Das Europäische Ocean Race ist beendet. Im Vergleich zum eigentlichen Ocean Race rund um den Erdball eine lockere Aufwärmübung. Welche Erkenntnisse hat die österreichische Crew aus letzten 14 Tagen gezogen.

KONSTANTIN KOBALE: Nun, erstmals war die junge Crew bei einer längeren Wettfahrt dabei. Es war für uns ein Kennenlernen, aber auch ein Casting, um die richtige Kernmannschaft für das Ocean Race zu finden. Es war ein wichtiges Kennenlernen für alle Mitglieder. Und wir haben alles erleben dürfen. Von eiem Etappensieg bis zu einem letzten Platz.

Wie viele Leute umfasst die Segelmannschaft auf der Sisi, so der Name eurer Rennjacht?

Wir sind jetzt an die 20 Personen. Zehn Mann fahren die Etappen. Beim Ocean Race müssen laut Reglement dann fünf Leute permanent an Bord sein, fünf können getauscht werden.

© KK7Tanja Güttersberger

Quasi als Wechselspieler. Die sich aber gleich auf dem ersten Teilstück, von Lorient nach Cascais, den Etappensieg geholt haben. Als Außenseiter.

Wir haben bis zum Schluss durchgehalten. Auf den letzten 15 Seemeilen herrschte nur Leichtwind, die Führung wechselte alle drei, vier Minuten. Wir hatten die richtige Segeltaktik gewählt, Nervenstärke bewiesen. Vor allem auf den letzten drei Meilen. Da haben wir uns gegenüber den Gegner richtig positioniert um als erstes Boot über die Ziellinie zu fahren.

Das Gegenteil widerfuhr euch dann am letzten Tag, da hat die Taktik nicht zum Erfolg geführt.

Genau, da waren die Wettermodelle sehr unklar. Unser Taktiker hat sich auf eine Prognose verlassen. Die hat dann leider doch nicht gestimmt. So sind wir in einer Hochdruckblase gelandet, aus der du dann nicht mehr so schnell herauskommst. Die restliche Flotte ist da einfach weggesegelt. Es ist halt immer ein kleines Risiko, wenn man von der Flotte weggeht und seinen eigenen Weg geht. Vor Cascais hat es geklappt, vor Genua dann nicht mehr.

Ist dann der Taktiker und Navigator der böse Bube?

Nein, nein. Alle Boote bekommen ja die gleichen Wetterdaten zugespielt, dafür gibt es eine Software. Aber wie gesagt: geht man ein Risiko ein, kann man viel gewinnen aber auch verlieren. Aber dazu fahren wir diese Regatten, um zu lernen. Und leicht hat es der Taktiker ja auch nicht. Er hockt die ganze Fahrt unter Deck und starrt nur auf seine Computer.

Das Projekt wurde vor fast eineinhalb Jahren noch in Klagenfurt präsentiert. Mittlerweile seid ihr ein internationaler, bunter Haufen. Wie viele Nationen sind an Bord von Sisi?

Ui, da muss ich nachdenken. So rund elf Nationen, von Portugal bis Kanada, sind an Bord.

Und wie findet man dann die richtigen Weltumsegler?

Na ja, die stehen nicht auf der Straße. Aber am Ocean Race beteiligen sich acht Jachten, die Segler gibt es ja weltweit. Und wie in der Jobsuche gibt es eine Ausschreibung und eben Bewerbungen. Wir haben bis dato so um die 100 Bewerbungen bekommen, viele werden einmal zu einer kleinen Wettfahrt eingeladen. Und nun haben sich einmal so 20 herausgefiltert. Fünf Leute umfasst einmal das Kernteam.

Das ganz große Thema für so ein Projekt ist natürlich auch die Budgetierung. Wie gesund ist euer Projekt?

Wir sind primär auf der Suche nach einem großen Hauptsponsor für das Ocean Race selbst. Bis zum Ende des Jahres sind wir ausfinanziert. Es wird das Boot noch einmal komplett überarbeitet werden müssen. Für den Sommer und Herbst wird es eine unserer Hauptaufgaben sein, diesen Sponsor zu finden. Aber wir haben das gerade auch beim European Ocean Race gute Kontakte knüpfen können.

Welche Regatten stehen heuer noch auf dem Programm.

Wir bleiben noch ein paar Tage in Genua. Dann geht es nach England, wo wir das Fastnet Race fahren werden, später das Maxi Race vor Sardinien. Und dann soll noch eine Überstellungsfahrt in die Karibik folgen. Die Mannschaft sollte dann endgültig geklärt sein.