Vittorio Veneto liegt in der Provinz Treviso in der Region Venetien. Im Ortsteil San Lorenzo leben nur 150 Menschen – aber einige von ihnen tragen denselben Nachnamen wie Franco Foda (55). Weil sie mit dem österreichischen Teamchef, der mit seiner Mannschaft heute im Achtelfinale auf die Azzuri trifft, verwandt sind.
Der Grund: Franco Fodas Vater Enrico stammt von hier, kam in den 1960er-Jahren wegen eines Jobs in der Automobilbranche aber nach Mainz, wo er seine spätere deutsche Frau Michelle kennenlernte. Gemeinsam haben sie vier Kinder: die Söhne Klaus und Andrea, Tochter Daniela und Franco. Bis zu seinem siebenten Lebensjahr hatte der heutige Teamchef sogar die italienische Staatsbürgerschaft.
„Wenn ich ihn im Fernsehen sehe, bin ich immer überglücklich, denn als er klein war, war er öfters hier. Dann hat er mich wieder besucht, als ich geheiratet habe“, verrät Loredana Foda (73), Francos Tante.
Der Kontakt in die Heimat seines Vaters ließ nach der Scheidung seiner Eltern nach. 1998 verstarb Enrico Foda in Deutschland. Wie Tante Loredana wohnt auch Francos Cousin Alessandro Foda (34) im beschaulichen San Lorenzo. Aufgrund des Altersunterschiedes hat er aber kaum Berührungspunkte zum Wahl-Grazer. „Ich habe eine Autogrammkarte von Franco. Es ist ein Erbstück, das Enrico vor mehr als 30 Jahren meinem Vater gegeben hat.“
Das Achtelfinale heute wird er sich natürlich wie alle in Italien verbliebenen Fodas in San Lorenzo ansehen. „Es ist wie ein Derby für mich. Ich hoffe, dass die bessere Mannschaft gewinnt“, sagt der Barkeeper, der seinen Cousin gerne einmal persönlich kennenlernen würde. „Ich würde ihm die Stadt zeigen und mit ihm gemeinsam seine Wurzeln erkunden.“ Mit einem Lachen fügt er noch hinzu: „Wenn Franco gegen Italien gewinnt, erfinden wir vielleicht gemeinsam einen Cocktail.“
Philipp Kessler