Die Europäische Fußball-Union verweist in der Diskussion über die Fortsetzung des Dänemark-Spiels nach dem Kollaps von Starspieler Christian Eriksen zunächst auf das Regelwerk. Dieses legt grundsätzlich das Vorgehen bei der "Neuansetzung von Spielen" (Artikel 29) fest, nicht aber, wie nach medizinischen Notfällen wie am Samstagabend im Parken Stadion von Kopenhagen zu verfahren ist.
"Kann ein Spiel nicht wie geplant beginnen oder nicht zu Ende gespielt werden, werden das vollständige Spiel bzw. die verbleibenden Spielminuten grundsätzlich am folgenden Tag ausgetragen", schreibt der Dachverband vor. Nach übereinstimmenden Aussagen von Samstag hatten beide Mannschaft entschieden, noch am Abend weiterzuspielen. Zur Wahl stand der Sonntagmittag als Alternativtermin. Vor der Entscheidung soll Eriksen per Videotelefonat aus dem Krankenhaus mit seinen dänischen Mitspielern gesprochen haben. Auch Trainer Kasper Hjulmand sagte: "Es wäre noch schlimmmer gewesen, am Sonntag erneut zu spielen."
Die Fortsetzung der Partie noch am Abend wurde in den Sozialen Medien und auch von früheren Nationalspielern teils heftig kritisiert. Wenn so etwas passiere, "sind sie voller Emotionen und haben nicht die Übersicht, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Es muss jemanden geben, der dann sagt: Wir hören hier auf", sagte Dänemarks Fußball-Legende Michael Laudrup als EM-Experte des dänischen Fernsehsenders TV3+.
Auch TV-Stationen kritisiert
Überall in Europa wurde nach dem Vorfall Kritik laut, wieso man denn so lange noch live auf Sendung geblieben sei und die Kamera immer wieder auf den Spielerkreis, inmitten dessen Eriksen um sein Leben kämpfte, einblendete. Der Regisseur des internationalen TV-Signals beim Fußball-EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland hat sich gegen Kritik an unangemessenen Aufnahmen gewehrt. "Wir haben die Trauer und die Verzweiflung der Menschen gezeigt, der Spieler, des Staffs und der Zuschauer", sagte der Franzose Jean-Jacques Amselm der "L'Equipe". "Wir haben in diesem Moment größter Beunruhigung auch eine Einheit gespürt. Das musste übermittelt werden. Das nenne ich nicht Voyeurismus."
Auch aus Österreich gab es eine Stellungnahme. Der ORF verteidigt seine TV-Übertragung. ORF-Publikumsrat Golli Marboe hatte zuvor laut Online-"Standard" die Vorgangsweise in einem internen Mail an seine Kollegen als "unfassbar" kritisiert. Der ORF wies die Vorwürfe zurück. "Der ORF übernimmt das Signal von der UEFA und hat auf die Bildregie keinen Einfluss", so ein Sprecher.