Was gestern in der Champions League passiert ist.
Wie machen sie das bloß, die Fußball-Produzenten des FC Red Bull Salzburg? Kaum verlässt ein Spieler den Klub oder ist plötzlich verletzt, kann die vakant gewordene Stelle binnen kürzester Zeit und (meistens) zumindest gleichwertig nachbesetzt werden. Der vor zwei Jahren in Slowenien entdeckte und trotzdem erst 18-jährige Benjamin Sesko erlitt in Altach einen Muskelfaserriss, doch der Meisterklub schuf umgehend Abhilfe.
Salzburg gegen Wolfsburg im Liveticker!
Zwei Gleichaltrige rücken nach. Der Däne Maurits Kjaergaard durfte schon ein paar Mal als Teilzeitkraft mitwirken und fiel bei seinem letzten Wochenend-Einsatz positiv auf. Der Kroate Roko Simic wurde für das heutige Champions-League-Duell mit Wolfsburg erstmals in den Kader geholt und könnte gegen den zuletzt mit drei Niederlagen in Folge ins Straucheln gekommenen Tabellensechsten der deutschen Bundesliga zu seinem Debüt in der Kampfmannschaft kommen.
Die in ein ausgeklügeltes Netzwerk eingespannte Salzburger Personalpolitik hat eine mittlerweile mehrjährige Tradition, die sich in jeder Hinsicht bezahlt macht. Zehn Scouts sichten die Talente und sorgen für ständigen Nachschub. Der lange Arm des Klubs reicht bis nach Afrika, wo die Salzburger vor allem mit Mali (Mohamed Camara, der verletzte Sekou Koita) beste Kontakte pflegen. Das Beispiel Sesko zeigt aber, dass das Gute auch sehr nahe liegen kann. Besonders gezielt werden die Nachwuchsnationalteams verschiedenster Länder unter die Lupe genommen. Dazu kommt der Eigenbau. Nicolas Seiwald, Luka Sucic und Junior Adamu sind die jüngsten Beispiele.
Ältere werden abgelehnt
Die Entdeckung vollzieht sich auf mehreren Ebenen. Reichhaltiges Videomaterial wird kombiniert mit Live-Beobachtungen der ausgesandten Späher. Das Augenmerk der Salzburger liegt dabei ausschließlich auf den 16-bis 19-Jährigen. „Wir bekommen auch viele Spieler zwischen 24 und 30 angeboten, aber die sind für uns uninteressant“, sagt Sportdirektor Christoph Freund.
Dass sich sehr viele Anwärter aus dem genannten Alterssegment letztlich für Salzburg entscheiden, auch wenn der Klub nicht als erster Interessent beim Spieler vorstellig wird, liegt vor allem an einem unwiderstehlichen Argument: „Wir können ihnen schon in sehr jungen Jahren Profifußball auf höchstem Niveau anbieten“, erklärt Freund. Die zur Verfügung stehende Salzburger Fußballschule ist selbstverständlich eingebettet in ein Gesamtausbildungskonzept, das alle Stückl’n spielt.
Die in den vergangenen Jahren in die europäischen Topligen aufgestiegenen Ex-Salzburger bieten zusätzlich enormen Anreiz. Längst gilt das Bullenreich daher als DIE Topadresse für Hochbegabte. Der schon mit allen möglichen Großklubs – zuletzt mit dem FC Bayern – in Verbindung gebrachte Jungstar Karim Adeyemi ist ein Paradebeispiel. Laut Freund soll der deutsche Neo-Nationalspieler aber wenigstens bis Sommer in Salzburg gehalten werden. „Das ist unser Minimalziel.“