Die australischen Fußballerinnen halten eine Aborigines-Fahne in die Höhe, US-Star Megan Rapinoe & Co. knieen nieder - und die deutsche Hockey-Kapitänin will ihre Regenbogenbinde während der Spiele tragen. Zwei Wochen nach dem Ende der auch von politischen Symbolen und Gesten geprägten Fußball-EM deutet sich für die Olympischen Spiele in Tokio Ähnliches an: Athletinnen und Athleten positionieren und äußern sich. Sport und Politik sind kein unvereinbares Gegensatzpaar mehr.
Zum Auftakt des olympischen Fußball-Turniers gingen die Spielerinnen der Teams aus Großbritannien, Chile, USA, Schweden und Neuseeland für einen Moment mit dem Knie auf den Rasen, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren. Neuseelands Gegner Australien stellte sich Arm in Arm auf und hielt die Flagge der Aborigines in die Kameras. Die Fahne mit dem schwarz-roten Hintergrund und dem gelben Kreis gilt als wichtiges Symbol der Ureinwohner Australiens.
Die deutsche Hockey-Kapitänin Nike Lorenz würde gerne nach dem Vorbild von Fußball-Nationalkeeper Manuel Neuer im Spiel eine Binde mit Regenbogenfarben tragen und nicht nur beim Aufwärmen - das ist aber laut Olympia-Charta nicht erlaubt.
"Für uns ist das eine Gelegenheit, weiterhin unsere Stimmen und unsere Plattformen zu nutzen, um über die Dinge zu sprechen, die uns alle in unterschiedlicher Weise betreffen", sagte die US-Fußballerin Megan Rapinoe, die sich schon seit vielen Jahren zu diesen Themen äußert. "Wir befinden uns auf der globalen Bühne, alle Augen sind in den nächsten Wochen auf Tokio gerichtet", sagte die 36-Jährige und betonte: "Viele, die hier sind, machen sich nicht nur über ihren Sport Gedanken, sondern auch über viele andere Dinge."