In der 74. Minute herrschte im Kärntner Derby plötzlich Hochbetrieb für den Video-Schiedsrichter. Gleich vier Komponenten innerhalb einer Szene mussten geprüft werden. Handspiel – ja oder nein? Elfmeter – ja oder nein? Verhinderung einer offensichtlichen Torchance – ja oder nein? Rote Karte – ja oder nein? Das Ergebnis ist bekannt, ebenso die relativ lange Wartezeit von rund sechs Minuten. „Alle Beteiligten versuchen, die Entscheidungen so schnell wie möglich zu treffen. Die Richtigkeit steht aber im Vordergrund und alle Interventionen waren korrekt“, teilt der ÖFB mit und zieht aus dem ersten Spieltag mit Video-Beteiligung der Szenen ein positives Fazit. Man sei zuversichtlich, die offenen Spielsituationen in Zukunft auch schneller abhandeln zu können. Weil nicht nur eine einzelne Szene, sondern ganze Entstehungen in die Überprüfung miteinbezogen werden, würden die Checks eben eine gewisse Zeit dauern.
Für Verwirrung im Stadion sorgte die Einblendung der Worte „Entscheidung Elfmeter“ auf der Video-Wall. „Das ist leider nicht so wiedergegeben worden, wie es hätte sein sollen. Wir bitten um Verständnis, es sitzen auch nur Menschen vor den Bildschirmen“, teilte der ÖFB mit.
Nicht nur für die Zuseher, auch für die Spieler war die Situation trotz aller Vorbereitungen auf das neue System ungewohnt. „Es ist natürlich nicht angenehm, wenn man so lange warten muss“, sagt WAC-Kapitän Michael Liendl. Kritik gab es aber schon kurz nach dem Spiel weder aus Wolfsberg noch aus Klagenfurt. Man wolle dem VAR die nötige Zeit geben, bis alle Abläufe funktionieren. Den Spielern bleibe wie den Fans nicht mehr übrig, als zu warten. Ein Gang zum Schiedsrichter während der Überprüfungsphase kann mit einer Gelben Karte enden. „Es ist vielleicht noch nicht alles so eingespielt, wie es sein sollte. Weder Schiedsrichter noch Videoschiedsrichter wollen in dieser Phase einen Fehler machen und schauen deshalb vielleicht noch genauer hin“, sagt Liendl.
Neben dem VAR war man am Sonntag auch beim WAC noch nicht zur Gänze aufeinander eingespielt. Ab 20 Meter vor dem Tor fehlte die letzte Konsequenz. Mit dem Gegentor in der 90. Minute hat man die eigenen Fehler teuer bezahlen müssen. „Die Erwartungshaltung war groß. Es war sicher nicht unser bestes Spiel, das ist uns bewusst“, sagt Torschütze Liendl. Aufgrund der Rückkehr der Fans in die Stadien sei das Spiel auch trotz zweier verlorener Punkte ein Fußballfest für beide Seiten gewesen.