Worauf es heute ankommt, werde ich oft gefragt. Antwort: Gegen Nordmazedonien auf drei Punkte – die sind Pflicht. Diskussionsstoff rund um die Truppe von Franco Foda gibt es ja genug. Da wäre der Einwurf von Ex-Teamspieler Marc Janko, dass die Stimmung schlecht sei. Schwer zu kontern, weil die Quelle der Information nicht preisgegeben wurde. Welche Stimmung war gemeint? Jene nach schlechten Leistungen? Es ist völlig normal, dass nach Niederlagen nicht alles eitle Wonne ist. Jene zwischen den Spielern? Oder die zwischen Spielern und dem Trainerteam? Man weiß es nicht. Aber jeder von uns kennt das: In einer Gruppe von 30 Personen kommt es selten vor, dass man sich mit allen gleich gut versteht.
Ein Trainer muss heute auch Psychologe sein. Speziell jene Spieler, die wenig oder gar nicht zum Einsatz kommen, benötigen oft besondere Aufmerksamkeit, viele Einzelgespräche. Man muss ihnen vermitteln, dazuzugehören, wichtiger Bestandteil des Teams zu sein, man muss ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Denn sonst steigt die Gefahr der Unzufriedenheit. Der Rest des Trainerteams fungiert hierbei oft als Blitzableiter.
Idealerweise gibt es in einer funktionierenden Mannschaft aber einen „Selbstreinigungsprozess“. Ein Team muss in der Lage sein, Probleme intern offen anzusprechen und Konflikte aus der Welt zu schaffen.
Ein weiterer Vorwurf, der zu lesen war: Franco Foda ist nicht der richtige Trainer. Ich bin der Meinung, dass Foda ein sehr erfolgreicher Trainer ist, er hat Titel gewonnen und die ÖFB-Ziele erreicht. Er hat, wie jeder Trainer, seine Philosophie und einen individuellen Führungsstil. Foda muss es gelingen, die Spieler von seiner Spielidee zu überzeugen und sie ins Boot zu holen. Die Zeiten, in denen ein Trainer im Stile eines Diktators führt, gehören der Vergangenheit an. Jedem muss seine Aufgabe klar sein, jeder muss dank Analysen alle Stärken und Schwächen des Gegners kennen.
Worauf es noch ankommt: Der Trainer muss fortlaufend auf die Wichtigkeit des Auftaktspiels hinweisen. Acht Spieler waren schon 2016 in Frankreich dabei. Es wäre absurd, denselben Fehler wie damals wieder zu begehen und den Gegner zu unterschätzen. Die Kunst wird es sein, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben, ohne auch nur eine Spur von Überheblichkeit aufkommen zu lassen. Den Fokus auf die Dinge zu legen, die man beeinflussen kann – die eigene Leistung. Denn ich sage es deutlich: Diese Mannschaft hat die Qualität, um das Viertelfinale zu erreichen, wenn Spielplan und Konzentration stimmen. Das ist das, worauf es ankommt – für den Sieg.
Roman Mählich