"Du bist der wahre Teamchef“ hat mir Franco Foda vor der Euro eingetrichtert, „also zeig es auch!“ So habe ich es allen gezeigt und hier in dieser Zeitung schon am 30. Mai der Welt zitierbar zugerufen „Wir schaffen das!“ und unsere Qualifikation für das Achtelfinale prophezeit! Dieser Triumph ist Geschichte! Ich kenne mich ja ein bisschen aus im Fußball. Allerdings – das wird jeder Experte bestätigen – gehört beim „Antizipieren“ (= „Riechen“) „ein Quäntchen Glück“ dazu. Der Hauptgrund, warum ich ans Achtelfinale geglaubt habe, war, dass Franzobel nicht daran geglaubt hat. Egal … 

Nicht nur ich, auch Franco Foda kennt sich ein bisschen im Fußball aus und „hat alles richtig gemacht“. In meinem langen Leben (es währt schon vier Jahre länger als das von Foda) hat Österreich („wir“) noch nie gegen Italien gewonnen! Kein einziges Mal! Noch nie haben wir eine tausendminütige Torsperre gebrochen! Ich kann mich überhaupt erst an zwei Tore gegen die Azzurri erinnern – ein Herzog-Elfer in Paris bei 0:2 und eine unfassbare Bogenflanke von Robert Sara im Stadio Olimpico irgendwann nach der Schlacht von Königgrätz. Dass die Tifosi auf den Straßen Roms seit einer knappen Woche mit Hupkonzerten den Viertelfinaleinzug feiern, ist also einfach der Statistik geschuldet. 

Selbstverständlich werden sich die Italiener akribisch vorbereitet haben, auf ein österreichisches Catenaccio gefasst sein und auch Franco Foda durch- und durchanalysiert haben: Sie werden wissen, dass Foda am selben Tag Geburtstag hat wie William Shakespeare (wir spielen in Wembley!!!), dass Fodas Vater Venezianer ist, Franco bis zum siebenten Lebensjahr einen italienischen Pass hatte und seinen Söhnen italienische Vornamen gab; dass er quasi die Personifizierung der größten Erfolge von Sturm Graz als Spieler und als Trainer darstellt (auch wenn er mit Sturm einmal gegen Lazio ausgeschieden ist …), dass er in Klagenfurt gegen Weltmeister Deutschland gewonnen hat, dass er sich bei sensationellen Erfolgen, wenn auch widerwillig dazu hinreißen lässt, sich eine Glatze schneiden zu lassen, und, und, und. 

Fodas allergrößten Triumph werden die italienischen Analysten im Netz aber vielleicht übersehen haben: Fodas entscheidender Elfmeter im Pokalfinale 1999. „Trainer Ivica Osim verfolgte das Penalty-Schießen vor dem TV-Schirm in den Katakomben des Prater-Stadions und schwor sich aufgrund der Dramatik dieses Spieles und seines erhöhten Nikotinkonsums an jenem Tag, nie mehr in seinem Leben einen Glimmstängel anzurühren und hielt dieses Versprechen bis heute.“ Wer es schafft, Ivica Osim das Rauchen abzugewöhnen, liebe Tifosi, dem ist alles zuzutrauen!