutzend an Bundesligasiegen am Stück voll machen. Der Trainer warnt aber auch vor zu großer Europhorie. „Es ist eine gute Ausgangsposition, aber eben nur eine Ausgangsposition“, sagt Dutt, dessen Mannschaft sich nach einem Stotterstart bis auf Rang drei vorgearbeitet hat und auch die Top-6 mit einem aktuellen Polster von sechs Punkten Vorsprung absichern konnte.