Vor einer Woche noch, da gab es Lob vom Großmeister. José Mourinho sprach in den höchsten Tönen über den WAC unter Kollege Ferdinand Feldhofer. Schwer zu bespielen, giftig im Pressing, nach vorne ausgerichtet, sah der mit unzähligen Titeln dekorierte Trainer der Tottenham Hotspur den Gegner aus Wolfsberg. Jetzt ist Feldhofer nicht mehr Trainer des WAC.

Doch wie konnte alles so schnell eskalieren? Noch dazu in einer Saison, die mit dem Erreichen des Sechzehntelfinales der Europa League und des Halbfinales im ÖFB-Cup alles andere als sportlich ungünstig lief? Die Ansprüche beim WAC sind auch in der Liga andere geworden. Nach teilweise schwachen Auftritten und nicht zufriedenstellenden Ergebnissen wurde die Unruhe größer. Die historischen Erfolge im internationalen Bereich konnten auch über die Entzweiung von Feldhofer und Teilen der Mannschaft nicht mehr hinwegtäuschen. Intern sah man den erfolgreichen Weg der Vorgänger Christian Ilzer und Gerhard Struber in Gefahr. Auch aus Spielerkreisen war immer wieder von unterschiedlichen Auffassungen zur Spielweise und taktischen Unstimmigkeiten die Rede. Gegen den LASK standen sieben gelernte Defensivspieler auf dem Platz.

Der Machtkampf gipfelte in der Degradierung von Michael Liendl, Michael Novak und Christopher Wernitznig zu Tribünengästen und zwang Präsident Dietmar Riegler zu einer Entscheidung. Immerhin droht der Verein auch das Minimalziel oberes Play-off noch aus den Händen zu geben. Riegler ist nahe bei der Mannschaft und für seinen engen und menschlichen Umgang mit allen im Verein bekannt. Stichwort WAC-Familie. Der Präsident musste erkennen, dass auch er die Gräben zwischen Teilen der Mannschaft und dem Trainer nicht mehr zuschütten konnte. Wie der Verein mitteilt, handle es sich nicht um eine Entlassung, sondern um einen Rücktritt. Mit Blick auf Feldhofers Erfolge - Platz drei im Vorjahr, zweitbester Punkteschnitt in der Bundesliga aller WAC-Trainer - kann eine solche Trennung nie leicht fallen. Aufgrund der Umstände scheint sie dennoch die einzige Möglichkeit gewesen zu sein.