Wer jemals einen der Rocky-Boxfilme rund um Sylvester Stallone alias Rocky Balboa alias „The Italian Stallion“ gesehen hat, bei dem dürften leise Zweifel ob der Unzerstörbarkeit des Protagonisten aufgekommen sein. Immerhin kassierte dieser unzählige Schläge (ohne Deckung wohlgemerkt!), ohne dass ihm dabei das Licht ausging. Ein Kassenschlager made by Hollywood, bei dem die Realität der Action mitunter eben Platz machen musste.
Oder doch nicht? Sieht man sich die erste Runde des legendären Mittelgewicht-Kampfes zwischen Marvelous Marvin Hagler und Thomas „Hit Man“ Hearns an, fühlt man sich ob der Intensität und Brutalität der Schläge durchaus an Rocky erinnert. Es war ein Fight, der als „The War“ und einer der besten Kämpfe der Geschichte in die Box-Annalen einging. Eigentlich hätten die beiden bereits im Mai 1982 in den Ring steigen sollen, doch musste Hearns wegen einer Verletzung am kleinen Finger absagen. „Er hat den Kampf und zwei Millionen Dollar sausen lassen wegen seines kleinen Fingers. Wissen Sie, was andere für zwei Millionen Dollar machen würden? Sie würden sich den Finger abschneiden lassen“, hatte Hagler damals gestichelt.
Zum Showdown der beiden kam es dann erst knapp drei Jahre später. Am 15. April 1985 standen einander Hagler und Hearns endlich im Caesers Palace Las Vegas gegenüber. Herausforderer Hearns hatte im Vorfeld den über vier Jahre älteren Hagler, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit fünf Jahren ungeschlagener Weltmeister war, mit der Aussage „Am 15. April – in drei Runden – werde ich der Größte sein“ provoziert ... Er sollte unrecht behalten. Zwar wurde der Kampf tatsächlich in der dritten Runde abgebrochen, allerdings war es Hearns, der nach zwei krachenden Rechten Haglers im Ringstaub lag.
Mit diesem Sieg war Hagler am Zenit seiner einzigartigen Laufbahn angelangt. Zwar blieb der markante Glatzkopf aus Newark bis 1987 weiter unbesiegt, doch läutete eine umstrittene Niederlage nach Punkten gegen Sugar Ray Leonard das Ende seiner Karriere (62 Siege in 67 Profikämpfen, 52 davon durch K. o.) ein.
Nach seinem Rücktritt im Juni 1988 wurde es um Marvelous Marvin Hagler (das Marvevlous steht für fantastisch, wunderbar – er ließ es sich extra in den Pass eintragen) schnell ruhig. Zwar hatte er 1997 in dem Klamaukfilm „Zwei Fäuste für Miami“ einen Auftritt, doch der Ruhm anderer Box-Legenden blieb ihm verwehrt. Nun ist Hagler überraschend mit 66 Jahren verstorben. Und mit ihm wieder ein Stück der guten alten Box-Zeiten, als diese noch wunderbar waren.