Österreichs Fußball-Nationalteam hat am Sonntag in Bukarest mehr Tore erzielt als in den bisherigen sechs EM-Spielen davor. Der historische erste ÖFB-Sieg bei einer kontinentalen Endrunde gelang mit einem 3:1 gegen Nordmazedonien gegen den in der FIFA-Weltrangliste am schwächsten platzierten EM-Teilnehmer. Mit den Niederlanden und der Ukraine warten in Gruppe C noch andere Kaliber.
Ab Montag wollte Teamchef Franco Foda den Fokus auf das Duell mit den Niederländern am Donnerstag (21.00 Uhr/live ORF 1) in Amsterdam legen. "Denn eins ist schon klar: Wir brauchen schon noch Punkte, um uns dann auch für das Achtelfinale zu qualifizieren", sagte der Deutsche. In den vergangenen Wochen - seit 27. Mai hat Foda sein Team versammelt - habe sich ein guter Teamspirit entwickelt. "Genauso muss es jetzt weitergehen. Wir haben das Spiel gewonnen, die Jungs haben Geschichte geschrieben."
Großes Ziel aber bleibt der erstmalige Einzug in die K.o.-Phase einer EM. Neben den beiden Topteams jedes Pools qualifizieren sich auch die vier besten von sechs Gruppendritten. Theoretisch könnten die Österreicher auch noch nach ihrem letzten Gruppenspiel am 21. Juni erneut in Bukarest gegen die Ukraine um den Aufstieg zittern müssen - das würden sich David Alaba und Co. im EM-Camp in Seefeld aber gerne ersparen.
Der Auftritt seines Teams machte Foda Mut. "Der Sieg war absolut verdient. Man hat es von der ersten Minute an gespürt, dass die Mannschaft dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte." Auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich - der Teamchef sprach von einer "Unachtsamkeit", der bedrängte Torhüter Daniel Bachmann agierte ebenso unglücklich wie Martin Hinteregger - habe seine Mannschaft "jede Sekunde an den Sieg geglaubt".
Die Erlösung folgte durch die "Joker" Michael Gregoritsch und Marko Arnautovic. "Mit den zwei neuen Stürmern kam nochmal ein neuer Impuls in die Mannschaft", meinte Foda. Arnautovic war mit seiner Rolle als Wechselspieler nicht hundertprozentig glücklich. Der China-Legionär steht nach einer überstandenen Oberschenkelverletzung seit etwas mehr als einer Woche wieder voll im Mannschaftstraining.
"Wenn Marko topfit ist, spielt er bei mir immer von Anfang an", sagte Foda. Diesmal wollte er "noch kein Risiko eingehen, ihn von Anfang an zu bringen über 60, 70 Minuten". Nach einer Muskelverletzung müsse man immer aufpassen. "Ich weiß, die Spieler sehen das immer etwas anders. Das spricht auch für ihn. Marko ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft." Bis Donnerstag wird noch dreimal trainiert. Foda: "Es ist durchaus möglich, dass er dann auch gegen Holland von Anfang an spielt."
Der Teamchef lobte das Spieltempo in der zweiten Hälfte. "Wir haben den Gegner dann teilweise eingeschnürt." Laut Kapitän Alaba hätte man auch den Charakter der Mannschaft auf den Platz gesehen. "Man hat gemerkt, wie hungrig wir waren, wie willig wir waren." Er selbst trug mit einer Glanzleistung im Zentrum einer Dreier-Abwehrkette seinen Teil dazu bei.
Die Spieler hatten die Aufstellung im 3-5-2- bzw. 5-3-2-System laut Foda wie üblich zwei bis drei Stunden vor dem Spiel erfahren. Überrascht wurden sie nicht. "Wir haben die ganze Woche schon in diesem Bereich gearbeitet." Das zuletzt hauptsächlich praktizierte 4-2-3-1 sei die erste Option gewesen, das 5-3-2 die zweite. "Ich habe immer gesagt, wir wollen flexibel bleiben. Die Mannschaft kann beide Systeme spielen. Für mich war es kein Risiko, sonst hätte ich es nicht gemacht", betonte Foda.
Die ÖFB-Spieler würden in ihren Clubs allesamt in unterschiedlichen, sehr variablen Systemen spielen. "Insofern war das kein großes Problem. Natürlich, wenn es in die Hose gegangen wäre, wären die Journalisten die ersten gewesen, die das alles hinterfragt hätten. Aber wir haben es so umgesetzt, wie wir es wollten. Das hat gut funktioniert." Es reichte zu Österreichs erstem EM-Sieg, dem ersten bei einem Großereignis seit der WM 1990. Foda: "Ob wir dann gegen Holland genauso spielen, wird man sehen."
ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel freute sich über die Last, die nach einem bisher mäßig verlaufenen Länderspiel-Jahr vor der Reise nach Amsterdam abgefallen ist. "Das tut uns allen sehr gut, es war eine schwierige Zeit", sagte der Wiener im ORF-Interview. "Wir wussten, dass alle von uns diesen Sieg erwartet haben. Auch wenn es schwer war, haben wir ihn zum Schluss zustande gebracht. Das erste Spiel ist das wichtigste im Turnier. Wenn du das nicht gewinnst, bist du sofort unter Zugzwang."