Sie haben den WAC in turbulenten Zeiten übernommen. Es scheint, als wäre mit dem fünften Platz niemand wirklich zufrieden. Wie hoch sind die Ansprüche in Wolfsberg bereits?
ROMAN STARY: Ich glaube schon, dass auch eine gewisse Zufriedenheit beim Verein da ist. Wenn du bis zwei Runden vor Schluss die Chance hast, dritter werden zu können, waren dann alle etwas enttäuscht. Mit ein Grund ist, dass beim Verein sehr viele schon sehr erfolgsverwöhnt waren.
Ihrer Bestellung als Interims-Trainer ist ein Machtkampf zwischen Vorgänger Ferdinand Feldhofer und Teilen der Mannschaft vorausgegangen. Wie haben Sie die Vorgänge in Ihrer damaligen Funktion als Sportkoordinator erlebt?
Ich habe das leider gar nicht mitbekommen. Erst eine Woche davor. Da habe ich gehofft, dass es noch zu kitten ist, aber das war nicht mehr möglich. Vom ‘Ferdl’ habe ich eine sehr hohe Meinung. Für mich ist er ein Top-Trainer. Wie es so weit kommen hat können, weiß ich nicht. Es ist schade, dass es so passiert ist. Ich glaube aber, es ist nie wirklich aufgearbeitet worden.
Sie haben drei intensive Monate hinter sich. War es die richtige Entscheidung, diese Aufgabe zu übernehmen?
Ich habe nicht viel nachdenken müssen. Es war sehr spannend, es hat Spaß gemacht und es war wieder eine neue Erfahrung. Für den ‘Ferdl’ wäre es mir lieber gewesen, es wäre gleich erfolgreich weitergelaufen. Irgendwer hat es dann machen müssen und ich bin froh und dankbar, dass der Verein die Aufgabe mir übertragen hat.
Sie wurden als Interims-Trainer präsentiert, nach dem Erreichen der Meistergruppe von Vereinsseite als Dauerlösung gehandelt. Nach dem 1:8 gegen Rapid war das vom Tisch und zum Schluss wurde ein Job im Nachwuchs diskutiert. Wie beeinflusst einen dieses Hin-und-Her?
Ich habe das, glaube ich, sehr gut ausgeblendet. Es war ausgemacht, dass ich das bis zum Sommer mache. Ich weiß, dass das in der Öffentlichkeit ein Thema war. Für mich war es aber keines.
Ihre Bilanz steht bei fünf Siegen, zwei Unentschieden, acht Niederlagen und einem Punkteschnitt von 1,13. Damit kann man wohl nicht zufrieden sein.
Nein, ich bin absolut nicht zufrieden. Natürlich denke ich darüber nach, was ich besser hätte machen können. Es hat viele Gründe, warum es so passiert ist. Jeder macht Fehler, es sind dann aber Dinge hinzugekommen wie Verletzungen, viele Ausschlüsse, Spieler, die noch keinen Vertrag hatten und nicht wussten, wie es weitergeht, in der Defensive waren wir nicht gut, der eine wäre schon lieber beim Nationalteam gewesen und der andere bei der U21-EM. Das sind keine Ausreden, aber ich glaube schon, dass man das in die Analyse mit einfließen lassen muss.
Was hätten Sie im Rückblick anders gemacht?
Dafür ist es fast noch zu früh. Wir haben einmal beim System etwas verändert (von einem auf zwei „Sechser“, Anm.), da weiß ich nicht, ob das gescheit war.
67 Gegentore in 34 Liga-Spielen. Warum konnte die Defensive über die ganze Saison nie stabilisiert werden?
Es ist sicher nicht nur an den Abwehrspielern gelegen. Die Defensive beginnt vorne. Es haben der letzte Wille und der Hunger gefehlt. Da mache ich aber keinem einen Vorwurf. Als sich die Spieler vor zwei Jahren das erste Mal für die Europa League qualifiziert haben, haben sie gebissen, gezwickt, sie sind voll gefahren und haben alles dafür getan. Das wollten sie jetzt auch wieder, haben es aber nicht mehr so auf den Platz gebracht. Vielleicht waren sie schon etwas satt, auch durch Müdigkeit und Verletzungen.
Sie kennen die Mannschaft und die Ziele des Vereins. Braucht es einen Umbruch?
Auf ein paar Positionen brauchen wir etwas. Früher oder später wird es auch einen Umbruch brauchen. Alexander Kofler, Michael Liendl, Mario Leitgeb, Christopher Wernitznig sind nicht mehr die Jüngsten. Ich bin selber gespannt, wie Robin Dutt weitermacht. Auch, was das System betrifft.
Der WAC ist in der kommenden Saison in der Bundesliga erstmals nicht mehr der einzige Verein aus Kärnten. Trauen Sie es der Austria zu, schon in der ersten Saison an der Vormachtstellung der Wolfsberger anzugreifen?
Als Aufsteiger tut man sich im ersten Jahr oft relativ leicht. Ich kann es mir aber nicht vorstellen. Das ist nicht überheblich gemeint, aber für das, was beim WAC über Jahre gewachsen ist, da braucht Austria Klagenfurt schon noch eine Zeit.
Die Fördermillionen für die Akademie werden sich die Vereine vermutlich teilen müssen. Wird es auch bei Spielern und Sponsoren einen Kampf geben?
Das glaube ich nicht. Jeder Verein hat seine Philosophie. Ich sehe auch bei den Sponsoren keinen Konkurrenzkampf. Wolfsberg und Klagenfurt haben doch ein anderes Einzugsgebiet. Die größte Gefahr sehe ich bei den zwei Akademien. Da muss ich die Entscheidung des ÖFB schon hinterfragen. Ich glaube einfach, dass zu wenig Potenzial an Top-Talenten da ist. Zwei Akademien, noch dazu an einem Standort, das wird eine Aufgabe werden.
Ihre sportliche Zukunft ist offen. Welchen Job würden Sie gerne machen?
Real Madrid ist schon vergeben (lacht). Ich möchte jetzt einfach nur abschalten, das ist mir bisher auch glänzend gelungen. Momentan bin ich beim WAC als Sportkoordinator angestellt. Darüber habe ich mit dem Präsidenten Dietmar Riegler auch geredet. Wir definieren jetzt noch einmal das Aufgabengebiet und er wird auch den Vertrag aufbessern. Da kann ich mir ohne Weiteres vorstellen, dass das passt. Es liegt aber an den Vorstellungen des Vereins. Ob ich jetzt U8-Trainer werden soll oder etwas anderes, werden wir sehen.